22. Juli 2019 | Nationalmannschaft | von Deutsche Sporthilfe

Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres 2019 - Johannes Weißenfeld

Stimmt für Johannes als Sport-Stipendiat des Jahres 2019.

Johannes Weißenfeld (Ruderclub 'Westfalen' 1929 e.V. Herdecke) steht zur Wahl als Sport-Stipendiat des Jahres 2019. Ab sofort kann unter www.sportstipendiat.de der Sport-Stipendiat des Jahres 2019 gewählt werden. Mit der Auszeichnung ehren Deutsche Sporthilfe und Deutsche Bank auch in diesem Jahr wieder einen Athleten, dem die Kombination aus Spitzensport und Studium in besonderer Art und Weise gelingt. Fünf Top-Sportlerinnen und -Sportler stehen bis zum 18. August 2019 zur Wahl:

  • Jana Bitsch, WM-Zweite 2018 im Karate und Masterstudentin Sportmanagement
  • Johannes Floors, Paralympicssieger, dreifacher Europameister 2018 in der Leichtathletik und Maschinenbau-Student
  • Anna-Lena Forster, Paralympicssiegerin, Weltmeisterin 2018 im Skialpin und Psychologiestudentin
  • Kea Kühnel, Gesamtweltcup-Dritte in der Saison 2018/2019 im Ski Freestyle und Studentin „Accounting, Auditing and Taxation" sowie Sinologie
  • Johannes Weißenfeld, Weltmeister im Deutschland-Achter und Student der Humanmedizin

Johannes Weißenfeld:
Johannes, Welt- und Europameister mit dem Deutschland-Achter, sitzt seit 2017 im Paradeboot des Deutschen Ruderverbands – inzwischen die dritte Saison in Folge. Der 24-Jährige studiert an der Ruhr-Universität-Bochum Humanmedizin und befindet sich im sechsten Fachsemester. Im Sommer 2018 bestand er das Physikum – zur Prüfung flog er direkt aus dem Trainingslager in Österreich ein, wo sich das Team Deutschland-Achter auf die WM wenige Wochen später vorbereitete. „Während ich das volle Trainingspensum durchzog, lernte ich täglich noch sechs bis acht Stunden, um mein Physikum im zweiten Anlauf zu bestehen. Es gab keine Zeit um zu regenerieren oder zu entspannen. Es war die härteste Zeit während meiner Leistungssport-Karriere, sowohl physisch als auch psychisch.“

Hier geht's zum Video-Clip 

Johannes im Interview: "Die Duale Karriere ist ein Geschenk“

Johannes, Du hast vergangene Saison in Sport und Studium das Optimum erzielt, besser geht’s nicht, oder?
Johannes Weißenfeld: Wir haben unseren Weltmeistertitel verteidigt und ich habe mein Physikum erfolgreich abgelegt, die Ergebnisse sprechen von einem perfekten Jahr. Aber die Zeit zuvor war bislang die härteste meiner Karriere, sowohl physisch als auch psychisch.

Was meinst Du genau?
J.W.: In der intensivsten Lernphase stand parallel ein Trainingslager als unmittelbare WM-Vorbereitung an. Wir trainierten unheimlich viel, bei 35 Grad Hitze, auf demWasser, auf dem Rad und im Kraftraum. Zwischen den Einheiten hatte ich keine Zeit zum Erholen. Wenn die anderen ihren Mittagsschlaf gemacht haben, habe ich mir eine extra Kanne Kaffee gekocht und gelernt, sechs bis acht Stunden täglich. Ich bin dann zwei Tage früher zur Prüfung abgereist und habe zum Glück gleich im Anschluss erfahren, dass ich bestanden hatte.

So dass Du anschließend entspannt zur WM fahren konntest?
J.W.: Ich war sehr angespannt. Die Bootsbesetzung war ja die gleiche wie in der Vorsaison, wofür es viel Kritik gab. Wir standen folglich sehr unter Druck. Seit 2017 hatten wir alle Finalrennen gewonnen, sodass Siege von der Öffentlichkeit quasi erwartet werden. Auch man selbst entwickelt den Anspruch. Normal sollte eigentlich sein, dass man versucht, das Beste herauszuholen, und wenn dann andere besser sind, dann ist die eigene Leistung trotzdem okay. Aber plötzlich zählt scheinbar nur noch der Sieg. Von daher war die Titelverteidigung etwas ganz Besonderes. Aber danach fiel dann auch der ganze Druck ab.

Jetzt ist die WM, im August in Linz, nicht mehr allzu weit weg. Spürst Du erneut diesen Druck?
J.W.: Dieses Jahr haben wir eine andere Besetzung im Boot, zwei neue Leute, das verändert vieles. Letztes Jahr waren wir technisch besser, jetzt sind wir physisch stärker, haben im übertragenen Sinn einen großen Motor, aber die PS muss man erstmal auf die Straße bzw. auf das Wasser bringen. Anfangs lief es nicht rund, vor der EM im Juni wussten wir nicht, wo wir stehen, umso mehr haben wir uns dann über den Titel gefreut. Und wir haben noch weiteres Potential Richtung WM. Das Problem ist, dass die Leute am Ende nur das Ergebnis sehen, aber nicht, wie jedes Mal von Neuem ein harter Weg im Training gegangen werden muss. Das ist nicht immer cool.

Die Öffentlichkeit sieht den Achter auch nur als großes Ganzes, Ihr als Individuen seid in der Regel nicht bekannt. Stört Dich das?
J.W.: Ich finde es total gut, dass ich nicht wie Fußballer im Rampenlicht stehe und bin gerne Teil der Mannschaft. Jedes Mitglied muss sich anpassen, das Ego zurückstellen. Nur dann wird aus acht bzw. neun Individuen eine Einheit. Und man muss sich selbst für ersetzbar halten. Vielleicht bin ich im nächsten Jahr wieder raus? Ich hoffe es natürlich nicht und werde im Training alles dafür tun, dass ich nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio im Boot sitze. Dafür brenne ich.

2016 bist Du als Ersatzmann zu den Olympischen Spielen gefahren…
J.W.: Die Erinnerung an Rio tut noch immer weh. Nur zusehen zu können, hat mich sehr traurig gemacht. Aber wer weiß, wozu es gut war, es hat mich auf jeden Fall motiviert, an meinen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Konstant gut zu sein, kostet sehr viel Kraft. Man muss das Talent haben, beim Siegen hungrig zu bleiben, den Blick wieder auf das nächste Ziel zu richten. Insofern kann man aus Niederlagen vielleicht mehr schöpfen als aus Siegen. Das nehme ich auch ins Leben abseits des Sports mit. Als ich das Physikum im ersten Versuch wegen dreier (!) Punkte nicht bestanden hatte, hat mich das umso mehr motiviert. Zwei Wochen später habe ich wieder angefangen zu lernen, während Kommilitonen, die durchgefallen waren, teilweise komplett demotiviert waren. Sicherlich hilft es auch, dass ich mit Sport und Studium für jedes Thema einen Ausgleich habe. Niederschläge auf der einen Seite können durch Erfolgserlebnisse auf der anderen Seite kompensiert werden.

Wäre aber insbesondere in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele die ausschließliche Konzentration auf den Sport nicht wünschenswert?
J.W.: Ich hatte nach dem Abitur für ein Jahr eine Sportförderstelle bei der Bundeswehr, habe damals mehr oder weniger nur den Körper, aber nicht den Geist trainiert. Dadurch bin ich nicht besser geworden. Es klingt vielleicht komisch, aber ich hatte trotz des hohen Trainingspensums zu viel Zeit. Erst als ich angefangen habe zu studieren, konnte ich meine Leistung wieder steigern. Ich wurde effizienter, weil ich die zur Verfügung stehende Zeit effektiv genutzt habe. Für mich ist die Duale Karriere ein Geschenk. Und ein Privileg zugleich. Denn man muss sie sich auch leisten können. Ohne die Sporthilfe wäre ich nicht aus der Bundeswehr ausgetreten. Die finanzielle Unterstützung, insbesondere auch durch das Deutsche Bank Sport-Stipendium für Studenten wie mich, ist die Voraussetzung, sich diese Freiheit nehmen zu können. Dafür bin ich sehr dankbar.

Zum Stipendium
Die Deutsche Bank, seit 2001 Partner der Deutschen Sporthilfe und seit 2008 Nationaler Förderer, verdoppelt dem Sieger das monatliche Stipendium für 18 Monate. Die vier weiteren Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung von 50 Prozent des monatlichen Stipendiums. Im Vorjahr wurde Thomas Röhler, Olympiasieger und Europameister im Speerwerfen und MBA-Student für Strategy, Management and Marketing, als Sport-Stipendiat des Jahres ausgezeichnet.

Die Studenten unter den Spitzensportlern haben besondere Herausforderungen bei der Doppelbelastung von Sport und Studium zu bewältigen. Gemeinsam mit der Deutschen Bank, die über ihren Bereich Art, Culture & Sports bis zu 400 Studenten mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium finanziell unterstützt, ermutigt und bestärkt die Sporthilfe alle geförderten Athleten, ihre Duale Karriere weiter voranzutreiben. Dabei sollen auch die exzellenten Leistungen der studierenden Sporthilfe-Athleten in der Öffentlichkeit stärker herausgestellt werden.