05. Jan. 2017 | Nationalmannschaft | von Mario Woldt

Konzentration auf das Wesentliche im Leistungssport

Konzentration auf das Wesentliche ist ein häufig gebrauchter Ausdruck wenn es darum geht, nicht zu viel auf einmal anzugehen und seine vorhandenen Ressourcen auf ein Ziel hin zu bündeln.

Konzentration auf das Wesentliche ist kein neuer Begriff, auch ist es keine radikale Änderung eines bislang bestehenden Systems. Es ist vielmehr die Notwendigkeit, sich bewusst darüber zu sein welche Ziele eingegangen werden und was dafür die notwendigen Schritte sind. Die Schritte sind konsequent am Ziel auszurichten und müssen jederzeit darlegen, welchen Beitrag sie zur Zielerreichung leisten.

Jeder kennt die Konzentration auf das Wesentliche aus seinem eigenen Umfeld. Auf der Arbeit werden die Arbeitsprozesse an dem zu erreichenden Ziel ausgerichtet, im Verein werden die endlichen finanziellen und personellen Ressourcen zur Erreichung festgelegter Ziele oder Aufgaben eingesetzt. Im Privatleben wird ebenfalls der Fokus auf notwendige Aufgaben und angestrebte Ziele gelegt. Nicht immer ist all das möglich, was man möchte oder umsetzbar, was man sich vorgenommen hat. Jeder einzelne Sportler setzt sich die Maximierung seiner eigenen Leistung zum Ziel und fokussiert sich automatisch auf die dafür notwendigen Schritte. Andere Bereiche treten dafür in den Hintergrund.

Dies gilt auch für den Leistungssport im Deutschen Ruderverband. Das übergeordnete Ziel aus Sicht des Leistungssports und beteiligter Partner ist die erfolgreiche Teilnahme an Olympischen Spielen. Mit dem Selbstanspruch aus unserer Historie heraus gehört zu einer erfolgreichen Teilnahme sicherlich der Gewinn von Medaillen, ebenso wie die Teilnahme einer Vielzahl von Booten aus allen Disziplinen.

Den ambitionierten Kaderathleten, die in Deutschland im Hochleistungssport rudern möchten und sich als Ziel gesetzt haben international erfolgreich zu sein, sollen die besten Bedingungen geboten werden, so dass sie ihr Potential ausschöpfen und über ihre Grenzen hinaus gehen können. Bislang waren die Bedingungen gut, doch im internationalen Vergleich sind wir nicht führend.

Dafür gilt es, sich auf die Schritte zu konzentrieren, die dahin führen. Einer dieser Punkte ist beispielsweise die Umstrukturierung der Bundesstützpunkte im Rudern. Die Bundesstützpunkte sind Einrichtungen, an denen Kadersportler in anspruchsvollen Trainingsgruppen trainieren, voneinander lernen und sich gegenseitig herausfordern können. Die Bundesstützpunkte sind Einrichtungen, an denen auf dem bisherigen Training aufgebaut wird sowie neue Impulse, neue Herausforderungen und Möglichkeiten der Weiterentwicklung gegeben werden. Unterstützt von fachkundigem, motiviertem und erfolgreichem hauptamtlichen Personal werden an den Bundesstützpunkten intensive Maßnahmen der Zusammenführungen und Mannschaftsbildungen umgesetzt.

Während eine Idealvorstellung ist, dass solche Einrichtungen flächendeckend in Deutschland existieren, so bestimmen jedoch die Rahmenbedingungen die Praktikabilität. Die Rahmenbedingungen sind in Kürze: Personal, Anzahl Athleten, Finanzen und externe Partner, die diese Einrichtungen maßgeblich fördern und mit Leben füllen. Die institutionellen Partner des deutschen Leistungssports, die Länder und der Bund, nach außen hin oftmals sehr unscheinbar, sind die Hauptträger und Unterstützer solcher Bundesstützpunkte. Die infrastrukturellen, finanziellen und mitunter organisatorischen Belange werden durch sie erst ermöglicht. Somit ist die Umstrukturierung der Bundesstützpunkte im Rudern wesentlich an der aktuellen Leistungssportreform ausgerichtet. Länder und Bund können nicht die Voraussetzungen, wie geschildert, an allen bisherigen Bundesstützpunkten schaffen, auch nicht der DRV mit seinen beschränkten Verbandsmitteln. Sie können jedoch etablierte und erfolgreiche Standorte effektiver fördern und ausbauen. Das ist, was wir mit unserer neuen Struktur von Bundesstützpunkten erreichen und einfordern wollen.

Bei der Konzentration auf das Wesentliche im Bereich Leistungssport ist ein Baustein die Zusammenführung von Kadern mit einem hohen Potential auf die Teilnahme bei den anstehenden Olympischen Spielen in ihren jeweiligen Bereichen. Insbesondere die Konzentration von potentiellen Olympiakadern in der finalen Zusammenführung, 21 Monate vor der Olympischen Regattawoche in Tokio, an drei Bundesstützpunkten, dient der konsequenten Vorbereitung auf das angestrebte Ziel. An diesen Bundesstützpunkten und in der Ausprägung, dass dort nach Disziplinen detailliert trainiert werden kann, dient den Mannschaftsfindungen und -bildungen, den individualisierten und personalisierten Entwicklungen sowie der Selektion. Auf diesem Weg können sowohl unmittelbare Konkurrenz geschaffen, wie auch die gemeinsamen Elemente eines Mannschaftsboots herausgearbeitet werden. Auch, und das ist in der Summe der Aktivitäten wichtig, ermöglicht ein solches Vorgehen eine erhebliche Aufwandsreduktion und somit Zeit und Ressourcen für die eigentliche Arbeit und Zielerreichung.

Die Übersicht der Bundesstützpunkte sieht folgendes vor:

  • Berlin/Potsdam: 21 Monate vor Tokio - Frauen Skull, Frauen Riemen
  • Ratzeburg/Hamburg: 21 Monate vor Tokio - Männer Skull
  • Dortmund:  21 Monate vor Tokio – Männer Riemen
  • Rhein-Ruhr
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Rostock
  • Hannover
  • Rhein-Main

Dieses Strukturelement, wie auch weiterführende Überlegungen, sind konkrete zukunftsgerichtete Ansätze, die es Ende des I. Quartals 2017 gegenüber dem Bund, den Ländern und dem DOSB gilt im Detail darzulegen und zu finalisieren gilt.

Darüber hinaus fällt ein weiterer und in der langfristigen Erfolgsentwicklung des Verbandes essentieller Baustein auf die Gestaltung des Nachwuchsbereiches. Der direkte Nachwuchs für den Hochleistungssport und die erfolgreiche Teilnahme bei anstehenden Olympischen Spielen ist der U23-Bereich. Diesem Bereich wird im kommenden Zyklus ein intensiverer Fokus gewidmet werden, so dass man auch bei Olympischen Spielen 2024 und darüber hinaus mit einer starken deutschen Beteiligung rechnen kann.