22. Sep 2016 | Ruder-Bundesliga | von Florian Rosenke

RBL: Ein Hamburger Trauerspiel? – Eine Bilanz der RBL-Saison 2016 aus Sicht des Suntree Achters

Mit einer Leidenschaft und Präsenz, wie sie wohl nur der in ganz Ruderdeutschland bekannte Boris Orlowski aufbringen kann, hat der Kettwiger mit seinem RBL-Organisationskommittee zum zweiten Jahr in Folge bemerkenswert große Arbeit geleistet.

Und trotz erfolgreicher Einbettung des attraktiven Vereinsachter-Sprintformats in den DRV: Das mit dem Jahr 2017 die bereits neunte Saison startende Modell der Ruderbundesliga ist nicht von Krisen verschont. Das dramatische Zusammenbrechen der teilnehmenden Teams in der ersten Liga der Männer von 14 auf acht Teams veranschaulicht dies recht eindeutig. Der Suntree-Achter hat den Schritt gewagt, in dieser Saison einen Achter zu melden. Mit Blick auf die beiden letzten Renntage, die jeweils nur einen Punkt für zwei letzte Plätze bescherten, ist die Frage sicher legitim, ob eine Meldung zu gewagt war?

Januar 2016. Trotz abhandengekommenen Sponsors zeigten sich die Bundesligajungs der beiden am Westufer der Hamburger Außenalster liegenden Clubs RC Favorite Hammonia und Der Hamburger und Germania RC vorsichtig optimistisch. Man wollte an der Kooperation festhalten. Aus den Ruderern der beiden Clubs war unlängst ein festes Team geworden. Und trotz einiger Sticheleien – man kooperierte nun schließlich mit einem Lokalderby-Nachbarverein war man sich sicher: Wenn es in der Saison einen Bundesligaachter geben sollte, dann entweder gemeinsam – oder gar nicht. Jener Optimismus überlag letzten Endes auch den, retroperspektiv vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit geschenkten Stimmen aus dem Team, dass wir ein zu kleiner Kader seien.

Dass nach der Saison 2015 zu viele tragende Stammkräfte ausgeschieden seien. Dass sowohl ein neuer Sponsor als auch ein neuer Trainer zu suchen seien. Dass der Anteil der Sportler, die auch über die Wintermonate ausgiebig trainiert habe, an einer Hand abzuzählen sei. Doch nach vielen Jahren Rudern in der Bundesliga, wollte man dieses Format nicht so leicht totschreiben und es obsiegte die Motivation und der Optimismus. Mit Sönke Osmann und der Suntree GmbH fanden sich ein attraktiver Sponsor und eine sehr willkommene Option für den Trainerposten – beiden sei an dieser Stelle noch einmal herzlichst zu danken.

Die erste, nicht gerade erfolgreiche Regatta der Saison in Lübeck war schnell vergessen, denn am ersten Ruderbundesliga-Renntag in Frankfurt konnte man an Erfolge der letzten Jahre anknüpfen. Wie zuvor als Dole-Achter 2013 mit Gold und 2015 mit Bronze belohnt, konnte der Suntree-Achter auf das Treppchen fahren. Sechs Punkte nahm man aus Frankfurt mit. Aus Sicht der Tabelle nach dem letzten Renntag ist jedoch ersichtlich: An den folgenden vier Renntagen sollten insgesamt nur noch sieben weitere Punkte folgen. Die mit einer Platzierung auf dem Podest begonnene Saison wurde mit zwei letzten Plätzen beendet. Viel schönreden lässt sich dabei sicherlich nicht. Doch wie kam es zu diesem Hamburger Trauerspiel?

Ein Trauerspiel, dessen Schicksal wohl auch die anderen drei Hamburger Männerachter in beiden Ligen teilen. Trauriger Höhepunkt wohl der Renntag in Leipzig; viermal Hamburg in den Kellerplatzierungen. Die letzten beiden Plätzen mussten jeweils zwischen Suntree-Achter und Allemannia 1 in Liga 1 versus Fari-Achter und Allemannia 2 in Liga 2 ausgetragen werden. Solche Ergebnisse tun nicht nur den Fans weh. Zur allgemeinen Motivation innerhalb des Teams beitragend sind regelmäßige schlechtere Platzierungen zumindest nicht.

Und somit besiegelten verschiedene Faktoren einen Abwärtstrend des Suntree-Achters, der mit dem zweiten Renntag seinen Lauf nahm. Trotz vier bis fünf Wassereinheiten in der Woche wollte sich nur selten ein gemeinsamer Grundrhythmus aufbauen, der eine progressive Trainingsgestaltung ermöglicht hätte. Eine geringe Anzahl an Stammkräften hätte sich unter Umständen über die Saison noch kompensieren lassen. Die Schlüsselposition des Schlagmanns zu füllen stellte diese Saison jedoch eine erhebliche Herausforderung dar. Fünf Renntage mit vier verschiedenen Schlagmännern sprechen da für sich. Während in den vergangenen Jahren physische Defizite – trotz der Kooperation – noch über viele Trainingskilometer und einer Gemeinsamen Ruderidee kompensiert werden konnten, gestaltete sich dies in dieser Saison also quasi unmöglich.

Nach jedem Renntag galt es bildlich das Boot wieder von vorne anzuschieben. Einen neuen, halbwegs gemeinsamen Ruderschlag zu synchronisieren. Und allen voran auch die Motivation der wenigen Stammkräfte aufrecht zu halten.  Leider versprach zuletzt dann auch das Auffüllen des ausgebrannten Kaders mit frischgebackenen Junioren-Vizeweltmeistern einen erhofften Aufstieg. Die Abwärtsspirale war offensichtlich bereits zu tief verwurzelt. Am Ende der Saison steht nun ein enttäuschender siebter Platz. Ein Platz, mit dem das Team leider weder seine eigenen Ansprüche erfüllen konnte, noch jener die es dem Sponsor gebührt hätte. Nach striktem Reglement würde dies nun einem Abstieg in die zweite Liga gleichkommen. Ob und unter welchen Umständen eine erneute Meldung unter den aktuellen Umständen möglich und sinnvoll ist, wird sich allerdings erst nach gemeinsamer Evaluierung der Saison zeigen.

Im Hinblick auf die Norddeutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Hamburg sind aus dem zusammengewachsenen Team der Suntree-Ruderer der „Fari“ und des „Clubs“ zunächst einmal wieder Konkurrenten geworden. Im 4-,4+ und 8+ gilt es nun, sich gegeneinander zu behaupten, bevor danach alle möglichen Hebel in Kraft gesetzt werden, die Kooperation und das Bundesligarudern am Westufer der Alster am Leben zu halten.