26. Okt. 2018 | Verband | von Karsten Finger

Rechenschaftsbericht des Länderrates

Der Vorsitzende des Länderrates vertritt – sozusagen als Sprecher – die Interessen der Landesruderverbände im Präsidium des Deutschen Ruderverbandes. Gemäß seiner Geschäftsordnung sieht sich der Länderrat als Bindeglied zwischen bundes- und länderpolitischen Interessen - als Unterstützer, Beschlüsse von Vorstand und Präsidium in den Ländern und Vereinen umzusetzen, wie auch Problemstellungen aus den Vereinen und Ländern auf die Bundesebene zu heben und an dieser Stelle zu thematisieren. Klare Kommunikation ist hier ein wesentlicher Bestandteil gemeinsamen Verbandserfolges.

Haben wir uns z.B. im Zyklus 2012/2014 mit der Einführung der Sicherheitsrichtlinie beschäftigt, so haben wir uns seit 2016 im Wesentlichen mit dem Leistungssport, der von BMI und DOSB angeschobenen Leistungssportreform sowie deren Auswirkungen beschäftigt. Auf der ersten gemeinsamen Gremiensitzung im Frühjahr 2016 wurde uns ein neues DRV-Leistungssportkonzept avisiert. Leider wurde der Länderrat nicht von Anfang an bei der Entwicklung dieses Leistungssportkonzeptes beteiligt, auch eine Analyse der Stärken und Schwächen wurde nicht mit uns gemeinsam durchgeführt. In mehrfachen, teils intensiven und kritischen Gesprächen haben wir eine Mitarbeit eingefordert. Erst zur gemeinsamen Sitzung von Länderrat und Präsidium zum 03.10.2016 wurde uns das fertige Konzept vorgestellt. Nach der umfangreichen Präsentation der Leistungssportreform baten wir um eine schnelle Kommunikation an die Vereine. Nach weiteren Gesprächen im Länderrat und mit den Leistungssportverantwortlichen der Länder wurde die beabsichtigte Auflösung der Regionalgruppen U19 aus dem LS-Konzept gestrichen, eine Kommunikation an die Vereine erfolgte leider erst eine Woche vor dem Rudertag 2016. Nach dem Rudertag in Essen fand dann eine eingehende Diskussion mit Schlussfolgerungen zum LS-Konzept statt. In dieser Zeit bildete sich die Interessengemeinschaft LS-treibender Vereine (IGL). Erst zum Langstreckentest 2017 im Frühjahr hat das Präsidium unter der Leitung von Uwe Graf einen Arbeitskreis Leistungssport eingesetzt. Im Arbeitskreis wurden alle Interessenvertreter in 5 Themenbereichen aufgeteilt und es wurde gemeinsam diskutiert. Der Länderrat war durch Werner Glowik und Torsten Gorski vertreten, denen ich dafür herzlich danke. Durch die kontroverse Diskussion wurden die erarbeiteten Ergebnisse erst bei der Präsenztagung des Länderrates in Kassel im Januar 2018 besprochen und ausgewertet. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind dann in der gemeinsamen Sitzung von Länderrat und Präsidium im Rahmen der Hügelregatta in Essen bearbeitet und letztendlich in einstimmig getragene Anträge für den Rudertag in Münster zusammengefasst worden.

Aus den Erkenntnissen dieser sehr umfangreichen und intensiven Diskussionen zwischen Länderrat und Präsidium wurden für die Zukunft engere Absprachen bzw. Zusammenarbeit vereinbart. Durch eine frühere Einbindung des Länderrates hätte die entstandene Unzufriedenheit in Ruderdeutschland vermutlich vermieden werden können.

Außerdem mussten wir uns im Länderrat mit dem Thema Wegfall von Bundesstützpunkten auseinandersetzen. Bei diesem Thema spielt die Mitfinanzierung durch die Länder eine große Rolle. Somit wurde dann auch die Nachwuchsförderung vom U17- bis zum U23-Bereich zur Disposition gestellt. Hier sind wir in Übereinstimmung mit dem DRV-Präsidium zu einem guten Lösungsansatz gekommen. Es werden DRV-Landesstützpunkte eingerichtet, so dass eine Förderung eventuell wieder möglich ist. Die Förderung des Nachwuchses vom U17- bis U23-Bereich ist Länderaufgabe.

Seit einigen Wochen werden zudem Überlegungen angestellt, wie eine Entwicklung vom Junioren- bis zum Hochleistungsbereich aussehen könnte. Dazu zählen klare Kriterien und Vorgaben zu DRV-Landesstützpunkten, Landeskadern sowie Landestrainern. Schon jetzt ist dies eine Forderung vieler Landessportbünde in Umsetzung des DOSB-Konzeptes.

Bei allen Gesprächen kommt immer wieder die Frage auf, wie wir mehr Geld akquirieren können. Im Gegensatz zu vielen medialeren Sportarten ist der Betrieb des Ruderhochleistungssportes sowohl in der Breite wie auch in der Spitze nur durch die Fehlbedarfsfinanzierung der öffentlichen Hand möglich. Alternative Finanzierungsquellen wie Sponsoring oder Mäzenatentum funktionieren meist noch auf Vereinsebene, auf Landes- oder Bundesverbandsebene wird dies schon deutlich schwieriger und ist meist nicht mehr darstellbar. Sollte man in der Zukunft mehr Mittel aus der Privatwirtschaft generieren können, sollte man aber daran denken, dass dann die steuerfinanzierten Mittel der öffentlichen Hand oder die Zuschüsse von der staatlichen Klassenlotterie kleiner werden oder auch gänzlich versiegen könnten.

Bei aller weiteren Verbandsentwicklung sollten wir immer daran denken, möglichst viele von Anfang an mitzunehmen und gemeinsam gefasste Beschlüsse dann auch gemeinsam umzusetzen. Auch wenn in den vergangenen zwei Jahren einige schwierige Entscheidungen mit dem Präsidium verhandelt und getroffen werden mussten, war die Zusammenarbeit immer offen und konstruktiv.

Nur wenn der Funke des Erfolges auf alle überspringt, werden wir das große Verbandsschiff auch erfolgreich in die Zukunft führen. Nach vier Jahren als Sprecher des Länderrates werde ich den Vorsitz in andere Hände legen und bedanke mich bei meinen Länderratskollegen und dem Präsidium und Vorstand für die konstruktive Zusammenarbeit. Großer Dank geht auch an meinen Stellvertreter Redelf Janßen.

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Karsten Finger

Vorsitzender LRV Berlin