07. Aug. 2010 | Jugend | von Prof. Dr. Jürgen Steinacker

Seit 20 Jahren JWM erfahren – Das Sportärzteteam von der Universitätsklinik Ulm

Die sportmedizinische Betreuung wird seit über 20 Jahren durch unser Team von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums Ulm wahrgenommen. Unser Ziel ist es, möglichst alle Ruderinnen und Ruderer gesund durch die unmittelbare Wettkampfvorbereitung (UWV) zu bringen und auf der Weltmeisterschaft topfit zu haben, damit die besten Voraussetzungen für die Wettkämpfe bestehen. Zu Beginn der UWV führen wir dazu die sportmedizinischen Grunduntersuchungen mit Blutabnahmen und apparativen Untersuchungen durch, umwertvolle Tipps für die UWV und das künftige Rudererleben zu geben.

Auch wurde diesmal das erste Mal eine Ultraschallherzuntersuchung – Echokardiographie – in Berlin-Grünau durchgeführt, um die Gesundheit optimal beurteilen zu können. Die Medikamente, die ggf. eingenommen werden, müssen geprüft werden und Ausnahmebescheinigungen für den internationalen Ruderverband FISA beantragt werden. Gleichzeitig erfolgen umfangreiche ergometrische Tests mit Mehrstufentest und Spiroergometrie zur Bestimmung von verschiedenen Parametern der körperlichen Leistungsfähigkeit, um die Mannschaften besser zusammensetzen zu können und auch objektive Reihenfolgen für die entsprechenden Parameter herzustellen. Während der UWV erfolgen regelmäßige Kontrollen von Körpergewicht, der Dichte des Morgenurins, des Hämatokrits und der Creatinkinase im Ohrläppchenblut, um Sicherheit über die Belastungssituation zu gewinnen, Überlastungen zu vermeiden und auch das wichtige Trinkverhalten zu steuern.

Im Training werden im Boot und am Steg Laktatwerte abgenommen, um die Belastungsintensität besser einzustellen, denn zu viel oder zu wenig Trainingsintensität wirkt sich negativ auf die Leistungsentwicklung aus. Wichtig ist hier für die Sportmedizin die Kommunikation mit den Trainern über den tatsächlichen Belastungszustand, damit nicht zu viel trainiert wird und im entscheidenden Moment die Belastung zurückgeführt wird.
Nach dem Abschlusstest, bei dem alle Ruderinnen und Ruder über den Mehrstufentest ausgelastet werden, und dem Relationsrennen, an dem nochmals Laktatwerte bestimmt werden, geht es dann auf die Weltmeisterschaft. Auch hier werden nochmals Blutkonzentration und Urin überprüft, damit das Blut nicht zu dick wird und falls Stress bedingt zu wenig getrunken wurde.

Während der Wettkampftage steht am Regattaplatz ein Stützpunkt bereit, an dem die berühmten Marmeladebrote, Mineraldrinks, Wasser und Obst bereit stehen. Wenn das Wettkampffieber steigt, sind die Sportmediziner diejenigen, die Ruhe und Übersicht bewahren sollten und damit das Rückrad für die Gesamtmannschaft bilden. Natürlich fiebern wir mit den erfolgreichen Sportlern mit und unterstützen auch die Schwachen, denn nur so können wir als Gesamtteam erfolgreich sein. Ganz besonders sind wir bei denen, die nach dem Rennen enttäuscht sind, denn nach dem Rennen ist  vor dem nächsten Rennen und der nächsten Chance, sei die Enttäuschung noch so groß.

Als Arzt bei der UWV zur Junioren-Weltmeisterschaft hat man mit vielen verschiedenen Erkrankungen zu tun. Von einem ausgeschlagenen Zahn oder den akuten Weisheitszähnen mitten am Wochenende bis hin zu schweren Infekten, Schürf- oder Schnittwunden oder Rückenblockierungen. Wir sind aber auch für die kleinen Schwierigkeiten des Rudererlebens da, wie die sorgfältige und gründliche Behandlung der „Rudererhände“ mit Schwielenpflege oder Blasenbehandlung. Wenn es in ferne Länder geht wie 2007 nach China, kommt dazu noch die besondere Herausforderung der Hygiene in solchen Ländern. Wir halten mit einer modernen Apotheke und allen wesentlichen Medikamenten ein großes Spektrum der modernen Medizin vor, um unseren Sportlern auch im Ausland eine bestmögliche Behandlung zu bieten. Dadurch, dass wir auf die Ressourcen unserer Universitätsklinik zugreifen können, ist es letztendlich doch recht kostengünstig für den Gesamtverband. In diesem Jahr ist mit Herrn Dr. Ronald Steiner als Arzt und Frau Katja Machus als Sportwissenschaftlerin ein kleines Team in Racice, ich selbst bin gleichzeitig FISA-Arzt und im Hintergrund für das Team tätig.