26. Mai 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Alexander Schmidt: Positive Schwingungen für Riemerinnen

Als Disziplintrainer für Frauen Riemen schnell zurück im A-Bereich: Alexander Schmidt. Foto: meinruderbild

Eigentlich wollte er dem Stress im A-Bereich, den ständigen vielen Überstunden, für eine gewisse Zeit entfliehen. Vor allem deshalb war Alexander Schmidt nach den Olympischen Spielen letztes Jahr auf eigenen Wunsch am Olympia-Stützpunkt Berlin in den U23-Bereich gewechselt. „Ich bin für Rotation alle paar Jahre, das ist sowohl für Trainer als auch für ihre Familien gut. Aber viele Kollegen wollen das nicht“, sagt Schmidt. Die Zuständigkeit für den Nachwuchs, den er schätzt, war jedoch nur von kurzer Dauer. Im April übernahm er auf Bitten der DRV-Verantwortlichen als Disziplintrainer den Bereich Frauen Riemen. Von Peter Mansfeld hatte man sich zum Ablauf der Probezeit wieder getrennt.

„Ich muss vieles erarbeiten"

„Ich habe zugestimmt, weil ich die Mädels kenne und dazu beitragen möchte, Frauen Riemen zu beruhigen und wieder in die Spur zu bringen“, sagt der 51-Jährige. Überstunden hat er in den sechs Wochen des neuen Jobs schon wieder reichlich aufgebaut. „Es ist wirklich enorm viel zu tun. Auch deswegen, weil ich den letzten Jahren im Frauen Skull gearbeitet habe und mich Frauen Riemen im Detail nicht interessiert hat. Ich muss vieles erarbeiten. Training, Einzelgespräche, aber auch Themen wie die Sichtung und Verteilung des Materials über die Saison – die Zeit läuft einem weg“, sagt Schmidt. Zudem kümmert er sich interimsmäßig gemeinsam mit Sven Ueck noch weiter um die U23.

Aber es macht ihm Spaß im A-Bereich, „die Mädels machen gut mit“.  Und da Alexander Schmidt ein durch und durch positiver Typ ist, lässt er sich auch von den Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Wie der momentan dünnen Personaldecke, die zum Beispiel dafür sorgt, dass trotz gesundheitlicher Probleme Tabea Kuhnert (Bandscheiben) und Judith Guse (Knie) unverzichtbar für den Frauen-Achter sind, den Schmidt auf die am Donnerstag beginnende Europameisterschaft in Plovdiv (Bulgarien) vorbereitet hat. Der ebenfalls gemeldete Zweier mit Olivia Clotten und Lene Mührs wird überwiegend von Andreas Herdlitschke betreut.

Schmidt, der im Boot mal U23-Weltmeister wurde, hat viel enorm viel Erfahrung als Trainer. Seine größten Erfolge feierte er mit dem Männer-Doppelvierer, der 2015 Weltmeister und 2016 dann in Rio auch Olympiasieger wurde. Einen ähnlichen Stellenwert hat für ihn auch der Sieg von Sarah Wibberenz und Lisa Gutfleisch im Doppelzweier im vergangenen Jahr bei der Henley Regatta. „Das hat mich sehr gefreut, weil es vorher für Beide so eine schwierige Saison war“, sagt „Schmidti“. 

 Realistische Ziele für den Frauen-Achter

Für den Frauen-Achter steckt er die Erwartungen realistisch ab. „Wir haben eine Philosophie entwickelt, wie wir rudern wollen. Im Trainingsschlag klappt das schon gut, im Wettkampfschlag noch nicht. Deshalb werden wir uns kleine Ziele setzen, etwa einen Rennabschnitt gut hinzukriegen, und im Ziel die Abstände nicht zu groß werden zu lassen“, sagt Schmidt. Nach den beiden Weltcups im Juni bleiben noch gut zwei Trainingsmonate bis zur WM in Shanghai. Dort soll der Achter dann auf seinem besten Niveau sein.

„Wir sind alle sehr froh, dass Alexander diese enorme Herausforderung angenommen hat“, sagt DRV-Sportvorstand Robert Sens. „Wir haben im Frauen-Riemen-Bereich großartige Talente und starke Kämpferinnen. Mit Alex kommt jetzt die notwendige internationale Erfahrung, gepaart mit großem Einfühlungsvermögen, ins Spiel. Wir werden auch im Frauen-Riemen-Bereich Erfolg haben! Die erste gemeinsame Saison erwarten wir allerdings keine Wunder.“