12. Apr. 2018 | Panorama | von Deutscher Ruderverband

Zum Tod von Dr. Claus Heß

Der Deutsche Ruderverband trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Dr. Claus Heß. Foto: Ingrid Dieterle

Der Deutsche Ruderverband trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Dr. Claus Heß, der nach langer, schwerer Krankheit am 02. April 2018 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.

Dr. Claus Heß wurde in Düsseldorf geboren, machte dort 1953 sein Abitur und schloss das Studium der Volkswirtschaft an der Universität Würzburg 1956 als Diplom-Volkswirt ab, wo er 1958 promovierte. Auch beruflich blieb er der Stadt Würzburg verbunden, wo er eine große Firma für Büroorganisation leitete.

Seine ruderische Laufbahn begann Claus Heß mit 14 Jahren im RC Germania 04 Düsseldorf. Für den traditionsreichen Verein gewann er in den Folgejahren zahlreiche Rennen. Zu seinen Erfolgen zählen mehrere Deutsche Meistertitel, der Olympiastart 1956 in Melbourne und schließlich als Höhepunkt der Gewinn der Europameisterschaft im Vierer mit Steuermann 1959 in Macon. Für diese großartigen sportlichen Leistungen wurde Claus Heß 1960 vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Jüngster DRV-Vorsitzender
Nach Beendigung seiner leistungssportlichen Karriere wechselte Claus Heß die Seiten und wurde Sportfunktionär. Schon ab 1961 arbeitete er im Ausschuss für Pressewesen mit und wurde bereits ein Jahr später in den Verbandsausschuss gewählt. Dort war er zunächst für den Bereich Presse, dann für das Lehrwesen und ab 1965 für den Leistungssport verantwortlich. Im Jahr 1966 wurde er dann in Lübeck mit nur 32 Jahren zum Vorsitzenden des Verbandes und Nachfolger von Dr.Walter Wülfing gewählt und war damit nicht nur der jüngste Vorsitzende in der Geschichte des DRV, sondern auch der jüngste Präsident eines bundesdeutschen Sportverbandes überhaupt.

In seiner neuen Funktion setzte er deutliche Zeichen. Nicht nur der vertraute Leistungssport, auch der Aufbau einer starken Breitensportbewegung sowie das Bemühen um Führungsnachwuchs in den Sportorganisationen standen auf seiner Agenda. Der in diesem Jahr zum 50. Mal stattfindende Bundeswettbewerb der Kinder wurde von ihm maßgeblich initiiert.

Engagement weit über den Ruderverband hinaus
Bei so viel Engagement war klar, dass auch andere Sportorganisationen auf das Talent des jungen Vorsitzenden aufmerksam wurden. 1969 begann er, im Vorstand des Deutschen Sportbundes mitzuarbeiten. Hier hatte er zeitweise den Vorsitz des Bundesausschusses für Leistungssport inne, war viele Jahre Vorsitzender des Beirats der Spitzenverbände, gehörte als einer der Vertreter der Sportorganisationen der Deutschen Sportkonferenz an und nahm als stellvertretender Vorsitzender auch Führungsaufgaben in der Stiftung Deutsche Sporthilfe wahr.

Auch der olympischen Bewegung blieb er lange Zeit treu. Von 1974 bis 1993 war er Vizepräsident des NOK für Deutschland und ständiger Vertreter von Willi Daume. Mit diesem gehörte er zu den Gegnern des Olympiaboykotts von Moskau 1980 und hat sich mit Nachdruck gegen die wachsende Kommerzialisierung und Professionalisierung nicht nur in der Olympischen Bewegung zur Wehr gesetzt.

Auf internationaler Ebene war Claus Heß ebenfalls ein hoch geschätzter Mitarbeiter. Seit 1968 war er Mitglied des FISA-Council, von 1979 bis 1993 auch Vizepräsent des Weltruderverbandes. Er legte die Grundlagen für eine moderne Organisation der FISA, rief Trainerseminare ins Leben und gilt als der Begründer der Entwicklungshilfe im internationalen Rudersport.

Nachdem Claus Heß im Jahr 1983 von Henrik Lotz als Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes abgelöst wurde, war es für den Rudertag selbstverständlich, ihn zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Das NOK ehrte seine Tätigkeit mit der Ehrenmitgliedschaft und die FISA ernannte Claus Heß zum Ehren-Vize-Präsidenten. Am Ende dieser langen Reihe von verdienten Ehrungen stehen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie der Olympische Orden.

Auch nach Beendigung seiner ehrenamtlichen Laufbahn stand Claus Heß den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern des Verbandes stets mit Rat und Tat zur Seite. Er brachte sich aktiv als Berater in den verschiedensten Bereichen ein und war stets ein gern gesehener Gast bei den Sitzungen des heutigen Präsidiums.

Die Reihe der Tätigkeiten, Erfolge und Ehrungen von Claus Heß ist lang. Nicht vergessen werden soll dabei jedoch die menschliche Seite. In den vielen Jahren als Sportler und Funktionär verstand es Claus Heß meisterlich, Menschen zusammen zu bringen, Freundschaften zu knüpfen und über Jahrzehnte hinweg zu pflegen. Beispielhaft dafür sei sein 80. Geburtstag genannt. Der Vorstand hatte geplant, dem Jubilar ein Fotobuch mit Erinnerungen der über 60jährigen „DRV-Geschichte“ des Ehrenvorsitzenden zu schenken. Dem Aufruf, Bilder und persönliche Erinnerungen dazu beizusteuern folgten so viele alte Weggefährten, dass der Platz kaum für alle Fotos und Geschichten ausreichte. Einig waren sich alle Gratulanten im dem Urteil, in Claus Heß einen wertvollen Freund gefunden zu haben.

Wir gedenken Dr. Claus Heß als einer überaus engagierten und menschlichen Persönlichkeit von hoher Ausstrahlung und Loyalität mit großem Respekt und Wertschätzung. Wir werden ihn nicht vergessen.

Dr. Claus Heß wurde am 12. April auf eigenen Wunsch in aller Stille beigesetzt. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.