03. Sep 2018 | Breitensport | von Detlef Pries

Trauer um Friedel Krüger

Friedel Krüger lebte für den Rudersport.

Schon zu Lebzeiten war sie unter Wanderruderern eine Legende: Frida (Friedel) Krüger. „Rudern ist mein Leben“, bekannte Friedel, deren Mundart unverkennbar die gebürtige Berlinerin verriet. „Ihren“ Sport hatte sie gefunden, als sie 14-jährig an der Ruderschule Berlin, einer Einrichtung für Lehrlinge kaufmännischer Berufe, erstmals ins Boot stieg. Friedel wurde Mitglied im Verein der Touren-Ruderer Berlin, später der Rudergesellschaft Nibelungen. Nach dem Krieg ging sie ihrer Leidenschaft gemeinsam mit ihrem damaligen Mann zunächst in Rauchfangswerder nach, im Südzipfel Berlins, mit eigenem Boot, „weil – rudern mussten wir ja.“ Bezeichnend, dass Tochter Jenny „versehentlich“ im dortigen Bootshaus geboren wurde. „Es gab doch kein Wochenende und keinen Urlaub ohne Rudern.“

Eine Beschreibung der Verdienste Friedel Krügers um das Wanderrudern in Ost- und Westdeutschland würde ein Buch füllen. Ab 1964 organisierte sie gemeinsam mit dem unvergessenen Kurt Hartwig im geteilten Land „gesamtdeutsche“ Fahrten. Und da es den beiden untersagt wurde, „volkseigene“ Boote und Bootshäuser dafür zu nutzen, kauften sie gebrauchte Ruderboote, die im märkischen Dolgenbrodt in einer Scheune untergebracht wurden. „Oftmals haben wir 30, 40 Leute zum Rudern gehabt“, erzählte Friedel. Etliche der Gäste aus Westberlin und dem Bundesgebiet waren von Teilnehmern aus dem Osten als „Cousins“ und „Cousinen“ eingeladen worden. Zahlreiche Freundschaften entstanden in dieser Zeit. Für ihr Engagement wurde Friedel 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Der Landesruderverband Berlin hatte sie bereits zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.

1976 war Friedel Krüger der damaligen BSG Post Berlin beigetreten, die 1991 im Postsportverein (heute Pro Sport Berlin 24) aufging. Auch in ihrem Heimatverein, dem sie bis ans Lebensende treu blieb, war sie Ehrenmitglied. 1982 hatte sie – als dritte Frau in der DDR – den Äquatorpreis erworben, 2001 folgte der zweite. Bis ins 90. Lebensjahr ruderte und steuerte Friedel, 56 Mal erfüllte sie die Bedingungen des Wanderruderwettbewerbs; in der Ehrentafel der erfolgreichsten Fahrtenabzeichenerfüller Deutschlands nimmt sie noch heute einen Spitzenplatz ein.
Am 24. August hat sich Friedel Krügers Leben vollendet. Was bleibt, sind die Erinnerungen an ungezählte gemeinsame Fahrten auf Flüssen und Seen in Nah und Fern. Ungebrochen ist die Dankbarkeit vieler Wanderruderer.