08. Febr. 2015 | Verband | von Michael Stoffels

Ausschuss für Ruderreviere und Umwelt tagte am 8. Februar 2015 in Frankfurt am Main

Der Ausschuss für Ruderreviere und Umwelt traf sich am Samstag vor der Klausurtagung des DRV-Präsidiums mit den Vertreterinnen und Vertretern der Landesruderverbände in der hessischen Landessportschule in Frankfurt am Main. Nach Begrüßung der Gäste Bernd Roeder (Wassersportbeauftragter des DOSB), Hermann Thiebes und Elisabeth Winter-Brand vom Deutschen Kanuverband übergab Ina Holtz den Vorsitz an den neuen Ressortleiter Michael Stoffels.

Berichte der Landesruderverbände

Der Schwerpunkt der Tagung lag bei den Berichten der Landesvertreter über Entwicklungen an den deutschen Wasserstraßen und Seen. Manche Gewässer werden durch die immer mehr reduzierte Unterhaltung der Schleusen und des Gewässerlaufs nur unter Einschränkungen allmählich schwer befahrbar. Gerade an den Wochenenden und am späten Nachmittag wird bei einigen Schleusen das Personal ausgedünnt oder sie gleich ganz stillgelegt. Werden sie repariert, zieht sich das manchmal Monate und Jahre hin. Manche automatisierte Schleusen fallen wegen der komplizierten Steuerungstechnik schnell aus. Am Hoch- und Oberrhein verweigern manche Schleusenwärter aus Sicherheitsgründen - die jahrzehntelang mangels Unfällen keine Rolle spielten - die Durchfahrt von Ruderbooten.

Bei anderen Gewässern drohen Befahrungs- und Nutzungseinschränkungen durch Naturschutz- und Hochwasserschutz-Regelungen.

Die Fachreferenten der Landesruderverbände und des Deutschen Ruderverbandes versuchen durch frühzeitige Beteiligung an den Planungen der zuständigen Behörden und Organisationen einvernehmliche Lösungen, im Regelfall auch unter Einbeziehung der vor Ort betroffenen Rudervereine.

Bundeswasserstraßenmaut

Bernd Roeder vom DOSB informierte über die Hintergründe zur Bundeswasserstraßenmaut. Die aktuellen Meldungen aus dem Bundesverkehrsministerium besagen, dass Sportboote von dieser Maut befreit bleiben sollen. Das gemeinsame Auftreten der Wassersportverbände und anderer Interessenvertreter rund um Wassersport und Vertreter hätten seinen Zweck erst einmal erfüllt. Über Schleusengebühren sei aber noch gar nicht gesprochen worden.

Wasserschifffahrtsverwaltungs-Strukturreform und Wassertourismuskonzept

Nach den aktuellen Überlegungen zur Reform der WSV-Verwaltung werden die 2.700 km nicht zur Berufsschifffahrt genutzten Gewässer in eine untergeordnete Einrichtung oder Stiftung überführt. Diese 2.700 km gilt es in den nächsten Jahrzehnten für den Wassersport, aber auch unter den Aspekten des Tourismus und der Landeskultur zu erhalten.

Der Deutsche Ruderverband wird sich daher an der Erstellung eines Wassertourismuskonzeptes beteiligen, das in diesem Jahr vom Bundesverkehrsministerium initiiert wird.

Bernd Roeder appelliert an alle Wassersportverbände, weiterhin über Gremien wie dem Kuratorium Sport und Natur, dem Forum Wassersport und anderen mit ihren Fachvertretern, aber auch über die Vereine und Einzelmitglieder Einfluss auf die Politiker, die Behörden und die Öffentlichkeit zu nehmen.

Hans-Peter Kozerski vom LRV Brandenburg trug in seinem Vortrag seine Überlegungen zur Rolle der Ruderer im Wassertourismus bei.

Deutscher Kanuverband

Hermann Thiebes und Isa Winter-Brand vom Deutschen Kanu-Verband warben für die Beteiligung geeigneter Rudervereine am Netz der
DKV-Kanustationen . Viele Ruderer nutzen auf ihren Wanderfahrten auch die Übernachtungsmöglichkeiten bei den Kanuvereinen - warum nicht auch umgekehrt?

Gewässerkatalog und Elektronisches Fahrtenbuch

Die digitalen Gewässerkataloge des Ruder- und des Kanuverbandes behandeln in großen Teilen die gleichen Gewässer in Deutschland. Der Kanuverband entwickelt zusammen mit Nicholas Michael das beim DRV eingeführte Elektronische Fahrtenbuch EFA auch für die Kanuten weiter. Die Ländervertreter des DRV befürworten einstimmig eine gemeinsame Weiterentwicklung der Gewässerkataloge und der Elektronischen Fahrtenbuchsysteme.

Technik in Schleusen; Borstenbootsgassen

Hans-Peter Kozerski stellte mehrere Beispiele für nicht 100 %-ige Lösungen beim der Renovierung von Schleusen vor.

Für mehrere konkret benannte Gewässer mit sanierungsbedürftigen Schleusen, Wehren oder Schurren (Umtragewagen per Schiene oder Rad) trug er über Anwendungsmöglichkeiten der Borstenbootsgasse vor, die sowohl als Fischaufstieg als auch als Bootsgasse nutzbar ist. Als positives Beispiel sieht er die Gasse an der Schwentine in Kiel.

Polnische Ruderreviere

Łukasz Kaczmarek aus Posen präsentierte den Teilnehmern das wanderruderische Entwicklungsland Polen, das mit Weichsel, Warthe, Oder, Netze, Masuren sehr attraktive Ruderreviere bietet und schon viele Wasserfahrer aus Deutschland und anderen europäischen Ländern anzieht - allerdings mit einer Infrastruktur, die zur Zeit fast nur von Einheimischen durchschaut werden kann.

Rudern auf dem Main am Sonntag

Nach dem langen Sitzungstag am Samstag schlossen sechs Delegierte am Sonntag zusammen mit Mitgliedern des Frankfurter Rudervereins von 1865 mit einer 13 km langen Ausfahrt auf dem Main das Tagungswochenende ab. Unser Dank gilt den Frankfurter Ruderern, die uns dieses Rudererlebnis ermöglicht haben!