09. Mai 2017 | Panorama | von Judith Garbe

Ruderer des Monats April - Lars Wichert

2017 nahmen Lars Wichert und Philipp Birkner an der harten Tour teil.
800 km und 15.000 Höhenmetern in acht Etappen - Respekt!
Sturz-, aber nicht defektfrei, sind Lars und Philipp durch das Rennen gekommen.
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Bei der ersten Abstimmung zum „Ruderer des Monats April“ hat sich Lars Wichert deutlich durchgesetzt – herzlichen Glückwunsch. Der Leichtgewichtsruderer vom Ruder-Club „Allemannia von 1866“ hat zusammen mit Philipp Birkner beim "Cape Epic" – dem härtesten Mountainbike Rennen der Welt – teilgenommen. Die beiden sind 800 km in acht Etappen gefahren und haben dabei 15.000 Höhenmeter zurückgelegt. Das Rennen sollte helfen, den schockierenden Selbstmord eines Ruderfreundes aus Freiburg zu verarbeiten. Ein paar Wochen danach wurde Lars dann Dritter im Leichtgewichts-Einer der Männer bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften. Im Interview verrät er uns unter anderem, was hinter der Idee des Radrennens steckt, wie sie sich darauf vorbereitet haben und was er in dieser Saison noch vor hat.

Wie seid ihr auf die Idee mit dem Radrennen gekommen?
Am Cape Epic teilzunehmen war eine Idee von Yannic Corinth und mir im Jahr 2013. Wir waren beide zusammen im Trainingslager und hatten dort das Rennen im Internet verfolgt. Yannic war schon immer am (Renn-)Radsport interessiert, das Mountainbike-Rennen hatte uns aber mit der Wildnis und der Herausforderung in den Bann gezogen, so dass die Idee mit der Teilnahme entstand. Als Yannic dann 2013 mit dem Rudern zum Saisonende aufgehört hat und zum Rennradsport gewechselt ist, haben wir den Gedanken nie verloren und hatten uns vorgenommen, im nacholympischen Jahr einen begehrten Startplatz in der Lotterie zu gewinnen. Leider hat Yannic unsere erfolgreiche Anmeldung nicht mehr mitbekommen. Für mich war nach dem Gewinn des Startplatzes aber klar, dass ich das gemeinsame Projekt zu Ende bringen möchte, weshalb ich Philipp Birkner, Mitbewohner von Yannic und ein sehr guter Freund von uns beiden, gefragt habe, ob er das Projekt mit mir zu Ende bringen möchte.

Wie habt ihr euch darauf vorbereitet?
Philipp ist nach seinem Rücktritt aus dem Ruderleistungssport immer noch sehr fit. Er nimmt an Rennrad- und Triathlonwettkämpfen teil und hat deshalb eine sehr gute Grundlagenausdauer. Zudem hat er direkt vor dem Abflug noch am Engadiner Skimarathon teilgenommen. Als individuelles Training bin ich vermehrt Mountainbike in den Harburger Bergen gefahren. Im Februar war ich dann noch mit meiner Trainingsgruppe in Italien zum Trainingslager, wo ich auch viel Rad gefahren bin, um mich spezifischer auf das Rennen vorzubereiten. Alles in allem habe ich quasi das normale Rudertraining mitgemacht, nur dass ich weniger im Boot saß und dafür aufs Fahrrad gestiegen bin.

Wie ist das Rennen dann gelaufen?
Im Nachhinein betrachtet lief das Rennen für uns wirklich gut. Wir sind ohne Sturz durchgekommen, haben uns mit den weltbesten Mountainbike-Fahrern messen können und haben auf einigen Etappen unsere Leistungsfähigkeit aufblitzen lassen. Wir sind zwar nicht defektfrei durch das Rennen gekommen, weshalb wir einige Plätze im Gesamtklassement eingebüßt haben, aber so wie das Rennen jetzt gelaufen ist haben wir viel mehr zu erzählen.

Hast du daraus etwas mitgenommen?
Es ist wichtig, dass man einen Partner und Freunde an seiner Seite hat, auf die man sich verlassen kann - egal in welcher Situation, damit ist auch nicht nur der Sport gemeint. Auf der letzten Etappe waren wir kurz vor dem Ausscheiden, weil uns drohte, dass wir das Ziel auf Grund des Defekts nicht mehr im Zeitlimit erreichten sollten. Das war der Moment, wo uns beiden noch einmal bewusst wurde, weshalb wir eigentlich auf den Rädern saßen. Es stand eben nicht der sportliche Wettkampf im Vordergrund, sondern unser Projekt - und dieses war, dass wir es für Yannic machen. Wir waren beide stolz, als wir die Ziellinie überquerten und alle Strapazen hinter uns gelassen haben. Wir haben es für Yannic geschafft. Der gemeinsame Antrieb hat uns bis dahin gebracht – Freundschaft und Zusammenhalt standen im Vordergrund, ohne diesen wir es auch nicht bis ins Ziel geschafft hätten.

Bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften bist du Dritter geworden, war das Podium das Ziel?
Nach drei Wochen komplett ohne Rudertraining und acht Tagen Vollgas Mountainbiken in Südafrika war mein Ziel erstmal die Top sechs. Für mich war es eine Überraschung, dass ich in Krefeld dann so gut gerudert bin. Nachdem die Rennen bis ins Finale alle sehr gut liefen, wollte ich natürlich auch um die Medaillen mitfahren. Mit Bronze bin ich zufrieden und habe mich darüber gefreut, mit Jason und Lucas zusammen auf dem Treppchen zu stehen.

Wie sieht dein weiterer Saisonverlauf aus, was ist das große Ziel?
Das große Ziel ist die WM in Florida und dort um die Medaillen mitzufahren. In welcher Bootsklasse ich am Ende starte, da lasse ich mich überraschen und nehme alles Weitere momentan als Zugabe mit. Wir haben am nächsten Wochenende Zweiertrails, dann kommt die EM und zwei Worldcups, es wird also noch einiges geboten und ich freue mich darauf, ein Teil der Mannschaft zu sein und meine Leistung anzubieten.