21. Jan. 2019 | Wettkampfsport | von Judith Garbe

Die Women’s Rowing Challenge als „Erweckungserlebnis“

Das Clubhaus des Mündener Rudervereins ist während der Women's Rowing Challenge immer gut besucht.
Thomas Kossert kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Women's Rowing Challenge in seinem Verein.
Schon jetzt nehmen 99 Frauen für den Mündener Ruderverein an der Challenge teil.
3 Bilder

Die zweite Ausgabe der Women's Rowing Challenge ist in vollem Gange. Knapp 2.000 Athletinnen sind in diesem Jahr schon dabei, damit konnte die Teilnehmerzahl schon fast verdoppelt werden. Vor der dritten Runde, der 22 Minuten Challenge, haben wir mit Thomas Kossert vom Mündener Ruderverein über das Wettkampfformat und die Resonanz im Verein gesprochen.

Nach dem dritten Platz im Vereinsranking bei der Premiere der Women’s Rowing Challenge ist euer Verein auch in diesem Jahr wieder dabei. Was zeichnet dieses Format aus?
Es ist einfach und zeitlich überschaubar. Vier Termine sind für jeden zu schaffen. Zudem ist der Zeitpunkt der Challenge vom Ruderverband gut gewählt. Nach Weihnachten sind alle motiviert und kommen mit guten Vorsätzen um die Ecke. Bei uns im Verein hat sich dadurch eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Mit dem erfolgreichen dritten Platz im vergangenen Jahr hatte bei uns keiner gerechnet, denn wir sind ja ein relativ kleiner Verein. Nachdem wir nach der ersten Woche der Challenge überraschend auf dem vierten Rang hinter den großen Clubs lagen, ging nochmal eine richtige Motivationswelle durch den Verein. Am Ende sind wir dann ja auch noch mit insgesamt 54 Teilnehmerinnen auf den Bronzerang gerudert.

Wie ist die Bereitschaft zur Teilnahme in eurem Verein? Musstest du große Überzeugungsarbeit leisten?
Nein, also natürlich haben wir Werbung gemacht – auch außerhalb des Vereins –, aber das Format ist ja bei unseren Sportlerinnen bekannt. Das schöne dabei ist, dass jede Teilnehmerin auch etwas Positives mitnimmt – sei es eine neue persönliche Bestzeit, das Erlebnis gemeinsam etwas zu erreichen oder sich mit Nachbarinnen, Freundinnen oder Kolleginnen zu messen. In diesem Jahr konnten wir die Teilnehmerzahl schon fast verdoppeln, aktuell rudern 99 Frauen für unseren Verein, jetzt wollen wir natürlich noch die 100er-Marke knacken.

Zudem machen wir zusätzlich zur DRV-Wertung noch eine eigene Siegerehrung mit weiteren Altersklassen. Im vergangenen Jahr haben wir am Valentinstag die Urkunden zusammen mit einer Rose übergeben, das kam sehr gut an. Dieses Jahr machen wir am 8. Februar, dem Tag der Verlosung des Concept2 BikeErgs, eine große Party bei uns im Bootshaus. Neben den Urkunden werden wir zusätzlich für diejenigen, die bisher kein Vereinsmitglied sind, Gutscheine für unseren Ruderkurs verlosen. Bei uns machen auch sehr viele junge Ruderinnen mit, die wir im Frühjahr zu einem Schnuppertag einladen werden. Dadurch hoffen wir, die Teilnehmerinnen nachhaltig an den Verein binden zu können.

Wie organisiert ihr euch denn? So viele Ergos habt ihr wahrscheinlich nicht im Verein stehen oder?
Das stimmt, wir haben insgesamt elf Ergos für die Challenge im Kreis aufgebaut und machen ein richtiges Event mit Musik über drei Tage daraus. Von Dienstag bis Donnerstag haben wir von 16-20 Uhr die Challenge-Türen geöffnet. Dann kann jeder kommen und rudern. Sind mal alle Ergos besetzt, wartet man einfach, feuert die anderen an und unterhält sich.

Sind auch Nicht-Ruderinnen bei euch am Start?
Ja, mehr als die Hälfte – aktuell 62. Wir versuchen, die Women’s Rowing Challenge auch als Instrument zu nutzen, um neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Unsere Ruderkurse gehen nach den Osterferien los, so dass das zeitlich alles gut passt. In diesem Jahr haben wir beispielsweise eine Frau dabei, die von ihrem Hausarzt zu uns geschickt wurde, der ihr mehr Bewegung empfohlen hatte. Dieser gesundheitssportliche Aspekt des Ergometerruderns ist enorm wichtig.

Konntet ihr im vergangenen Jahr durch diese Aktion neue Mitglieder gewinnen?
Im letzten Jahr sind zwei Frauen direkt nach der Challenge eingetreten und bis heute – sowohl zu Wasser als auch zu Land – mit großer Freude dabei.

Waren die männlichen Mitglieder neidisch?
Im vergangenen Jahr war es in der Tat so, dass die Männer schon ein wenig gemeckert haben, da sie auch gerne mitgemacht hätten. Deshalb haben wir letztes Jahr die Valentine-Challenge von Concept2 abgeändert – da durften dann Paare oder Freunde zusammen fahren. Insgesamt 28 km, sprich 14 km pro Person, mussten in einer Woche zurückgelegt werden. Zudem haben wir den vergangenen November zum „Rowvember“ erklärt: einen ganzen Monat wurde täglich für einen Ergo-Marathon trainiert. Am Ende kamen nicht nur 24 Marathons und sechs Halbmarathons, sondern auch eine Spende in Höhe von 421,95 Euro für die Deutsche Krebshilfe zusammen. Zudem haben wir im letzten März erstmals eine Ergo-Nacht im Rahmen der World Rowing Virtual Sprints durchgeführt.

Man muss schon sagen, dass die Challenge bei uns ein Erweckungserlebnis war. Bis dahin haben wir nur einen Mittwochstermin gehabt, an dem zehn Leute auf dem Ergo gesessen, gegen die Wand geguckt und sich so fitgehalten haben. Doch seit es die Challenge gibt, ist die Nachfrage nach Indoor-Rudern einfach da. Frauen, die vorher nicht gerudert sind, kommen zu uns in den Verein und setzen sich auf das Ergo. Es wird nicht mehr nur zum fithalten genutzt, sondern es macht Spaß und spornt jeden individuell an. Mit dem Rowvember, der Women’s und Valentine-Challenge, sowie dem DRJ-Wettbewerb „Deutschlands schnellste Klasse“ und der Ergo-Nacht haben wir jetzt fünf Indoor-Formate, die für ordentlich Betrieb und Spaß in den Wintermonaten sorgen.

Im Landesruderverband Niedersachsen bist du für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wie wird die Challenge im LRV wahrgenommen? Hat sie dort auch positive Auswirkungen?
Ich habe im vergangenen Jahr – mehr aus Spaß – ein Ranking erstellt, das die Vereine den Landesruderverbänden zugeordnet hat. Dabei hatte Niedersachsen die Nase vorn und lag beispielsweise deutlich vor dem größten Landesruderverband Nordrhein-Westfalen. Auch in diesem Jahr kamen nach der ersten Challenge-Woche 284 der Teilnehmerinnen aus 16 niedersächsischen Vereinen bei denen die Challenge außergewöhnlich gut anzukommen scheint. Daher war die Challenge auch Thema beim letzten Landesrudertag, denn das eher breitensportliche Ergometerrudern ist oft noch ein Randthema in den Vereinen. Ich denke aber, dass wir gut daran tun, die gesundheitssportlichen Aspekte des Ergofahrens und Formate wie das Team-Rowing stärker in der Vordergrund zu rücken. Nicht zuletzt dank der Women’s Rowing Challenge sind wir hier auf einem guten Weg. Ich hoffe natürlich, dass wir die niedersächsischen Vereine auch diesmal wieder anspornen und ein bisschen bei ihrer Ehre zu packen können. Schauen wir mal, welcher Landesruderverband in diesem Jahr ganz oben steht.  

Vielen Dank für das Interview.

Events