14. Juli 2017 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Hinter den Kulissen der Nationalmannschaft – Bootsmeister

Der Bootsmeister und -fahrer v.l.: Markus Ihlo, Markus Schmitz, Hans-Joachim Lange aka „Boni“ und Heiko Preer.
2015, nach der Langstrecke in Dortmund sind insgesamt sieben Transporte in drei unterschiedliche Trainingslager nach Spanien und Portugal gereist. Am zweiten Tag haben sich dann alle Bootsmeister und -fahrer in Nordspanien zum Essen getroffen.
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Wenn die Ruder-Nationalmannschaft auf Reisen geht, darf eine wichtige Sache natürlich nicht fehlen – die Boote. Doch wie kommen die Boote von A nach B, was passiert, wenn ein Boot kaputt ist? Dafür hat der DRV seine Bootsmeister und -fahrer. Einer von Ihnen ist Markus Schmitz vom Stützpunkt Dortmund. Der 41-Jährige ist bei so ziemlich jedem Weltcup sowie internationalen Meisterschaften mit der Mannschaft unterwegs. In Luzern unterstützten ihn ehrenamtlich Hans-Joachim Lange aka „Boni“, Heiko Preer und Markus Ihlo.

Seit wann bist du als Bootsmeister an Bord?
2006 war die Position des Bootsmeisters am Bundesstütztpunkt Dortmund beim Arbeitsamt  ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und bin nun seit mehr als zehn Jahren dabei. Eigentlich bin ich gelernter Bootsbauer, aber beim DRV werde ich als Bootsmeister bezeichnet. Neben mir übt auch Kai Uwe Bodersen diese Tätigkeit hauptberuflich aus. Ansonsten haben wir noch zwischen 10 und 16 ehrenamtliche Fahrer. Ohne ihre Hilfe würde bei den Wettkämpfen nur wenig gehen. Ich bin wirklich dankbar für ihr Engagement. Da wir alle so viel Zeit miteinander verbringen, auch mit den Athleten,  fühlen wir uns schon wie eine Familie.

Was sind deine Aufgaben?
Hauptsächlich kleine Reparaturen, die Pflege der Boote wie polieren oder putzen – manchmal schaffen die Sportler das nicht selbst - sowie Wartung und Transport der Boote. Die häufigsten Schäden sind kleine Löcher im Rumpf, die mit der Dolle reingehauen wurden.

Wie muss man sich den Ablauf bei so einem Weltcup vorstellen?
Für mich beginnt der Weltcup mit dem Einsammeln der Boote, die kommen ja aus ganz Deutschland. Da muss genau geplant werden, mit welchen Transporten man wann und wo vorbeifährt. Wir fahren dann meist einen Tag vor der Mannschaft los. Die Fahrt nach Luzern hat in diesem Jahr aber außergewöhnlich lange gedauert – der Transport von Ratzeburg über Berlin nach Breisach hat statt den üblichen neun fast 16 Stunden gedauert. Und bei mir ist ein Reifen geplatzt. Man muss wirklich auf alles vorbereitet sein.

Wenn die Athleten dann anreisen, sind wir schon morgens an der Regattastrecke und bauen unser Camp - also Zelte und Pavillons – auf und präparieren das Bootslager. In Luzern haben wir immer die Besonderheit, dass keine Plätze für die Boote zugewiesen sind, die muss man sich hart erkämpfen. An den anderen Tagen fahren wir dann immer mit den ersten Teams morgens zum See, hier in Luzern immer so gegen 6/6.30 Uhr.

Was passiert, wenn die Boote mal nach Übersee - wie zum Beispiel in diesem Jahr nach Florida - müssen?
Für die WM in Sarasota wird eine komplette Bootsflotte verschifft, die andere bleibt zum Trainieren in Deutschland. Wenn die Nominierungen durch sind, können wir mit dem Verladen der Schiffe beginnen, der Transport wird dann zwischen vier und sechs Wochen dauern.

Welches ist dein persönliches Highlight der vergangenen Jahre?
Aus sportlicher Sicht definitiv der Gewinn der Goldmedaille des Deutschland-Achters bei den Olympischen Spielen in London 2012.

Ansonsten werde ich auch nie vergessen, wie wir vor ein paar Jahren mit dem Auto in Frankreich liegen geblieben sind. Wir haben versucht, ein Mietauto mit Anhängerkupplung zu bekommen, aber leider war keins verfügbar. Am Ende haben wir dann in Dortmund jemanden losgeschickt, der uns nach einem Tag Warterei dann eingesammelt hat.

Bist du bei jedem Event dabei?
Im Sommer bin ich schon bei jedem internationalen Event dabei. Im Winter stehen hauptsächlich Trainingslager auf dem Programm, da fahre ich dann die Transporte hin, schaue, dass alles läuft, fahre wieder heim und komme zum Ende zum Abbau wieder. Ansonsten warten in Dortmund Reparaturen auf mich, die über das Jahr liegengeblieben sind, zudem stehen dort sieben Katamarane zur Wartung, auch das gehört zu meinen Aufgaben. Und wenn dann mal nichts zu tun ist, mache ich Freizeitausgleich und genieße die freien Tage.

Vielen Dank für das Interview!

Markus und sein Team sind immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Bootsfahrer. Interessenten können sich direkt bei Markus (markus.schmitz@rudern.de) oder beim DRV (info@rudern.de) melden.