13. Okt. 2021 | Verband | von Jens Hundertmark

Der Präsident rudert mit!

Zahlreiche Freunde und Wegbegleiter haben den verstorbenen DRV-Ehrenvorsitzenden Helmut Griep in Hameln verabschiedet.. Foto: RVW/Kurt Hapke
Festrede von Klaus-Dieter Lembke. Fotos: RVW/Annegret Gerlach
Der Vorsitzende des RV Weser, Jürgen Lohmann, hielt eine schöne Rede.
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Am 2. Oktober fand in Hameln das offizielle Gedenken an Helmut Griep, den bereits am 8. Februar 2021 im Alter von 77 Jahren verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Deutschen Ruderverbands, statt. Bereits zur Beisetzung im Februar, die aufgrund der Corona-Bedingungen nur im kleinsten Kreis stattfinden konnte, war diese Festveranstaltung des Ruderverein Weser Hameln gemeinsam mit dem DRV auf den 2. Oktober festgelegt worden.

Freunde und Wegbegleiter aus dem Rudersport, darunter auffallend viele junge Leute, hatten sich am Vormittag zunächst zu einem Gottesdienst im Hamelner Münster eingefunden, begleitet von eindrucksvollen Orgelklängen von Prof.Hans Christoph Becker-Foss, der auf der von Helmut Griep geschätzten Marcussen-Orgel feierlich Johann Sebastian Bach intonierte.

Ihre sehr persönlich gehaltene Predigt stellte Pastorin Silvia Mustert, selbst Ruderin im RV Weser, unter die Überschrift „Der Präsident rudert mit!“. Sie zeichnete darin sehr präzise das Bild eines Mannes, der mit seinem festen Auftreten und seiner Präsenz stets Halt gab und die Richtung bestimmte, der sich aber immer auch durch sein Interesse an den Menschen auszeichnete und ein interessierter und belesener Fragesteller und Zuhörer war.

Oberbürgermeister Claudio Griese hob die Bedeutung Helmut Grieps für seine Heimatstadt Hameln hervor und verneigte sich stellvertretend für die Bürger der Stadt vor dessen Lebensleistung. Zu dieser Leistung gehörte neben dem ehrenamtlichen Wirken für Ruderverein und Ruderverband auch der in den letzten Jahren sehr intensive Einsatz für ein umfassendes Nutzungskonzept des Hochzeitshauses, eines der bedeutendsten und größten Bauwerke der Weserrenaissance. Es war Helmuts fester Wunsch und Wille, dass dieses Gebäude aus dem frühen 17. Jahrhundert im Herzen der Hamelner Altstadt wieder seiner ursprünglichen Verwendung als Fest- und Veranstaltungsort zugeführt wird. Die Umsetzung dieser Pläne ist nunmehr politisch beschlossen, die Vollendung darf Helmut Griep leider nicht mehr erleben.

Im Anschluss trafen sich die Ruderfamilie aus nah und fern am Bootshaus des Rudervereins zu einem kleinen Imbiss, darunter die LRVN-Vorsitzende Natascha Fieting und ihre Stellvertreter Uwe Hölscher und Hans-Jörg Sehrbrock sowie der LRVN-Ehrenvorsitzender Dieter Scheerschmidt, der ebenso wie die langjährigen Mitstreiter in Präsidium und Länderrat, Wolfgang David und Hartmut Duif, an diesem Samstag nach Hameln gekommen war. Der von Griep geleitete historische Arbeitskreis im DRV wurde durch Eberhard Wühle und Peter Wetjen vertreten, für den Förderkreis Wanderrudern hatten sich Rainer Engelmann und Matthias Sieg in Hameln eingefunden. Stephan Ploke vertrat als Vorsitzender den Ruderclub Deutschland, dessen Zukunft Helmut Griep besonders am Herzen lag.

Für die Festrede war DRV-Ehrenmitglied Klaus-Dieter Lembke zuständig. Er würdigte dabei besonders Helmut Grieps Talent, festgefahrene Situationen im direkten Gespräch zu lösen. Er brachte die Menschen wann immer es nötig war zusammen und schaffte es dadurch, unüberwindlich scheinende Hürden zu überwinden. Sichtlich bewegt schilderte Lembke Stationen und Begegnungen aus der gemeinsamen Zeit nach der Wende, geprägt von aufopferungsvoller Arbeit in den Gremien, aber auch der gemeinsamen Zeit im Boot und der stets wichtigen Erkundung von Küchen und Kellern. Mit meistens sehr kurzfristig angekündigten Besuchen verstand es Helmut Griep, die in dieser Zeit entstandenen Freundschaften über viele Jahre aufrecht zu erhalten.

Zum Abschluss ließ Jürgen Lohmann den Verstorbenen noch einmal „ruderisch“ aufleben. Der Vorsitzende des RV Weser nahm die Anwesenden mit zu einer gedanklichen Wanderfahrt mit dem Ehrenvorsitzenden und schloss damit den Kreis zur Predigt am Vormittag. Die Gedanken an den zwinkernden Augenschlag, den schmunzelndem Unterton, die immer gewählte Ausdrucksweise und den alten, ledernen Terminkalender, in den akribisch mit Tinte alle wichtigen Dinge notiert wurden, brachten Helmut Griep zurück in den Raum. Abenteuerliche Wanderfahrten, aufwändige Organisation und die gekonnte Verbindung von Rudersport und kulturellem Genuss hatte jeder der Anwesenden mit ihm im Laufe der Jahre erleben dürfen. Tagesfahrten, kleine Ausfahrten über ein Wochenende, über mehrere Tage oder gar Wochen, das war seine Welt. Dafür bleiben ihm alle Ruderkameradinnen und Ruderkameraden dankbar verbunden und werden die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Menschen aufrechterhalten. Eine große Persönlichkeit und einen einflussreichen Gestalter des Deutschen Rudersports. Einen Menschen, der schon seit jungen Jahren immer Verantwortung übernahm, der stets Neues schaffte. Helmut Griep schaffte Verbindungen, integrierte neue Mitglieder, brachte junge Ruderer und Ruderinnen mit den erfahrenen Recken zusammen, baute Brücken zwischen Freizeitrudern, Schulrudern, dem Leistungssport auf nationaler und internationaler Ebene, Rudern im Mastersbereich bis hin zur Ruder-Bundesliga.

Und in diesem Sinne war es bezeichnend, dass auf dem Wasser reger Ausbildungsbetrieb lief, als sich die Anwesenden zum gemeinsamen Abschlussbild um Heidrun Winkler-Griep postierten. Es hätte ihm sicherlich gefallen.