09. Juni 2008 | Nationalmannschaft | von Dag Danzglock

DRV-Vorstand zur Besetzung des Achters

Kurz vor den olympischen Spielen stehen in der Mannschaftsbildung Entscheidungen an, die einzelne Sportler hart treffen. Alle haben sich intensiv auf die Aufgabe vorbereitet, jedoch können nicht alle am Prozess beteiligten Sportler berücksichtig werden. Dies führt – wie in anderen Sportarten auch – bei denen nicht immer zu Verständnis und es ist nachvollziehbar, dass die Öffentlichkeit gesucht wird.

Konkret hat die Entscheidung zur Umbesetzung des Achters hohe Wellen geschlagen. Hierzu möchte der Vorstand einige Hintergrundinformationen liefern.

Die Ergebnisse des Achters waren in diesem Jahr unbefriedigend. Bereits die Trainingsleistungen und Ergebnisse der Kleinbootmeisterschaft machten deutlich, dass sich neue Aktive für die Achterbesetzung anbieten würden. Aus diesem Grund wurde von der sportfachlichen Führung der Start eines weiteren Achters auf dem World-Cup in München angeregt. So sollten frühzeitig Optionen für eine Neubesetzung überprüft und ein rechtzeitiger Neuaufbau ermöglicht werden. Diesem Vorschlag ist der damalige Bootstrainer nicht gefolgt, da auch er auf die nach seiner Einschätzung besten Aktiven beider Gruppen zurückgreifen wollte. Aufgrund der Wetterverhältnisse wurde dann dem Achter zwei weitere Bewährungsmöglichkeit in Duisburg und Luzern angeboten und eine klare Zielstellung – auch öffentlich - definiert. Unmittelbar nach dem Rennen in Luzern war den Aktiven klar und dies ist auch den Medien zu entnehmen, dass der Achter in dieser Besetzung nicht mehr starten würde.

Grundsätzlich gilt es, auch im Hinblick auf den Zielwettkampf die Ergebnisse in der jeweiligen Saison zu bewerten. So hat der Achter im Jahr 2006 über die gesamte Saison bessere Leistungsnachweise – auch im Zweier ohne - und Resultate geliefert, als dies in diesem Jahr belegbar der Fall ist. Ähnliches ist für 2007 festzustellen, die Ergebnisse sind unter rudern.de nachzulesen.

Auf Grundlage der Analyse der beteiligten Trainer wurde dann entschieden, den Achter neu zu formieren, da keine Perspektive für eine Medaille in Peking gesehen wurde. Für diese Neubesetzung bildeten die individuellen Leistungen im Training sowie der diesjährigen Wettkämpfe im Training und auf Regatten die Grundlage. Zur Gruppe für das neuformierte Team sollten vier Mitglieder des „bisherigen“ Achters gehören. Leider haben sich zwei Aktive (Engelmann / Stüer) für diese Aufgabe nicht zur Verfügung gestellt.

Die Trainerfrage hat sich an dem Konzept der Mannschaftsbildung orientiert, da sich Trainer und Mannschaft gegenseitig vertrauen müssen.

Der neuformierte Achter hat das uneingeschränkte Vertrauen des Verbandes und muss nun seine Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich unter Beweis stellen. Hierzu wird der verantwortliche Trainer von allen am Stützpunkt Dortmund tätigen Trainern aktiv unterstützt!

Im Rahmen dieses Prozesses wurde sportfachlich entschieden, dass in Poznan nur ein Achter startet. Für die Achterbildung sollen die leistungsfähigsten Sportler der gesamten Disziplingruppe zur Verfügung stehen. Zudem gilt die Prämisse, dass der zuständige Trainer die Mannschaft zusammenstellt und nicht nach persönlichen Präferenzen einzelner Aktiven gehandelt wird. Relevante Grundlage für die Bildung eines Großbootes sind nach überwiegender nationaler und internationaler Einschätzung entsprechende Leistungen in den Kleinbooten. Der Start eines zweiten Achters würde die genannten Prinzipien unterlaufen und letztlich keine Klärung im Hinblick auf den Anschluss zur Weltspitze herbeiführen.

Ungeachtet der aktuellen Diskussion haben die verantwortlichen Trainer weiterhin die Möglichkeit, zur Bildung der Boote alle Aktiven einzusetzen, die für die Aufgabe zur Verfügung stehen.

Nach Peking steht gleichwohl eine umfangreiche und offene Analyse der Olympiaperiode an. Hierbei wird auch zu klären sein, ob der Prozess der Mannschaftsbildung hinreichend transparent erfolgt ist und inwieweit Aktive bei Berücksichtigung des Leistungsgedankens zu lange geschützt wurden.