05. Juli 2017 | Breitensport | von Karin Neumeier

Sicherheitstraining? Ganz sicher!

Mit rotem Feuer wird auf den Unfall aufmerksam gemacht.
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Das erste Mal mit dem Vorstand im Boot – und schon saufen wir ab. Es ist Samstag, der 1. Juli, also Sommer, und das Wasser im Starnberger See hat im Prinzip eine angenehme Temperatur. Das relativiert sich aber sehr schnell, wenn man im Ruder-Outfit im Boot sitzt und vor einem das DLRG Rettungsboot mit einem C-Schlauch Wasser ins Boot spritzt. Seltsames Gefühl, wenn das Wasser unter dem Rollsitz steigt und steigt. Ich stelle mir vor, wie es sein muss, wenn hoher Wellengang die „Monika“, unseren Dreier, volllaufen ließe und das im Februar wäre. Grausam. Noch dazu, wenn eben kein Wasserwacht- oder DLRG-Rettungsboot schon in Rufnähe wartet.

Rotes Feuer soll auf Unfall aufmerksam machen
Im Übungsfall, so wie jetzt, kann Vorstandsvorsitzender Eler von Bockelmann ganz interessiert anmerken, dass die im Boot angebrachten Luftkissen doch viel mehr Auftrieb bringen, als er sich vorgestellt habe. Spricht‘s und springt munter ins Wasser. Clubkameradin Sabine vor mir müht sich ab mit einem Signalstab, der durch rotes Feuer auf unsere Lage aufmerksam machen soll. „Ja, wie funktioniert denn das? Wo muss ich das denn aufdrehen?“ Wir stellen fest, dass wir für das Kleingedruckte auf der Kartusche natürlich keine Lesebrille dabei haben. Und wahrscheinlich in einer echten Notsituation vor lauter Panik falsch reagieren könnten. Also ist es gut, das mal gemacht zu haben. 

Es ist alles einfach, wenn man es weiß … Plötzlich steigt roter Rauch auf, und so wissen unsere Retter nun, wo sie uns finden. Sabine wird als erste gerettet, sie stellt sich ohnmächtig und wird von einem versierten DLRG-Retter, der vom Rettungsboot per Kopfsprung zu uns ins Wasser kommt, in Rückenlage mitgezogen. Die Besatzung schiebt eine gelbe Trage an der Bootsrampe hinunter ins Wasser, Sabine wird draufgelegt, sofort ins Motorboot gezogen und kriegt gleich eine warme Decke umgelegt. Ich sitze noch auf Platz 2 mit dem Hintern im Wasser und fröstle bereits, obwohl die Sonne scheint.  Wie schnell man doch im Wasser auskühlt! Und obwohl ich weiß, es ist ja alles nur eine Übung – mulmig ist mir trotzdem.

Riesen Respekt vor Rettungsmannschaften
So wie mir ergeht es an diesem Tag im Münchener Ruder-Club von 1880 einigen, die sich auf eine geplante Havarie sowohl im Vierer, im Dreier oder im Skiff einlassen. Sie alle werden gerettet, und etliche bestätigen danach meinen eigenen Eindruck: „Ich habe jetzt noch deutlich mehr Respekt vor dem See. Und einen Riesenrespekt vor den Rettungsmannschaften“.  Aber auch mehr Sicherheit, wie man mit diversen Situationen im Notfall umgeht, vom Einsteigen ins Skiff nach dem Kentern bis hin zur Bedienung des Motorboots und vielen anderen Handgriffen, die wir alle üben durften.

Der MRC-Vorstand hatte zum Sicherheitstag gerufen – und über 70 Mitglieder kamen. Finanzvorstand und Initiator Ulf Hallmann hatte mit vielen Helfern vier Stationen auf dem Club-Gelände aufgebaut und alle Teilnehmer in vier Farbgruppen eingeteilt. Rund fünf Stunden dauerte das Sicherheitstraining, und es war jede Minute wert. Jeder ging aus dem Tag heraus mit neuen Erkenntnissen und doch einigen Fakten, die vorher nicht so richtig bekannt waren. Wasserwacht und DLRG waren mit drei Rettungsbooten und viel Anschauungsmaterial angerückt. In Theorie und Praxis demonstrierten die ehrenamtlichen Helfer, wie man in unterschiedlichen Notsituationen reagieren kann und muss. Immer mit dem Wissen, dass wir in Sicherheit sind und gelassen und mit Spaß trainieren dürfen – wenn Panik im Ernstfall hinzukommt, ist es gut, das alles einmal durchexerziert zu haben.

Übung macht den Meister
Aber bei allem Ernst gab es auch viel Gelächter an den Stationen. Wie zum Beispiel auf dem Badesteg, von dem aus die Ruderkameraden versuchten, verschiedene Rettungsgegenstände ins Wasser zu werfen, um den scheinbar in Not im Wasser dümpelnden DLRGler zu retten. Gar nicht so einfach in der Hektik. Da war alles dabei – der Rettungsring, der auf halbem Weg im Flug verhungerte, weil der Werfende mit dem Fuß auf dem Seil stehengeblieben war. Oder auch nicht, was bedeutete, dass das rettende Seil dann komplett im Wasser lag. Auch nicht sehr hilfreich. Toll zu lernen, wie man mit ein bisschen Know-how sogar schwere Menschen auf ein Brett (Surfbrett, SUP) retten kann, auch wenn man selber nicht so viel Kraft hat. Und und und …

Sehr interessant auch der Vortrag von Walter Kohlenz von der DLRG über die Tätigkeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und der Stationen von DLRG und Wasserwacht rund um den Starnberger See. Insgesamt ein rundum gelungener Nachmittag auf dem MRC1880-Gelände mit vielen wichtigen Erkenntnissen. Dank an Ulf Hallmann vom MRC und Markus Wiedergrün von der DLRG Pöcking, den Organisatoren des Sicherheitstages, sowie allen Helfern und Aktiven. Ein Event, das sich als fester Bestandteil in den Jahreskalender etablieren sollte. Damit rudern nicht nur Freude macht, sondern auch ganz sicher sicher ist. 

Münchener Ruder-Club von 1880
DRV-Dokumente zum Thema Sicherheit