26. Juli 2015 | Nationalmannschaft | von Jan Nikolai Trzeszkowski

U23-WM 2015 - Ein Blick hinter die Kulissen (2): Ärzte & Physios

Ein wichtiger Teil der Deutschen Mannschaft bei der U23-WM sind auch die Ärzte und Physiotherapeuten, die sich darum kümmern, dass alle Sportler einsatzbereit sind und ihre optimale Leistung abrufen können. Zwei Physiotherapeuten und zwei Ärzte begleiten die DRV-Mannschaft in Plovdiv.

Die zwei "Physios" Niklas Lohmann und Norman van den Boom begleiten die U23-Nationalmannschaft jetzt schon seit drei Jahren. Auch im Trainingslager in Ratzeburg waren sie vor Ort und behandeln seit dem alle Wehwehchen und Verspannungen der Aktiven. Jetzt während der WM liegt das Haupttätigkeitsfeld der beiden Physiotherapeuten auf der Regeneration nach den Rennen. Aber auch die Langzeitbehandlung von einigen Aktiven steht auf ihrem Plan. "Der ein oder andere Sportler ist zur WM mit kleinen Problemen aus Ratzeburg angereist. Diese müssen wir dann hier weiter pflegen und behandeln, damit alle am Ende topfit in ihre Rennen gehen können", erzählt Niklas Lohmann, der für die WM seine zahlreichen Überstunden abfeiert und so dem DRV auch während des Trainingslager in Ratzeburg zur Verfügung stand. "Viele Sportler begleiten wir jetzt schon seit vielen Jahren und treffen sie hier auf der WM immer wieder. Die intensive Arbeit mit ihnen macht uns viel Spaß", erklärt Norman van den Boom die Motivation mit dem DRV-Team zusammen zu arbeiten. "Man ist Teil des großen Teams und trägt zum Erfolg der Ruderer unmittelbar bei."

Neben den Behandlungen von morgens bis spät abends im Hotel gehören auch Aktivierungsmassagen, die die Muskulatur anregen, vor den Rennen direkt an der Strecke zum Aufgabengebiet der beiden Physios. "In der Regel dauern diese maximal fünf Minuten und finden ca. 70 bis 90 Minuten vor dem Rennen statt", erklärt Lohmann. "Viele nutzen das auch um vor dem Rennen nochmal ein paar Minuten Ruhe zu haben und runter zu kommen." Van den Boom ergänzt: "Für uns ist es natürlich auch toll zwischendurch an der Strecke zu arbeiten, denn so haben wir die Möglichkeit bei einigen Rennen zuzugucken und unsere Patienten anzufeuern."

Im Hotel liegt ihr Hauptaugenmerk dann eher auf der Regeneration und Lockerung der Athleten. "Viele nutzen die Möglichkeit so das letzte Laktat von den Rennen aus den Beinen zu bekommen. Aber viele Sportler kommen zur Physio auch um über Probleme zu reden, mit denen sie nicht zu ihren Trainern oder anderen Ruderern gehen wollen", erläutert Lohmann. "Da muss man manchmal einfach nur zuhören. Die Sportler wissen dass sie uns vertrauen können." Dabei verlieren die beiden Physios nie das Ziel aus den Augen. "Das Ziel ist immer den Sportler für das nächste Rennen wieder fit zu kriegen. Dazu muss auch die Kommunikation zwischen den Trainern, Ärzten und Physios stimmen. Wir sprechen uns eng ab und sind immer über den Gesundheitszustand der jeweiligen Athleten informiert", erklärt van den Boom.

Einsatz Rund um die Uhr für die Ärzte

Auch die Ärzte sind für die Sportler immer mit dabei. Wenn Rennen sind teilen sich die beiden auf. Einer ist an der Strecke für medizinische Notfälle direkt vor Ort. Der andere bleibt im Hotel und ist so für die anderen Sportler direkt erreichbar. "Wir haben quasi rund um die Uhr Dienst und sind für die Ruderer immer erreichbar", erläutert Gerd Schwiethal. Er selbst kam über seine Kinder, selbst aktive Ruderer, vor drei Jahren dazu das DRV-Team zu begleiten und war auch in diesem Jahr in Ratzeburg als Ansprechpartner immer erreichbar. "Das bietet sich an, da ich meine Praxis 300 Meter entfernt von der Ruderakademie habe." Die Aufgaben die hier auf die Ärzte zukommen erläutert er wie folgt: "Im Grunde ist das alles relativ einfache Medizin, die hier von Nöten ist. Der Worst-Case den es zu verhindern gilt ist, dass sich ein Infekt ausbreitet."

Für Philipp Krimm ist es der erste Einsatz mit der U23-Truppe des DRV. Doch Ruderer allgemein sind keine Unbekannten für ihn. Im vergangenen Jahr begleitete er den DRV beispielsweise beim World-Cup Finale in Luzern und ist so mit den Besonderheiten, die auf einen Arzt zukommen, gut vertraut. "Auf Grund des hohen Leistungsniveaus sind die Sportler in ihren Schilderungen sehr differenziert, da kann man dann auch mit sofortiger Hilfe antworten. Viele Standardtherapien kann man allerdings nicht einsetzen. Eine Belastungsreduzierung, wie sie hin und wieder am sinnvollsten wäre, ist zum Beispiel während der Weltmeisterschaft natürlich nicht möglich", erklärt Krimm augenzwinkernd. "Da würden die Trainer uns was erzählen."

Die Arbeit mit den Sportlern bereitet ihm Spaß: "Die Betreuung von Leistungssportlern ist eine willkommene Abwechslung zum normalen Klinikalltag", erklärt der junge Arzt aus Ulm. "Hier habe ich auf der einen Seite junge und topfitte Athleten als Patienten, die andererseits auf Grund der großen körperlichen Beanspruchung einem deutlich höheren Infekt-Risiko ausgesetzt sind."

Auch während des Trainingslager in Ratzeburg war Philipp Krimm zeitweise vor Ort um die Sportler und ihre Probleme schon einmal kennen zu lernen und erstes Vertrauen aufbauen. Denn nicht zwangsläufig kennen sich Sportler und Ärzte im Vorhinein. "Doch das Vertrauen ist für den Behandlungserfolg zwingend erforderlich. Das müssen wir dann schnell aufbauen und dafür ist oft ein Vertrauensvorschuss seitens der Sportler notwendig", erläutert Krimm. "Es ist insgesamt eine fordernde Aufgabe mit einigen Besonderheiten. Die Athleten sind allesamt sehr dankbar für die Arbeit die man hier leistet. Deswegen macht man das ja auch gern."