03. Nov. 2011 | Nationalmannschaft | von Maximilian Planer

Head of the Charles in Boston

„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, das dachte ich mir nachdem wir am Harvard-Steg anlegten und uns Cheftrainer Hartmut Buschbacher mitteilte, wir hätten den vierten Platz belegt. Und weil das noch nicht genug ist, mit nur einer Sekunde Rückstand auf die Bronzeplatzierung. Da kam es in mir sofort wieder hoch, das Gefühl der Niederlage von der diesjährigen U23-Weltmeisterschaft in Amsterdam. Nach dem dort erzielten vierten Platz jetzt auch der selbige hier, beim „Head of the Charles Race“ am 23. November 2011 in Boston.

Jetzt aber mal halblang. Die Art und Weise seiner Mitteilung ließ schließen, dass er trotz allem zufrieden mit uns war. Also relativieren wir doch dieses Ergebnis mal.

Ja, wir haben aufopferungsvoll gekämpft, und ja, die Frequenz war auf der 5 Kilometer langen Strecke nie unter 36 Schlägen pro Minute. Seine Einschätzung stieß auf Bestätigung unsererseits.

Es ist ein Phänomen, dieser vierte Platz. Damit umzugehen ist vielleicht schwieriger, als mit allen anderen Platzierungen, die es gibt. Aus einem Podiumsplatz beispielsweise kann fast immer am Ende ein positiver Schluss gezogen werden. Und wenn man Fünfter oder Sechster wird, dann ist man zumindest nicht so knapp am Treppchen gescheitert.

Hinter jeder Platzierung steckt eine eigene Geschichte. Deshalb wäre es vermessen zu sagen, der vierte Platz auf der WM hat etwas mit diesem hier zu tun.

Der Sieger - Harvard University - hatte eine Rechnung offen. Sie verloren im Vorjahr gegen die University of Washington (Stadt Seattle). Da war es eine Frage der Ehre, nach wochenlanger Vorbereitung auf dieses Rennen, auch die Lorbeeren zu ernten. Knapp 2 Kilometer vor dem Ziel hatte man Washington eingeholt. Der Zweitplatzierte – das US National Team - hat die Olympiaqualifikation im Vorjahr nicht geschafft. Doch seit einigen Wochen hat Erfolgscoach Mike Teti wieder die Verantwortung über dieses Projekt und es scheint, als wolle man sich durch die letzte Quali mogeln, um zu Olympia die Konkurrenz zu überraschen. Folgt noch der Drittplatzierte, die UW Seattle. Mit internationalen Toptathleten wie den beiden Deutschen Tom Lehmann (Platz 4 bei den olympischen Spielen 2008) und Mathis Jessen an Bord, zählte der Vorjahressieger natürlich schon von vornherein zu den Topfavoriten. Die vorher hoch gehandelte Brown University, sowie die IRA 2011 Sieger University of California (Berkeley) ließen wir immerhin hinter uns.

Ich bin mir sicher, dass sich einige Zweifler dieses Projektes mit unserer Platzierung bestätigt fühlen. Denn schließlich sind wir ja auch nur einen Platz besser als unsere Vorgänger. Doch eins sei dazu noch anzumerken: Dieses Rennen hat uns allen mehr Erfahrung gebracht, als wir uns hätten erträumen können.

Ich bedanke mich hiermit im Namen der ganzen Mannschaft, dass es uns ermöglicht wurde, an diesem großartigen Ruder-Event teilnehmen zu können. Das Drumherum der Regatta und auch unsere Stimmung im Team waren sehr gut, wir hatten jede Menge Spaß. Die Harvard-Sportler, Trainer und Bootsmeister waren freundlich und die Kulisse entlang der Strecke mit tausenden von Ruder-Fans war einfach überragend.