04. Juli 2016 | Hochschule | von Dr. Peter Wetjen

Studentisches Ruderfest auf dem Bremer Werdersee

69. Deutsche Hochschulmeisterschaft Rudern Bremen 1. bis 3. Juli 2016

Der Regattaveranstalter Bremen war kurzfristig eingesprungen, nachdem der designierte Veranstalter Uni Jena/Lobenstein die Veranstaltung zurückgegeben hatte. So wurde für das neue Führungstandem Melanie Baues und Dr. Sören Dannhauer ihre "erste" Hochschulmeisterschaft gleich zum Heimspiel. Unterstützt von einem kompetenten Regattateam zeigten sie souverän, dass sie ihr Metier verstehen. Sie führten die Regatta locker und sicher auch durch einige wetterbedingte Unbilden - so eine einstündige Unterbrechung - und ernteten viel Lob und Anerkennung von den Teilnehmern. Und das waren nicht wenige! 627 Studierende auf mehr als 1.000 Bootsplätzen stellten ein Rekordmeldeergebnis dar. Teilnehmer von 55 Standorten bundesweit zwischen Kiel im Norden, über Aachen, Greifswald bis nach Konstanz im Südwesten kamen nach Bremen.

Ein großes Meldeergebnis bedingt natürlich auch viele Nennungen zu den einzelnen Meisterschaftsrennen: beachtliche 20 schwere Fraueneiner oder 19 Frauen-Doppelvierer sorgten für eine ununterbrochene Rennfolge, bis alle Teilnehmer auf ihre Finals verteilt waren. Größer noch war die Zahl der Beteiligten bei den Gig- und Rennbootrennen für die studentischen Ruderneulinge: 33 Boote im Mixed-Vierer mussten auf die Finals F bis A aufgeteilt werden, bis feststand, dass die Ruderinnen und Ruderer der TU Dresden die schnellsten waren. Überhaupt die TU Dresden. Überall sah man die grünen Trikots der TU-Studenten, an Land und auf dem Wasser: 3 Männer-Gigvierer, 3 Frauen-Gigvierer, 4 Mixed-Gigvierer, dazu noch 6 Vierer und 2 Achter in der Rennbootklasse! Aber nicht nur die Masse beeindruckte, auch die Qualität des studentischen Ruderns in Dresden ist phänomenal. In den 3 Gigrennen gab es zwei Siege, einen zweiten und zwei dritte Plätze für Dresden, genauso wie in den 4 Rennbootrennen.

Damit verteidigte die TU Dresden souverän mit 92,5 Punkten den Uni- Pokal, den sie seit 2013 abonniert hat. Den zweiten Platz belegte hier der Rudernachwuchs der Uni Marburg mit 32,5 Punkten vor der Wettkampfgemeinschaft Hamburg.

Hinter der Dresdner Erfolgsgeschichte steht ein Mann: Dr Frank Rühle, Rentner und Doppelolympiasieger mit dem legendären Forberger-Vierer, betreut und trainiert jedes Jahr im USV Dresden 120 Studenten, die zwei bis drei Mal die Woche trainieren und von denen dann die Besten ihre Uni bei den Hochschulmeisterschaften repräsentieren dürfen. Da das USZ Dresden knapp bei Kasse ist - kein Wunder angesichts solcher studentischer Ruderbegeisterung - zahlen die Teilnehmer ihren zusätzlichen Beitrag, um an den DHM teilnehmen zu können.

Bei den Hochschulmeisterschaftsrennen um die begehrten DHM-Nadeln gab es mit der WG Karlsruhe ebenfalls einen überzeugenden Sieger. In der Wertung für den Deutschen Hochschulpokal errangen sie 53 Punkte, gefolgt von der heimischen WG Bremen mit 38,25 und TU Berlin mit 37,5 Punkten. Die Karlsruher entschieden den Mixed-Achter zu ihren Gunsten und erkämpften sich im Männer-Vierer-ohne Titel und Nominierung für die European University Championship 2017 im serbischen Subotica. Ansonsten glänzten sie durch ihre große Breite, die letztlich zum überzeugenden Erfolg im Hochschulpokal 2016 führte.

Die Meisterschaftsrennen überzeugten durch volle Felder und guten Sport. Bemerkenswert, dass die Meldezahlen bei den Studentinnen zumindest in den Kleinbooten oft über denen ihrer Kommilitonen lagen, und auch, dass die studentischen Ruderinnen und Ruderer bis zum Schluss aushielten, trotz der wetterbedingten Unterbrechung, und es wirklich wenig Abmeldungen gab. Ein dickes Lob also auch an alle Teilnehmer!

Sportlich begannen die Entscheidungen mit einem Sieg der Krefelderin Marisa Staelberg, die für die Rgm. Bochum überlegen den Frauen-Vierer-ohne gewannen. Diesem Sieg folgte ein zweiter, allerdings hauchdünner im Frauen-Doppelvierer vor Frankfurt. Die Nominierungen für die EUC gingen aber an die WG Hamburg und Frankfurt, respektive. Und im leichten Frauendoppelvierer werden die Frauen aus Münster den ADH in Subotica vertreten.

In den Einern lagen bei den schweren Männern die Wiesbadener Maximilian Fränkel und Timo Piontek vorn, bei den Leichtgewichten der bereits international erfahrene Hamburger Paul Weidenmüller. Die genannten gehörten auch zur Studenten-Nationalmannschaft für die WUC 2016 in Poznan. Die Rennen der Frauen entschieden Luisa Neerschulte (Münster) und Marion Reichardt (Leipzig) für sich. Alle Hochschulmeister und -innen erhielten damit auch das Ticket für Subotica 2017. Für Marion Reichardt gilt das gleich doppelt, denn mit ihrer Zwillingsschwester Johanna wurde sie auch für den leichten Doppelzweier nominiert.

Im schweren Doppelzweier der Frauen setzten sich die Kielerinnen Liebe/Schulte durch. Bei den leichtgewichtigen Männern gingen die Titel an Magnus/Reimann aus Hamburg und bei den schweren an Röger/Lorenz aus Berlin. Die Kieler werden auch zur EUC 2017 fahren, bei den schweren tun dies allerdings die Zweitplatzierten Schmols/Müller aus Bremen. Die Reise werden sie gemeinsam mit ihren Bremer Kommilitoninnen Schütt/Weber antreten, die sich sicher im Frauen-Zweier-ohne durchsetzen konnten. Bei den Männern holten sich den Titel und damit die Nominierung in einem sehenswerten Rennen die Stuttgarter Korthals/Kramm vor der WG Heidelberg mit Gropengießer/Scholl. Damit qualifizierten sich die Heidelberger für den Leichtgewichts-Zweier-ohne in Subotica.

Im Rennen um die Meisterschaft im Doppelvierer dominierte einmal mehr die WG Bremen, die die TU Dresden mit einer 2/3 Länge hinter sich ließ und zusammen mit den Dortmundern im Leichtgewichtsvierer für die EUC 2017 nominiert wurde. Im Riemenboot werden sie dabei die Ruderer der WG Karlsruhe begleiten, die in einem spektakulären Rennen im Ziel den Luftkasten vorn hatten, heftig attackiert von den Booten aus Stuttgart, Hamburg und Berlin. Die Studenten der TU Berlin, weniger als eine Länge hinter dem siegreichen Boot, dürfen sich damit als Leichtgewichte über die Teilnahme an den EUC 2017 freuen.

Vier Achterrennen wurden im Rahmen der Meisterschaft ausgetragen. Im vollen und fast geschlossenen Feld der Männerachter hatte die WG Aachen mit einer halben Länge das Boot vorn, gefolgt von Hannover und Karlsruhe. Im folgenden Rennen dann ein überzeugender Sieg der WG Karlsruhe im Mixed-Achter vor zwei Achtern aus Hamburg. Wieder sechs Boote im Finale des Frauenachters. Mit 2 Sekunden Vorsprung haben die Hamburgerinnen das bessere Ende - und die Meisterschaft - für sich. Ihnen folgen die Boote aus Bremen und Mainz auf den Medaillenplätzen. Als letztes Rennen und krönender Abschluss einer bemerkenswerten Meisterschaftsregatta auf dem Bremer Werdersee gingen noch einmal sechs Männer-Achter auf die 500-m-Sprintstrecke. Das Duell gegen die Uni Duisburg-Essen und die WG Karlsruhe entschied die Mannschaft der WG Aachen für sich, die sich damit neben der EUC-Nominierung im Achter den zweiten ADFH-Titel sichern konnte.

Resumé: Rekordbeteiligung, hervorragender Sport, eine würdige Meisterschaft und ein gelungener Einstand für die neuen Disziplinchefs Melanie Baues und Dr. Sören Dannhauer!