25. Jan. 2019 | Panorama | von Klaus-Jürgen Nagel

Nachruf auf „Jockel“ Joachim Reibold

"Jockel" Joachim Reibold starb überraschend im Alter von 81 Jahren.

….welch ein inhaltsreiches Leben für und mit dem Rudersport… „Jockel“ ist überraschend für uns alle im kaum wenige Minuten begonnenen 2019 im Alter von 81 Jahren in Potsdam plötzlich verstorben…

Die Jugendjahre in seiner Geburtsstadt Potsdam brachten erste Kontakte (Trainer Alfred Großkopf) zu seiner späteren Leidenschaft „Rudern“.

Prägend für ihn war sein aufrechter, nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit strebender Charakter. Dem Schulverweis vom DDR-Gymnasium in Potsdam, auch eine Bestrafung für sein Engagement in der Kirchengemeinde, folgte 1955 seine Flucht mit S-Bahn über die Glienicker Brücke nach West-Berlin. Es verschlägt ihn nach Kassel, dort 1958 Abitur, Rückkehr nach Berlin zur Brauer- und Mälzerlehre, danach an der TU-Berlin Studiumbeginn als Braumeister. Der Berliner Ruderclub (BRC) war in dieser Zeit sein zu Hause. Unter Trainer Walter Volle gewinnt er so manches Rennen. Mit Studienende kommt er nach einem Praktikum in Luzern 1964 auf Vermittlung von Dr. Walter Wülfing (DRV-Vorsitzender) nach Hannover zu seiner ersten Anstellung. Bei Karl Adam erwirbt er die Trainerlizenz des DRV. Weitere berufliche Station war Kreuznach, wo er auch als Trainer arbeitete und eine Vereinsfusion maßgeblich begleitete. Nach Heirat war er mittlerweile Vater von drei Söhnen (Karsten, Torsten und Jörn). Warmherzig und hilfreich ist er auch viele Jahre väterlicher Mentor von Stefan Grünewald (später Vors. Binger Rudergesellschaft). Jockel beginnt 1973 einen neuen Lebensabschnitt…Sportstudium an der Sporthochschule Köln.

Nach Studienende geht es zurück nach Berlin zum BRC (Trainer) und einer Teilzeitstelle beim Senat für Familie, Jugend und Sport. Er begleitet seine Schützlinge Krause und Gentsch (Doppelvierer) zur Olympiade (4.Platz) nach Montreal. Danach Trainertätigkeit beim Potsdamer Ruderclub Germania (PRCG) und Frauen-Ruderclub Wannsee. 1977, jetzt wechselt Jockel neben seiner PRCG-Trainertätigkeit in die sportpolitische Landschaft, Sportreferat des Landes Berlin, unter Präsident Manfred von Richthofen und Sportdirektor Walter Volle. Jockel organisiert 1984 ein konspiratives Treffen auf DDR-Gebiet mit PRCG-Mitgliedern aus West-Berlin und in der DDR verbliebenen Ruderkameraden zur Nachfeier „100 Jahre PRCG“. Die Wende 1989 bringt Jockel (Manfred von Richthofen regt an) zurück nach Potsdam, er ist Mitinitiator (mit u.a. Werner Löffler, Johannes Wujanz, Peter Langbehn) des Neuaufbaus der in Folge sehr erfolgreichen Potsdamer Rudergesellschaft und ist maßgeblich verantwortlich für den Neuaufbau des Olympiastützpunktes Potsdam.

1992 moderiert Jockel als „Ersatzmann“ gemeinsam mit dem Sportreporter Jochen Sprenzel die Rudervorläufe bei der Olympiade in Barcelona. Jockel war auf allen Regattaplätzen in Deutschland unterwegs und ein immer willkommener Gesprächspartner. Jockels Herzenswunsch war der breit aufgestellte und partnerschaftlich geführte Ruderverein. 2015 ist Jockel der Mitgründer eines neuen Rudervereins in Potsdam, Ruderclub Vineta-Potsdam e.V. Wohnhaft in Berlin genoss er seinen Ruhestand als Fan für klassische Musik und für seine Ruderei gemeinsam mit seinem Ruderfreund Udo Korgitzsch (ehem. BRC-Vors. u. BRC-Ehrenmitglied; ehem. Vors. LRV-Berlin) bei internationalen Regattabesuchen (z.Bsp. Rotseeregatta) und beim Besuch von Konzerten der Berliner Philharmoniker.

…seinen neuen Verein „Vineta“ hätte er so gerne in sein eigenes Bootshaus begleitet…sein Tod hat dies verhindert… Jockel wird uns fehlen!!!