04. Aug. 2018 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Frauen-Vierer ohne wird Sechster

Der Frauen-Vierer ohne hat mit einem guten Rennen die EM als Sechster beendet. Fotos: DRV/Seyb

Heute wurden im Strathclyde Country Park die ersten Europameister gekürt. Der Deutsche Ruderverband war etwas enttäuschend nur mit einem Boot, dem Frauen-Vierer ohne, in den Finals vertreten, der trotz eines guten Rennens eine Medaille verpasste. Während der Männer-Doppelzweier den Sprung in die Top-6 nicht ganz schaffte, hat Lars Wichert sich im leichten Einer für das A-Finale qualifiziert.

Frauen-Vierer ohne beendet EM als Sechster
Ihr bisher bestes Saisonergebnis erzielten Sophie Oksche (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.), Frauke Hacker (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956 e.V.), Alexandra Höffgen (Neusser Ruderverein e.V.) und Ida Kruse (Ruderverein Münster von 1882 e.V.) beim Weltcup in Linz mit Platz vier. Im Vorlauf der EM konnten die Mädels von Trainer Werner Nowak noch nicht ganz umsetzen, was sie sich vorgenommen hatten, das sollte im heutigen Finale anders sein. Allerdings hatte man mit den Russen die WM-Bronzemedaillengewinnerinnen aus Sarasota sowie mit den Rumänen die aktuellen U23-Weltmeisterinnen als Gegner, keine leichte Aufgabe also. Doch das deutsche Quartett meisterte seine Aufgabe souverän. Während sie auf den ersten 250 m noch etwas Probleme hatten und dadurch erst später richtig ins Rennen fanden, konnten sie den Abstand auf die anderen Boote klein halten. Nur zwei Sekunden trennten die sechs Boote bei der 1.000-m-Marke. An der Spitze konnten sich dann die Boote aus Russland, Rumänien und Polen etwas absetzen, das deutsche Boot hielt den Anschluss zur Konkurrenz und konnte auf den letzten 250 m weitere Meter gut machen. Mit einem guten sechsten Platz und der heutigen Leistung können die Mädels auf jeden Fall zufrieden sein. „Das sind wir auch“, so Sophie Oksche. „Wir müssen allerdings auf den ersten 250 m noch besser werden. Die Bedingungen hier sind fair, aber technisch anspruchsvoll“, ergänzt Alexandra Höffgen und Frauke Hacker fügt hinzu. „Auf den letzten Metern sind uns die Niederländerinnen noch in die Bahn gefahren, da mussten wir noch einmal aufpassen.“

Männer-Zweier ohne mit versöhnlichem Abschluss
Nachdem gestern eine erneute Welle des Kamerabootes die Finalträume von Paul Schröter (Ruderklub am Wannsee e.V.) und Laurits Follert (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) im Männer-Zweier ohne begraben hatte, ging es für das Duo heute im B-Finale um einen versöhnlichen Abschluss. Ein technisches Problem am Start hatte zur Folge, dass zwei Boote – darunter auch das deutsche – das Startsignal nicht hörten und nur vier Boote das Rennen aufnahmen. Daraufhin wurde der Start wiederholt. Die Jungs von Trainer Christian Viedt ließen sich davon nicht irritieren. Sie legten vom Start weg ein hohes Tempo vor und kontrollierten auf der Außenbahn das Feld mit fast einer Bootslänge Vorsprung. Im dritten Streckenabschnitt konnten die Briten auf das deutsche Boot aufschließen und kurze Zeit später auch überholen. Die Deutschen hielten sich aber gut und überquerten als Zweiter des B-Finales die Ziellinie. Damit beenden sie die EM auf dem achten Platz. „Das war ein guter Abschluss heute, wir haben gezeigt, dass wir auch gute Rennen fahren können. Wir haben probiert, nach den Startproblemen ruhig zu bleiben. Wir wollten aggressiv losfahren, aber uns nicht verausgaben – das ist uns auch gelungen“, erklärt Paul Schröter.

Männer-Vierer ohne gibt richtige Antwort
Nachdem Felix Brummel (Ruderverein Münster von 1882 e.V.), Nico Merget (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.), Peter Kluge (Celler Ruderverein e.V.) und Felix Drahotta (RTHC Bayer Leverkusen) gestern enttäuschend das Finale verpasst hatten, wollten sie heute zeigen, dass sie es eigentlich viel besser können. Und das gelang dem deutschen Quartett auch. Die Crew von Trainer Tim Schönberg fand gut ins Rennen und hängte sich auf den ersten 1.000 m an das bis dahin führende Boot aus Österreich. Auf der zweiten Streckenhälfte arbeiteten sie entgegen dem gestrigen Rennen gut zusammen und schoben sich Stück für Stück an die Spitze des Feldes. Mit einer halben Bootslänge Vorsprung gewannen sie das B-Finale und fahren als EM-Siebter nach Hause. „Wir hatten keine gute Woche und haben heute die Pflichtaufgabe erfüllt. Für uns als Team war es wichtig, dass wir die Kurve gekriegt haben“, erklärt Nico Merget, dem die Enttäuschung von gestern noch anzusehen war.

Frauen-Doppelvierer hat sich von Rennen zu Rennen gesteigert
Der Frauen-Doppelvierer mit Julia Lier (Hallesche Ruder-Vereinigung Böllberg v. 1884), Constanze Duell (Münchner Ruder-Club von. 1880 e.V.), Frauke Hundeling (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.) und Julia Leiding (Rostocker Ruder-Club von 1885 e.V.) wollte nach dem verpassten Finaleinzug den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern noch einmal angreifen. Die Crew von Trainer Werner Nowak ordnete sich nach dem Start auf der dritten Position hinter Italien und Frankreich ein. Im weiteren Rennverlauf konnte sich das deutsche Quartett immer näher an die Französinnen heranschieben, bei der 1.500-m-Marke trennte sie nur eine knappe halbe Sekunde vom zweiten Rang. Trotz eines guten Finishs, gelang es dem Team nicht, die Lücke ganz zu schließen, sodass sie das Rennen als gute Dritte beenden. „Die Mädels sind natürlich schon etwas enttäuscht, aber mit dem Rennen heute können sie zufrieden sein. Sie haben alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und haben heute ihr bestes Rennen hier gezeigt. Die anderen Teams können ja auch alle was“, so ihr Trainer Werner Nowak und ergänzt. „Sie haben sich hier von Rennen zu Rennen gesteigert und immer konstruktiv zusammengearbeitet.

Männer-Doppelzweier fehlte am Ende die gemeinsamen Trainingskilometer
Für Stephan Riemekasten (Rudergemeinschaft Rotation Berlin) und Max Appel (Sportclub Magdeburg e.V. Abteilung Rudern) im Männer-Doppelzweier ging es heute um den erhofften Finaleinzug – Platz eins bis drei qualifiziert sich für die Endrunde. Mit einem Sprintstart setzte sich das deutsche Duo an die Spitze des Feldes und überquerte die erste Zeitmessung fast zeitgleich mit den Briten. Auf den zweiten 500 m mussten die Jungs von Trainer Dirk Brockmann dem hohen Anfangstempo etwas Tribut zollen, als Vierter mit knapp zwei Sekunden Rückstand auf das führende Boot gingen sie auf die zweite Streckenhälfte. Dort war den beiden anzumerken, dass ihnen gemeinsame Trainingskilometer fehlen, sitzen sie doch erst 12 Trainingstage gemeinsam im Boot. Am Ende überquerten sie als Fünfter die Ziellinie und stehen damit morgen im B-Finale. „Natürlich ist die Enttäuschung jetzt etwas größer, wir hätten uns gerne für das Finale qualifiziert. Aber wir sind ein junges Team, da muss man auch realistisch bleiben. Wir wollten heute möglichst lange vorne bleiben, das ist uns nicht so gut gelungen, aber wir haben ihnen das Leben nicht leicht gemacht. Das Rennen morgen werden wir genießen und versuchen, ein gutes Ergebnis rauszuholen“, so Stephan Riemekasten.

Lars Wichert behielt nach Rennverschiebung die Nerven und steht im Finale
Auch Lars Wichert wurde im zweiten Halbfinale des leichten Männer-Einers Opfer eines technischen Problems des Startsystems. Der Startschuh, der das Boot vor dem Start in der richtigen Position halten und beim Start unter Wasser verschwinden sollte, blieb dieses Mal stehen, sodass die Boote beim Start hängenblieben. Dabei wurden fünf der sechs Boote beschädigt, sodass der Start um drei Stunden nach hinten verschoben wurde. „Das ist natürlich schon eine lange Pause und macht auch die Verpflegung bei uns Leichtgewichten schwierig. Ich versuche, den Spannungsbogen aufrecht zu halten und nachher dann alles genauso hinzubekommen“, erklärte Lars Wichert, dessen Boot bis auf die Waden zerkratzt war, bis zum Rennen aber von der Firma Empacher, der Bootspartner des DRV, wieder zum Laufen gebracht wurde. Die lange Pause schien dem Hamburger, der mindestens Dritter werden muss, um sich für das Finale zu qualifizieren, nicht zuzusetzen. Zusammen mit dem Schweizer und Italiener konnte er sich schon früh vom Rest des Feldes absetzen. Bei der 1.000-m-Marke hatte er bereits eine Bootlänge Vorsprung auf den Griechen auf Position vier rausgerudert, die er im weiteren Rennverlauf noch ausbauen konnte. Als Dritter rudert er im morgigen A-Finale um die Medaillen mit. "Mit der langen Pause war es schon relativ schwer, aber es ist ja alles gut gelaufen. Nachdem ich bei 1.000 m schon einen relativ großen Vorsprung auf den vierten Platz hatte, bin ich nicht mehr volle Energie gefahren.  Das wird morgen sich anders werden. Das Feld hier ist richtig stark, von Platz eins bis sechs ist morgen alles drin", gibt sich Wichert optimistisch.

Der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer ist mit dem bisherigen EM-Verlauf nicht zufrieden, lobte aber die Leistung des Frauen-Vierers ohne Steuerfrau. „Der Frauen-Vierer ohne war gut heute, wenn die vorne raus noch etwas mehr Gas geben, ist da auf jeden Fall noch mehr drin. Beim Männer-Vierer und Männer-Zweier ohne ist es schon enttäuschend, dass die Antwort so spät kam.“

Damit stehen morgen insgesamt drei Finals mit deutscher Beteiligung an. Der Deutschland-Achter will seinen EM-Titel verteidigen und Marie-Louise Dräger und Lars Wichert kämpfen in der nichtolympischen Bootsklasse, dem leichten Einer, um eine Medaille. Los geht's mit dem B-Finale des Männer-Doppelzweiers um 11.06 Uhr deutscher Zeit. 

Events

Boote

Vorlauf 1 8:02.98 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:48.78 2 . Platz
Finale A 0:00.00 6 . Platz

Vorlauf 2 7:23.20 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:01.96 3 . Platz
Finale A 7:00.21 4 . Platz
Finale A 7:00.21 4 . Platz

Vorlauf 2 6:38.88 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:30.53 5 . Platz
Finale B 6:19.27 1 . Platz

Vorlauf 2 7:20.73 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:15.02 3 . Platz
Finale B 7:11.14 1 . Platz

Vorlauf 2 6:38.99 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:31.67 4 . Platz
Finale B 6:42.75 3 . Platz

Vorlauf 3 7:07.06 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:42.02 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:08.42 6 . Platz
Finale B 6:40.13 2 . Platz

Vorlauf 2 6:51.52 2 . Platz
Finale A 6:47.68 6 . Platz

Vorlauf 1 6:17.90 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:03.53 4 . Platz
Finale B 6:06.66 1 . Platz

Vorlauf 2 5:32.83 1 . Platz
Finale A 5:27.48 1 . Platz

Galerien