16. Aug. 2015 | Breitensport | von Hermann Dremel

60. Tour International Dnubien von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer

Mit Fenderspielen zur 60. TID - Bericht von der DRV-Verbandswanderfahrt 1/2015

Alles war perfekt vorbereitet. Die Boote in Ulm ruderfertig gemacht,  Auto und Anhänger  zum Zielort Regensburg vorgefahren, fünf  früh Angereiste waren schon ein paar Kilometer donauaufwärts in die Iller gerudert  -  die erste DRV-Wanderfahrt des Jahres 2015 konnte beginnen.

Dann kamen der Regen und viel Wasser die Donau herunter. Gleichwohl wurden neun Menschen, etwas zu viel Gepäck und zwei Fender in den beiden Vierern verstaut. Doch nach kaum fünf Flusskilometern war Schluss. Ein Handbreit Wasser über ‘m Wehr und strenge Vorschriften - der Schleusenwärter am Kraftwerk Böfinger Halde, der sich morgens am Telefon noch nicht festlegen wollte, ließ jetzt die Schleuse unerbittlich dicht. Umtragen unzumutbar, flussab keine Besserung zu erwarten. Nach zwei Kilometern Rückweg lagen die Boote wieder an Land und die Stimmung am Boden. Viel Zeit, das rege Treiben am Ulmer Ruderclub zu beobachten und die Altstadt zu erkunden.

Es regnete weiter, die Pegelmeldungen zwangen Fahrtenleiter Rainer Engelmann zu einem spontanen Plan B: Nach einem logistisch ausgeklügelten Reisetag zu Land fanden Boote und Mannschaft sich in Donauwörth wieder. Zehn Schleusen gespart und einen Nebenfluss gewonnen: Die vielleicht schönste Tagesetappe führte die Wörnitz hinauf durch enge Flussschleifen, vorbei an der malerischen Kapelle Wörnitzstein auf hohem Felssockel, durch eine enge Steinbrücke, entlang grauer Industriebetonklötze ins Städtchen Harburg unter der gleichnamigen Burg, wo die Boote das Kiesbett unter dem Mühlenwehr zu  Mittag mit einer Schwanenfamilie teilten.

An der Wörnitz kamen erstmals die mitgebrachten Fender zum Einsatz. Als Rollen unterm Boot helfen sie beim Ein- und Aussetzen, aber das will geübt sein. Und dann also die Donau. Üppiges Grün entlang des Stromes, dessen Pegel den Booten Tempo gab. Im Regen blieb wohl manches Schöne unentdeckt. Selbst ein Leberkäs‘-Picknick unter Laubbäumen leidet, wenn man danach nass ins Boot zurück muss.

Die liebevoll restaurierten Stadtbilder in Donauwörth und Neuburg, bayrische Hausmannskost und überall lokales Bier gaben der Stimmung aber immer wieder Auftrieb. Der Ruhetag in Ingolstadt bot mit barocker Kirchenmalerei und einem Orgelkonzert Anregung für die Sinne und mit der Ausstellung „Napoleon und Bayern“ auch historische Bildung. Dort zeigte der junge Darsteller eines historischen bayerischen Soldaten den Ruderern auch, was Gepäckdisziplin ist: Sein Hab und Gut passte in seinen Helm und einen kleinen Tornister.

Derweil füllte sich der Campingplatz beim Faltbootclub Ingolstadt: Mehr als 150 Paddler und noch ein paar Ruderer aus Meißen trafen sich dort zum Start der 60. Tour International Danubien. Zweieinhalb Tausend Kilometer auf der Donau bis ins Schwarze Meer hatten sich einige Kanuten auch in diesem Jahr wieder vorgenommen. Rund um die offizielle Eröffnung mit Reden, Gastgeschenken und einem neuen TID-Lied lebten alte Kontakte auf und wurden neue geknüpft.

Rudernd bis Regensburg traf man sich immer wieder: Die Paddler, die man gerade noch überholt hatte, waren in der nächsten Schleuse wieder da. Und sie hatten schon am Etappenziel ihr Zelt aufgebaut, während die Ruderer noch ihre Biergartenpausen genossen. Zum Beispiel im Kloster Weltenburg kurz vor dem eindrucksvollen Donaudurchbruch, in dessen engem Verlauf die Wellen der Ausflugsdampfer schon mal unberechenbar ins Boot schwappen können.

Kelheim, wo der Kanal vom Main in die Donau mündet, hatte umdisponiert: Statt des Stadions stand der TID-Karawane ein historisches Hafengelände zur Verfügung – mit einer kalten Campingdusche und dem Toilettenwagen des Bürgermeisters. Und mit netten Einheimischen, die helfen, wenn eine durchnässte Ruderin einen Wäschetrockner braucht.

Wieder halfen Fenderspiele über die engen Rampen zum Fluss hinweg. Auf rundem Gummipolster lässt sich ein Boot zwar rollen, aber Fortschritt ist denkbar: Ein Fender mit einer Kerbe in der Mitte, die den Bootskiel führt, wäre vielleicht noch besser.

Bis Regensburg teilen die Sportler nun den Strom mit der Großschifffahrt. Die schöne Sandstrandbucht bei Matting ist ein beliebter Anlegeplatz, Kanus und Ruderboote liegen dicht beieinander. Dieses Geflecht hält aber nur knapp, als ein Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau seine Welle vorbeischickt.

Regensburg ist Ziel der Wanderfahrt, und die Ruderer dürfen sich beim Ruderklub im Ergoraum trocken schlafen. Und zum Schluss: Eine Stadtrundfahrt per Boot, zeitig gestartet, dreimal durch die „Steinerne Brücke“ gerudert, beim „Spitalgarten“ im Herzen der Stadt noch zur Weißwurstzeit angelegt, später noch ein paar Meter vom Nebenfluss Regen mitgenommen, schließlich mit den großen Pötten durch die Schleuse zurück.