10. Febr. 2012 | Nationalmannschaft | von Katrin Splitt

D.I.R.S. 2012 – Kräftemessen beim Handicap-Team

Der Höhepunkt der jährlichen „Deutschen Indoor Rowing Serie“ (D.I.R.S.) fand wiederum in Essen-Kettwig statt. Die Halle des Theodor-Heuss-Gymnasiums wurde zum Austragungsort des Finales und Ergometer-Spektakels jeder Altersklasse. Strebte so mancher einer nach Bestzeiten und dem Gesamtsieg, so wurde die Ergometer-Serie für den Handicap-Bereich des Deutschen Ruderverbandes auch als Qualifikationskriterium für die folgenden Maßnahmen in Vorbereitung auf die Paralympics gewertet. Die Qualifikation für einen der begehrten Plätze im LTA4+, der durch den dritten Platz bei den Weltmeisterschaften im slowenischen Bled bereits für London 2012 qualifiziert ist.

Durchsetzen in der Rangliste aller gewerteten Stationen der Indoor Serie konnte sich bei den Damen die Vorjahressiegerin Anke Molkenthin (Waginger Ruderverein). Wenn auch nur knapp mit 3 zehntel Sekunden Vorsprung, trägt sie den Gesamtsieg vor Christiane Quirin (Breisacher Ruderverein) nach Hause. Sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis und nach dem engen Rennausgang: „Ich habe mein Wintertraining abgestimmt auf die D.I.R.S. Termine mit dem Ziel in Berlin und Kettwig bestmögliche Ergebnisse zu fahren“ so Anke Molkenthin nach dem Rennen.

Es bleibt also spannend, im Vergleich der Leistungen und Vergabe der Plätze, zumal nicht alleine die konditionellen und persönlichen Leistungen eine Rolle spielen. Bedingt durch die Vorgaben der FISA hinsichtlich der Zusammensetzung des Bootes (Gesamtpunktzahl), spielen auch immer die Leistungen der Mannschaftskameraden eine Rolle. Nicht jeder kann in beliebiger Zusammensetzung starten und ist meist von einem anderen Mannschaftsmitglied abhängig.

Auch im Feld der männlichen Anwärter stellte sich ein Athlet zum ersten Mal der Konkurrenz im Feld der Handicap-Mannschaft. Der deutlich jüngere Kai Kristian Kruse (Ruder-Club Favorite Hammonia) konnte seine Bestzeit bereits in Lübeck errudern und liegt damit an der Spitze. Gefolgt von Tino Kolitscher, der in diesem Jahr ebenfalls seine erste Serie bestritt und Michael Schulz, dem Schlagmann aus 2011. Während Kai Kruse eine B3 und somit ein festgelegter Restsehwert bescheinigt wurde, sind die beiden letzteren als B1 (blind) klassifiziert. Dieses Handicap stellt Sie vor die Herausforderung, dass sie die Messwerte des Ergometers nicht ohne Hilfe sehen können. Während sich Tino Kolitscher auf den Support durch Trainer und Betreuerin verlässt, setzt Michael Schulz auf die Weiterentwicklung in der Technik und der Vertonung der Ergometerwerte.

Mit Ihren Ergo-Zeiten zufrieden sein konnte auch der ID LTA 4+, der seine Saisonleistung 2011 mit einer Silbermedaille bei der WM abschlossen hatte. Monika Tampe zu den in Berlin erzielten Leistungen: „Mit den Ergebnissen waren wir zufrieden, zumal die jeweiligen Zeiten gegenüber dem vorangegangenem Training und der D.R.I.S. zum letztem Jahr gesteigert werden konnten. Zurzeit trainieren wir 3 x in der Woche, überwiegend auf dem Ergometer, da das Rudern auf dem Wasser zurzeit wegen Eisgang nicht möglich ist.“

Einen ganz anderen Kampf um den internationalen Starplatz boten die beiden Konkurrenten im ASM 1x, Daniel Sturm (Rudergesellschaft Wiking Leipzig) und Johannes Schmidt (Offenbacher Rudergesellschaft "Undine"). Die 3 Sekunden Vorsprung, die Johannes Schmidt bei dem Rennen ebenfalls über 1.000 m heraus fahren konnte, gewinnen eine ganz andere Bedeutung. Nur aus den Armen heraus, ruderten beide die Strecke unter dem Applaus der Zuschauer. Johannes Schmidt hierzu: „Ich trainiere viel und heftig, im Durchschnitt 9 Mal die Woche auf dem Wasser und an Land. Ich mache ziemlich viel Krafttraining, fahre Handbike auf der Rolle und nutze jede Möglichkeit aufs Wasser zu gehen. Auch wenn man in meinem Heimatverein oft auch im Winter rudern kann, verbringen wir Trainingslager in Breisach oder auch Köln um bessere Bedingungen zu haben.“

Auch der Cheftrainer des Bereichs Handicap im DBS Thomas Böhme zieht eine positive Bilanz. Wie immer gibt es bei solchen Großveranstaltungen Licht und Schatten zu beobachten.

„Sehr zufrieden bin ich mit der Entwicklung der Leistungen bei den LTA- Frauen und dabei vor allem über die Verbesserungen von Inga Orlowski innerhalb des Winterhalbjahres.
Bei den LTA-Männern hätte ich mir gewünscht, dass alle Bewerber für die beiden Plätze im 4+ sich noch einmal der gegenseitigen Konkurrenz stellen und dem Veranstalter sowie dem Fachpublikum ein spannendes Mann gegen Mann Rennen bieten.
Bei den Festsitzruderern konnte Daniel Sturm aus Halle/Saale leider zum 2. Mal in dieser Saison nicht sein volles Leistungsvermögen wegen Probleme mit seinem Ergometersitz abrufen. Somit konnte Johannes Schmidt überlegen seine Führung in der D.I.R.S. verteidigen. Die Entwicklung von Johannes in dieser Paralympischen Saison beurteile ich als gut und im Zeitplan liegend. Wer für Deutschland zur Paralympics- Qualifikation innerhalb der Weltcup- Regatta in Belgrad im Boot sitzen wird, werden die angesetzten Selektionsrennen Mitte April entscheiden.
Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht verschweigen, dass sich weder Frauen der Festsitzkonkurrenz (ASW) stellen konnten und auch die gesamte Klasse TA (Trunc + Arms/ Oberkörper + Arme) nicht besetzt werden konnte, hier fehlen schlichtweg die Athleten.
Beide verantwortlichen Verbände (DBS und DRV) und alle Mitstreiter sind jetzt aufgerufen, für die kommende Olympiade 2013-2016, neue und zielführende Rahmenbedingungen für die breitere Entwicklung des Paralympischen– Rudersports mit zu entwickeln und umzusetzen."