16. Febr. 2012 | Nationalmannschaft | von Lena Reil

Vierfacher Weltmeister und Unternehmer: Was macht Martin Steffes-Mies?

In unserer Serie „Was macht eigentlich…?“ stellen wir Ruderer vor, die vor einiger Zeit im Deutschlandachter erfolgreich waren, und zeigen, wie sich ihr Leben nach dem Leistungssport verändert hat.
Auf große sportliche Erfolge kann Martin Steffes-Mies, vierfacher Weltmeister im Deutschlandachter, heute zurückblicken. Zahlreiche erfolgreiche Stationen zeichnen seine berufliche Laufbahn: Wir sprachen mit dem ehemaligen Leistungssportler über seine Zeit als Assistent, Bauleiter, Unternehmensberater und Vorstandsmitglied bis hin zum selbstständigen Unternehmer und Geschäftsführer in der Baubranche.
Neben dem Leistungssport studieren, dann ein wenig Erfahrung in der Baubranche sammeln und schließlich das Familienunternehmen, die Straßen- und Tiefbaufirma Steffes-Mies in Mainz, übernehmen – so war der Plan. „Doch der Weg zum Ziel verläuft nicht immer geradlinig, weder im Sport noch im Berufsleben“, weiß Martin Steffes-Mies. „Man muss auch mal über den Tellerrand blicken, Höhen und Tiefen durchleben. Nur so sammelt man Erfahrungen, um sich weiterzuentwickeln.“

Man kann nicht immer gewinnen

Eine Erfahrung, die den vierfachen Achter-Weltmeister von 1989, 90, 91 und 93 bis heute prägt, geht zurück in das Jahr 1992: „Meine sportliche Katastrophe! Bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 war ich nur als Ersatzmann dabei“, erinnert sich der Ruderer. Das habe weh getan und die Erinnerung schmerze manchmal sogar noch heute.
Doch 20 Jahre später weiß der erfolgreiche Unternehmer: „Auch diese Erfahrung war eine wichtige. Ich habe gelernt, dass man nicht immer gewinnen kann und dass man auch schlimme Niederlagen überlebt. Aber noch viel wichtiger: Dass nach jedem Misserfolg wieder neue Erfolge kommen.“ Nach zehn Jahren Leistungssport und vier Weltmeistertiteln im Deutschlandachter startete der studierte Wirtschaftsingenieur 1994 in ein überaus erfolgreiches und abwechslungsreiches Berufsleben.

Assistent, Bauleiter, Unternehmensberater

„Alles deutete darauf hin, dass ich das Unternehmen meines Vaters übernehme“, erinnert sich der 45-Jährige. Um erste Erfahrungen in der Baubranche zu sammeln, verbrachte er daher direkt nach dem Studium eine einjährige Assistenz-Zeit bei „Hochtief“. Ein Jahr später stieg er zum Bauleiter eines lokalen Straßenbauunternehmens auf.
„Dann kam alles ganz anders als geplant: Statt in die Firma meines Vaters einzusteigen, entschied ich mich für einen Job als Unternehmensberater bei Roland Berger“, berichtet Martin Steffes-Mies. Die Arbeit verschlug ihn für einige Jahre aus dem heimischen Mainzer Umfeld in Richtung München und Hamburg. Der Baubranche blieb der Wirtschaftsingenieur jedoch auch während seiner Zeit als Berater treu. „Über ein großes Projekt, das ich betreut habe, bin ich zum Fertighaushersteller KAMPA AG gekommen und habe später dort als Mitglied des Vorstands gearbeitet“, erzählt der ehemalige Leistungssportler.

Selbstständigkeit: Höhere Ziele – mehr Verantwortung

Projektleiter in der Beratung, Vorstandsmitglied – was sollte danach kommen? Etwa doch die Selbstständigkeit, das Familienunternehmen? „Ich wollte mehr Verantwortung, mich noch weiter entwickeln, mein eigener Chef sein, mit allen Chancen und Risiken“, erinnert sich Martin Steffes-Mies. Also übernahm der Ingenieur 2005 – einige Jahre später als ursprünglich geplant – doch das Familienunternehmen, für das er sich schnell höhere Ziele steckte.
Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch für ein ganzes Unternehmen samt seiner Mitarbeiter – „für die Arbeit als selbstständiger Unternehmer konnte ich einiges im Rudersport Gelernte mitbringen“, erinnert sich der vierfache Achter-Weltmeister. Immerhin habe man im Boot auch eine enorme Verantwortung der Mannschaft gegenüber. „Der Erfolg des gesamten Bootes kann von dir abhängen. Hörst du auf zu ziehen, gehen alle unter.“

Neue Zukunftspläne schmieden

Gleichzeitig mit der Übernahme hat der Unternehmer die Familienfirma mit ihren 80 Mitarbeitern in die „Gaul-Gruppe“ – das Unternehmen eines befreundeten Geschäftspartners – eingebracht. „Gemeinsam führen wir insgesamt 350 Beschäftigte an 24 Standorten“, berichtet Martin Steffes-Mies. Das in der Rhein-Main-Nahe-Region führende Baustoffunternehmen ist vorwiegend in der Stein-, Kies-, Sand-, Asphalt- und Betonproduktion sowie in der Entsorgung tätig.
Im Oktober 2010 haben die beiden Eigentümer der Gaul-Gruppe diese schließlich an die Kölner Strabag AG verkauft. „Noch bis Ende des Jahres bin ich angestellter Geschäftsführer meines ehemaligen Unternehmens. Dann beginnt für mich ein weiteres berufliches Kapitel mit hoffentlich vielen neuen Möglichkeiten“, freut sich der Ruder-Weltmeister. „Und wer weiß, vielleicht mache ich mich ja wieder selbstständig!“

Steckbrief von Martin Steffes-Mies

  • Geb.-Datum: 12.01.1967
  • Größe: 1,99 m
  • Gewicht: 95 kg
  • Familie: verheiratet mit Dr. Susanne Helling; drei Kinder: Jasper (11), Anton (9), Johann (5)
  • Beruf: Wirtschaftsingenieur
  • Verein zur aktiven Zeit: Mainzer Ruderverein
  • Aktueller Verein: Mainzer Ruderverein
  • Noch aktive Sportarten:Ruder-Ergometer, Laufen (Halbmarathon)
  • Größte sportliche Erfolge:vierfacher Weltmeister im 8+ (1989, 90, 91, 93)
  • Tipp für die aktuelle Generation: „Ich wünsche den Sportlern, dass sie eine gute Balance finden zwischen Zielstrebigkeit und Fokussierung auf der einen und Lockerheit auf der anderen Seite. Denn gerade wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt, kann man viel erreichen. Das gilt im Rudern genauso wie im Beruf. Ich hoffe, dass die Jungs sich später im Job daran erinnern können.“