14. Okt. 2010 | Panorama | von Dr. Wolfgang Krutzke

100 Jahre Wolgaster Ruderverein

Für kleine Vereine in den neuen Bundesländern ist Traditionspflege und Jubiläumseinordnung manchmal etwas abenteuerlich. So in Wolgast. Im Juni überreichte das Ehepaar Duisburg als ehemalige Ruderer dem Verein eine Weihnachtsschrift aus dem Jahre 1924, aus der hervorging, dass der Verein in Wolgast 1910 gegründet worden war.
Sofort bereitete der Vorstand eine Jubiläumsfeier vor, die im September stattfand. Hier nun legten andere Ehemalige eine Originalsatzung vor, die aussagte: das Gründungsdatum des Ruder-Clubs Wolgast ist der 7. Februar 1910. Dieser Ruder-Club ging in den Nachkriegswirren unter, so dass erst 1955 im Rahmen der Betriebssportgemeinschaft der Peenewerft, der BSG „Motor“ Wolgast, auf dem Gelände der Kanuten auf der Schlossinsel der Rudersport in Wolgast wiederbelebt wurde.
1970 wurde die Jugendarbeit in ein Trainingszentrum, das im Unterschied zu anderen an der Küste unabhängig von einem Sportclub war, übergeleitet. Dafür war das Bootshaus auf der Stadtseite zu eng und es wurde 1972 auf das neue Gelände gegenüber in Wolgast-Malzow umgezogen. Alte Stallgebäude wurden zur Bootshalle, Kraftraum und Aufenthaltsraum. Die Wolgaster Jugend nahm das Angebot an und in den besten Jahren trainierten 260 Kinder und Jugendliche auf dem Gelände. Jeder Bootsplatz war sieben Mal belegt. Diese Erfolge verbinden sich mit einem Namen, dem leider viel zu früh verstorbenen Dieter Hofmann.
1975 gewannen der D4 der 17/18 -jährigen den DDR-Meistertitel LK II und 1980/81 folgten die DRSV-Titel in D2 der 13-jährigen Mädchen. Viele Wolgaster RuderInnen setzten in den Leistungssportclubs ihre Laufbahn fort.
Gleich nach der gesellschaftspolitischen Wende in der DDR wurde 1990 der Wolgaster Ruderverein gegründet. (Hier fand sich schon niemand der auf den Traditionsnamen von 1910  achtete). Doch die Jugendarbeit musste gleich aufgegeben werden, weil Trainer Hartmut Rütz nur in Karlsruhe Arbeit fand. Parallel musste die Stadt Wolgast Begehrlichkeiten auf das Gelände der Ruderer abwehren. Die Peenewerft verringerte ihren Personalbestand um 80 % und viele Betriebe der Region schlossen die Pforten für immer. Daniela Molle als leistungsfähige Aktive ging nach Hamburg. So waren 1993 noch Peter Bergfeld als Vereinschef und Stefan Weigler als aktiver Jugendlicher vor Ort vorhanden.
Die Stadt Wolgast gab die Ruderer nie auf. Es kamen Gruppen, die den Kraftraum nutzten und Studenten aus Greifswald, die wieder ruderten.
Heute ist Stefan Weigler Bürgermeister von Wolgast und am Peenestrom lebt ein Ruderverein, der seinen Weg mit Hilfe der Solidarität aller Ruderer geht.
So übergab Wolfgang Krutzke als DRV-Vertreter die Flagge mit Goldrand an die Wolgaster und gratulierte im Namen des Landesruderverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Gäste aus Anklam und Greifswald reisten zünftig im Boot zur Feier an und die Vertreter des Rostocker Ruder-Clubs , Allemannia Hamburgs und des RV Berlins von 1878 gratulierten dem Verein zum 100-jährigem.
Dank an den Unternehmerstammtisch Wolgast für die großzügige Spende  zur Anschaffung eines neuen Bootes.
Dank an Peter und Kristin Bergfeld und ihr Team für die Organisation einer würdigen Jubiläumsfeier.