13. Juni 2017 | Wettkampfsport | von Judith Garbe

RBL: Interview mit Mark Schreyer von Fester & Co. GmbH

Am kommenden Wochenende findet der „Fester & Co. Renntag“ der Ruder-Bundesliga statt. Fester & Co. ist ein inhabergeführter, mittelständischer Versicherungsmakler mit Sitz in Hamburg, der unter anderem auch als Dienstleister mit langjähriger Expertise für die versicherungstechnische Absicherung der Boote und Vereine im Rudersport aktiv ist. Einer der insgesamt drei Geschäftsführer ist Mark Schreyer, Ex-Nationalmannschaftsruderer und ehemaliger Leiter der Ruderakademie Ratzeburg. Wir haben uns im Vorfeld des 2. RBL-Renntages mit dem Schatzmeister im Vorstand des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig Holstein über sein Engagement in der RBL und die Zukunft des Rudersports unterhalten.

Deutscher Ruder Verband (DRV): An diesem Wochenende findet der "Fester & Co. Renntag“ der Ruder-Bundesliga statt. Seit wann besteht dieses Engagement?
Schreyer: In der direkten Sponsorenfunktion besteht noch kein Engagement. Für die federführende Unterstützung der Ruder-Bundesliga haben wir uns entschieden, weil ich dieses Event und seine Veranstaltungskultur sehr schätze und wir als Unternehmen über viele Jahrzehnte als Versicherungsmakler für Ruderboote und Vereine im Rudersport tätig sind. Jetzt können wir uns als Dienstleister auch mal in unserer Heimatstadt Hamburg den deutschen Vereinskunden präsentieren, den Veranstaltern helfen und unser Knowhow für die Ruderer, ihre Vereine und den DRV entsprechend darstellen.

DRV: Wie sieht Ihr weiteres Engagement im Rudersport aus?
Schreyer
: Wir sind permanent im Rudersport tätig. Mein Vater hat diese Expertise damals aufgebaut, mittlerweile sind wir als unabhängiger Versicherungsmakler schon seit 20-30 Jahren im Rudersport aktiv und betreuen etwa 280 Vereine, den DRV und verschiedene Bootswerften. Mein Vater und ich sind ja selbst über verschiedene Generationen in Nationalmannschaften und Vereinen mit dem Rudersport verbunden, haben das auch im Ehrenamt ausgeübt. Ich war unter anderem Bundesstützpunktleiter der Ruderakademie Ratzeburg, heute bin ich in einer Finanzposition am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig Holstein tätig. Aufgrund dessen ist der Kontakt nie abgerissen. Wir suchen uns im Jahr ein bis zwei Ruderevents aus, mehr kann man sich als mittelständisches Unternehmen im Bereich Sponsoring leider nicht leisten.                                                                                                       

Als Ex-Nationalmannschaftsruderer und ehemaliger Leiter des Bundesstützpunkt Ratzeburgs ist Mark Schreyer dem Rudersport noch sehr verbunden.

DRV: Welche Eigenschaften zeichnet den Rudersport Ihrer Meinung nach aus und wie passen diese zu Ihrem Unternehmen?
Schreyer: Da finde ich es sehr zutreffend, was mein alter Ruderfreund Ulrich Britting von Best Audit gesagt hat. Es ist natürlich zum einen die Verbundenheit, die man selbst erlebt hat, der Teamspirit sowie die freundschaftliche Ebene. Ruderer sind ja auch dafür bekannt, dass sie nachher alle ganz vernünftige Jobs ausfüllen. Und deshalb halte ich es, wenn man selbst so eine Unternehmerposition hat, für absolut richtig, diese Verbundenheit dann auch weiter aufrecht zu halten, nachfolgende Generationen zu fördern und sich zu engagieren. Denn das, was man selbst erfahren hat, das ist mit Sicherheit nicht selbstverständlich gewesen, da möchte man mit seinem eigenem Knowhow auch etwas zurückgeben. Das ist auch unser Antrieb für die Integration des ehemaligen Hobbys in die berufliche Arbeit.

DRV: Können Sie sich vorstellen, dass dieses Sprintformat auch auf internationaler Ebene Erfolg hätte?
Schreyer: Ich glaube schon. Durch die Weltcup-Veranstaltungen, die wir hier in Hamburg durchgeführt haben sowie durch das eigene Engagement weiß ich, dass in der FISA dieses Wettkampfformat diskutiert und ausprobiert wird. Ich sehe mit der olympischen Entwicklung auch ein Bedürfnis, dass man die Sportart Rudern in ein modernes Format bringt, das sich auch international durchsetzen wird. Da kann und wird mit Sicherheit dieser Sprintwettbewerb ein Maßstab sein. Wie man das verknüpft, kann ich nicht genau sagen, aber diese Bestrebung gibt es jetzt schon seit fast 20 Jahren. Zu meiner aktiven Zeit gab es im London Hyde Park auf dem See einen Sprintwettkampf mit fünf Nationen, wo vier Skuller und vier Riemer eingeladen waren, zudem hat Cannes eine große Sprintregatta ausgerichtet. In Deutschland ist es jetzt die Bundesliga. Es ist toll, dass man durchaus auch Leuten zwischen 25 und 40 die Möglichkeit bietet, noch Rennen zu fahren und das auch in seinem Verein darstellen zu können.

DRV: Als ehemaliger Leistungsruderer wissen Sie, welchen Aufwand Sportler betreiben müssen, um erfolgreich zu sein. Wie stehen Sie zur neuen Leistungssportreform?
Schreyer: Rudern ist hochprofessionell, auch schon immer gewesen. Es hat sich über Generationen weiterentwickelt und ich sehe da auch seitens des DRV, der neuen Entwicklungen im DOSB sowie im Innenministerium, dass dieser Konzentrationsprozess fortgesetzt werden muss. Es ist der richtige Schritt, dass man sich nicht an allen Standorten auf Olympische Rennen vorbereitet, dass es eine Breite gibt und dass im Junioren und U23-Bereich, wie wir es haben, noch eine relative Freizügigkeit herrscht. Die Besten müssen sich dann aber konzentrieren, das war bereits in Ratzeburger Adam-Zeiten sowie zu meiner Zeit in Dortmund so. Mit den weiblichen Skullern und dem Frauen-Riemenruderinnen in Berlin wird dieser Weg fortgesetzt.  Auch international ist diese Entwicklung  zu sehen, wenn unter anderem das Universitätssystem in Amerika in der heutigen Generation viel stärker nachgefragt wird als zu meiner Zeit. Es müssen Wege gefunden werden, wie bei Sportlern ohne Leistungsverlust und ohne verbotene Mittel auch andere Fähigkeiten besser entwickelt werden können. Rudern ist nach wie vor keine Sportart, von der man in Deutschland leben kann. Dazu muss man die nötigen Kompromisse und Erweiterungen schaffen; das ist sicherlich die Herausforderung.

DRV: Als Schatzmeister im Vorstand des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig Holstein sind sie ja quasi selbst von der Reform betroffen.
Schreyer: Vielleicht waren wir in Hamburg „gut drauf“.  Am Olympiastützpunkt haben wir uns von Anfang an auf fünf Sportarten konzentriert: Rudern, Segeln, Schwimmen, Beachvolleyball und Hockey. Insofern haben wir in diesen Sportarten schon eine hohe Zentralisierung geschaffen oder zumindest ein Kommittment erreicht, dass man in ganz Deutschland erkannte Talente „einsammelt“ und wenn sie dann 21 oder 23 sind, ihnen die Möglichkeit gibt, sich an zwei oder drei Standorten entsprechend auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Ich glaube, dass wir  mit dieser Entwicklung schon längst unterwegs und deshalb für die kommenden Jahre gut ausgerichtet sind.

DRV: Wie oft sitzen Sie selbst noch im Boot?
Schreyer: Rudern ist nach wie vor meine Passion. Ich habe das große Glück, dass sich aus meiner Generation und aus den 90er Jahren viele Nationalmannschaftskollegen Skuller wie Riemer in Hamburg angesiedelt haben. Wir haben eine ganz tolle Trainingsgruppe im Ruder-Club Favorite Hammonia, wo wir morgens gemeinsam auf Recht hohem Niveau trainieren können, zumindest denken wir das. Nach dem Training wird dann im Club gefrühstückt, danach beginnt die Arbeit. Das ist ein Privileg. Zudem zeigen wir uns hin und wieder auf Masters-Regatten.

DRV: Schielen Sie noch einmal mit einem Start in der RBL?
Schreyer: Das haben wir bereits hinter uns. Wir sind in der Bundesliga gestartet, weil wir zeigen wollten, dass man als fast 50-Jähriger auch mit 30-Jährigen mithalten kann. Das geht natürlich nur auf der kurzen Distanz von 350 Metern, aber das macht das Format ja so toll, weil man Juniorennationalmannschaftsruderer mit  ehemalig guten Masterruderern zusammensetzen kann, sich daraus ein Team, eine Begeisterung, auch eine Leistung und Freude darüber entwickelt, dass man noch mithalten kann. Das war auch immer unser Ansatz. Wir fanden es immer ganz toll, dass wir nicht nur den Achter hatten, sondern auch als Ruderer die meisten Kinder.

Vielen Dank für das Interview. 

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