25. Okt. 2018 | Panorama | von Judith Garbe

Ruderer des Herbstes - Simon Klüter

Simon Klüter wurde im September U23-Europameister im leichten Einer.
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Ihr habt entschieden – Simon Klüter (Mannheimer Ruder-Verein 'Amicitia' 1876 e.V.) ist euer Ruderer des Herbstes. Der 22-Jährige wurde im September U23-Europameister im leichten Einer. Wir haben mit dem Medizinstudenten über seinen großen Coup in Brest, seine Rolle als Ersatzmann bei der U23-WM und seine kommenden Ziele gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch Simon, du hast die Abstimmung zum Ruderer des Herbstes knapp für dich entschieden. Hast du damit gerechnet?
Ich freue mich riesig! Franziska hat dieses Jahr sehr viel erreicht und tolle Erfolge feiern können. Außerdem hat man als Mitglied der A-Nationalmannschaft einen viel höheren Bekanntheitsgrad. Daher war ich überrascht, dass ich die Wahl gewinnen konnte.

U23-Europameister im leichten Einer – hast du dir das vor der Saison erträumen lassen?
Ich bin gut in die Saison gestartet und wollte bei der U23-WM an den Start gehen. Das habe ich leider knapp nicht erreicht. Als ich stattdessen für die EM nominiert wurde, hatte ich mir das Ziel gesteckt, diese auch zu gewinnen. Dass das aber wirklich klappt, hätte ich nicht gedacht. Umso glücklicher bin ich über den Erfolg.

Wie war es für dich, als Ersatzmann zur U23-WM zu fahren? Welche Aufgaben bringt diese Rolle mit sich?
Im ersten Moment war ich enttäuscht, dass ich es nicht in eines der Boote geschafft habe. Wir hatten aber eine gute Stimmung unter uns Leichtgewichten, sodass ich allen ihren Platz gegönnt habe. Das Trainingslager in Ratzeburg habe ich dann dazu genutzt, mich weiterzuentwickeln und topfit in die EM-Vorbereitung zu starten.

Ersatzmann sein klingt ein bisschen wie zuschauen und Daumen drücken. Als Ersatzmann muss man aber topfit sein und immer bereitstehen, falls etwas Unvorhergesehenes in der Mannschaft geschieht. Daher habe ich auch Einheiten mit dem leichten Doppelvierer trainiert und mich ansonsten intensiv im Einer vorbereitet. Nebenbei durfte ich auch einmal im U23-Frauenachter aushelfen, weil es da Verletzungsprobleme gab.
In Poznań bin ich mit dem Doppelvierer vor jedem Rennen auf die Waage gegangen und musste da immer das Gewicht des Leichtesten haben. Außerdem habe ich versucht, die Stimmung bei den Leichten oben zu halten, indem ich für Gespräche zu haben war.  Natürlich war es auch eine Bestätigung für mich, das Rennen der Ersatzleute im Einer zu gewinnen.

Fährst du lieber im Einer oder im Mannschaftsboot?
Beides gefällt mir. Im Einer bekommt man sofort Feedback, ob das, was man macht, auch richtig ist. Und wenn es nicht läuft, muss man sich an die eigene Nase fassen und kann die Fehler nicht beim Partner suchen.
Das Schöne am Mannschaftsboot ist, dass man zusammen nach einem Ziel strebt. Außerdem ist das Interessante an einem Großbootrennen, dass man von Anfang bis Ende Vollgas gibt und keine Zeit zum Nachdenken hat.

Du studierst in Rostock Medizin – trainierst du dann auch hauptsächlich in der Hansestadt oder bist du auch viel in Mannheim?
Ich bin die meiste Zeit in Rostock. Ich fühle mich hier wohl und habe optimale Trainingsbedingungen am Landesstützpunkt. Mit meiner Freundin habe ich hier eine neue Heimat gefunden. Meinem Verein in Mannheim bin ich jedoch sehr dankbar für die gute ruderische Ausbildung und die intensive Unterstützung, die ich bis heute erfahre. Zeitlich ist es leider sehr schwierig, zwischendurch mal nach Hause zu kommen, dafür besuchen mich meine Brüder und meine Eltern regelmäßig. Allerdings habe ich direkt nach der EM ein vierwöchiges Praktikum an der Mannheimer Universitätsklinik gemacht und konnte so auch die Kameraden der Mannheimer Amicitia treffen und mit ihnen ins Boot steigen.

Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesetzt?
Im nächsten Sommer strebe ich meine Zwischenprüfung, das Physikum an. Das habe ich wegen des Leistungssports um ein Jahr verschoben. Deshalb rückt im kommenden Jahr das Studium mehr in den Mittelpunkt. In Dortmund werde ich aber an den Start gehen und danach entscheiden, wie intensiv ich weiter trainieren kann. Nach dem Physikum will ich wieder voll einsteigen. Mein Ziel ist die Teilnahme an einer WM, sofern Leichtgewichtsrennen dort noch einen Platz finden.