14. Juli 2019 | Panorama | von Reinhard Schintze

Hessische Ruderer trauern um Irmgard Linke

Irmgard Linke verstarb im Alter von 97 Jahren.

Hessens Ruderfamilie musste Abschied nehmen von ihrer langjährigen Pressereferentin Irmgard Linke. Gemeinsam mit unserer Ehrenvorsitzenden Martha Gumbrecht war sie für viele Ruderinnen und Ruderer das weibliche Gesicht des HRV und Visionärin für unseren Sport. Irmgard Linke verstarb am 29. Juni 2019 im gesegneten Alter von 97 Jahren.

Schon als junges Mädchen hatte Irmgard Linke den Weg zum Sport im Akademischen Turnerbund in Berlin und über die Schule zum Schulrudern gefunden. Nach der Übersiedelung der Familie nach Wiesbaden übernahm Ehemann Herbert den Vorsitz in der RG Wiesbaden-Biebrich und sie legte im Schiersteiner Bootshaus den Grundstein für eine erfolgreiche Kinder- und Jugendabteilung und das Schul- und Schülerrudern in Wiesbaden.

Man kann sie zu Recht als eine der Mütter des Kinderruderns in Deutschland bezeichnen  und auch als eine Mentorin für Rudern im Wettbewerb der Schulen Jugend trainiert für Olympia. Das gelang ihr gerade deshalb besonders, weil sie als Mitgründerin der Hessischen Ruderjugend dort als Referentin für JuM-Rudern ehrenamtlich tätig wurde und beide Wettbewerbe seit deren Entstehung intensiv begleitete. Und so fanden während ihrer Referatstätigkeit die Landesentscheide JuM im Schiersteiner Hafen statt und auch- im Wechsel- die Landesentscheide Rudern im Wettbewerb JtfO.

Frank Schwarz, RWB-Vorsitzender, hat es zutreffend so beschrieben:“ Der Aufbau dieses Bereichs … war in der Tat ihr Baby. An der Seite ihres Mannes und damaligen RWB-Vorsitzenden Herbert Linke hatte sie sich …dieser Aufgabe voll und ganz verschrieben. Und wenn Irmgard etwas anpackte, dann zu 100 Prozent. Zugute kam ihr dabei ein Führungs- und Kommunikationstalent, mit dem es ihr gelang, an den richtigen Stellen die notwendigen Pflöcke einzuschlagen“. Ihre Art des Zupackens und der Lösung von Problemstellungen halfen auch, mit dem langjährigen Referatsleiter Schulsport im HKM, Klaus Paul, eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu begründen. Für ihr besonderes Engagement im Jugendsport verlieh ihr die DRJ ihre Ehrengabe und der DRV die Nadel für verdiente Jugendbetreuerinnen.

Als in 1979 der Wiesbadener Harald Schliebs als Pressereferent des HRV sein Ehrenamt aufgab, konnte die damalige Vorsitzende des HRV Martha Gumbrecht sie für die Nachfolge gewinnen. Auch hier soll nochmals Frank Schwarz zitiert werden: „Ihre Leidenschaft galt dem Schreiben. Als ausgebildete Journalistin war ihr immer wichtig, dass über das Rudern berichtet wurde und griff dafür selbst häufig in die Tasten. Ihre journalistische Neugier und Ungeduld charakterisierte aber auch ihren Umgang mit uns. Wenn Sie etwas wissen wollte, dann wartete sie nicht auf den Überbringer der Nachrichten.  Sie ging aktiv auf einen zu und fragte.“ Im Landessportbund Hessen veröffentlichte sie unzählige Rudersportartikel in dessen Verbandszeitschrift Sport in Hessen und durch ihre persönliche gute Bekanntschaft zu Rolf Ziel und Jürgen Kapsch im DRV-Rudersport unterstützte sie viele Jahre das Redaktionsteam  im Philler-Verlag. Heute zeugen die unzähligen Artikel mit dem Kürzel „ili“ im Paul-Elschner-Archiv des HRV von dieser Schaffenszeit, die 12 Jahre andauerte. Sie hat damit auch als Zeitzeugin dieser Jahre viele Ereignisse im Rudern für die Nachwelt erhalten.

Es gehört zu den Wertvorstellungen Irmgard Linkes, dass sie für eine bestimmte Zeit ihr Ehrenamt im Rudersport ausübte, um dann jüngeren Menschen gut vorbereitet die Verantwortung anzuvertrauen. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie notfalls mit Rat und gelegentlicher Tat bei Bedarf zur Stelle war. Letztlich hat sie viele junge Menschen zum Schreiben und zum beruflichen Journalismus ermuntert und ertüchtigt.

Wir Ruderer in Verband und Verein  wurden für sie ihre zweite Familie. Ich selbst habe sie zunächst im HRJ-Vorstand und dann im HRV ab 1972 begleiten dürfen und habe in dieser Zeit sie und ihre Familie „von innen“ erleben dürfen. Sie hat bis zuletzt aufmerksam mitverfolgt,was sich in Ruderdeutschland tut, viele Telefonate in den Jahren der Residenz im Hildastift gerieten oftmals zur Examination, geprägt von Herzlichkeit und viel Einfühlvermögen; wie immer zielstrebig, interessiert und besorgt.

Und nochmals Frank Schwarz: „Irmgard war Grande Dame und Mutter zugleich, um das Wohl ihrer RWB (und auch ein wenig des HRV) besorgt – allem voran um das der jugendlichen Ruderer. Sie ging keiner Konfrontation aus dem Wege und war gleichzeitig diejenige, die es wie keine Zweite verstand, Brücken zwischen Generationen zu schlagen.“

Irmgard Linke war für uns jüngere Menschen im HRV eine Institution und die letzte Vertreterin der „alten“ Generation. Die Verleihung der höchsten HRV-Auszeichnung der Plakette für besondere Verdienste würdigte dies öffentlich sichtbar. Sie ist aber für die nachfolgende Generation in der hessischen Ruderjugend und im Ruderverband eine Landmarke, an der man sich ausrichten kann, Vorbild und Respektsperson zugleich.

Sie hat bleibende Erinnerungen hinterlassen, wir dürfen dankbar sein, mit ihr und Ehemann Herbert ein Stück der Ruderfahrt gemeinsam durchrudert zu haben. Der Hessische Ruderverband wird ihr ein ehrendes Gedenken bewahren, sie hat sich um unseren hessischen Rudersport verdient gemacht.

Unser Mitgefühl gilt ihrem Sohn Andreas sowie allen Angehörigen und der Mitgliedschaft
Der RG Wiesbaden-Biebrich, deren Ehrenmitglied sie war.