11. Juli 2017 | Verband | von Judith Garbe

Ruderer des Monats Juni - Klaus Günther

Klaus Günther hört nach dieser Saison als Landestrainer auf.
Derzeit betreut er den Junionen-Vierer mit Steuermann in der UWV in Berlin-Grünau.
Klaus Günther mit dem Junioren-Achter nach dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23
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Der Sieg bei der Wahl des Ruderer des Monats Juni geht an Klaus Günther. Der Landestrainer des LRV Baden Württemberg beendet nach dieser Saison seine Karriere. Zum Abschied beschenkte er sich mit der Goldmedaille des Junioren-Achters bei den Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 in München – so erfolgreich war das Team aus dem Süden seit Jahren nicht mehr. Bevor „Epfel“ von der Ruderbühne verschwindet, wird er den Junioren-Vierer noch bei der WM in Trakai Anfang August betreuen. Im Interview haben wir mit ihm unter anderen über die Highlights seiner Trainerkarriere und seine Zukunftspläne gesprochen.

Ende dieser Saison beenden Sie Ihre Trainerkarriere. Wie viele Jahre waren Sie als Trainer im Rudersport aktiv?
Seit nunmehr 36 Jahre bin ich hauptberuflich Landestrainer, von 1981-1990 in Bayern an der Olympiaregattastrecke in München und danach bis heute beim LRV Baden-Württemberg in Breisach am Rhein. Davor war ich ehrenamtlich Vereinstrainer in Konstanz und Radolfzell.

Mit dem Sieg des Junioren-Achters bei den Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 haben Sie seit langem wieder einem Titel in den Süden geholt, was war in diesem Jahr anders?
Es ist nun tatsächlich 20 Jahre her, dass das Südteam den Juniorenachter gewonnen hat. In diesem Jahr hatten wir sowohl quantitativ als auch qualitativ einen relativ großen Pool an guten Junioren. Die Jungs haben es geschafft, einen unglaublichen Teamspirit zu entwickeln. So ist es Ihnen gelungen, sich mit guter Rudertechnik und Kampfkraft den Titel zu holen.

Dass die Jungs mir dies Geschenk gerade an meiner alten Wirkungsstätte gemacht haben, dafür bin ich dankbar und stolz.

Zum Abschluss fahren Sie jetzt noch als Betreuer des Junioren-Vierers zur WM nach Trakai Anfang August. Ist das noch einmal ein besonderes Highlight?
Ich war 2002 schon einmal mit dem Mädels-Vierer in Trakai. Es war damals eine spannende Zeit im politischen Umbruch und das Land war für mich eine echte Entdeckung. Ich wollte immer schon mal wieder dahin. Dass sich dieser Wunsch jetzt erfüllt, freut mich sehr, zumal das Training mit diesen außergewöhnlichen Jungs und ihrer Steuerfrau wirklich richtig Spaß und Freude macht. Ich bin sehr zuversichtlich, dass - wenn alles gut geht- wir auch gut abschneiden.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, welches waren die schönsten und erfolgreichsten Momente?
Rückblickend überwiegen zum Glück immer die schönen Momente, die nicht immer unbedingt die erfolgreichen waren. Ich war bei vielen Junioren-WMs und in den 80ern bei etlichen Leichtgewichts-WMs meist erfolgreich dabei. Ich hatte aber auch das Glück, bei zwei Olympischen Spielen und einer Paralympics als Trainer dabei gewesen zu sein. Das nachhaltigste Erlebnis war sicherlich die Teilnahme an den Spielen in Sydney 2000 mit Claudia Barth und Lenka Wech im Frauen Zweier ohne, auch, wenn wir die erhoffte Medaille nicht nach Hause gebracht haben. Doch die Zusammenarbeit mit solch außergewöhnlichen Menschen und die Olympischen Momente in "down under" , davon zehrt man ein ganzes Trainerleben.

Wie geht es bei Ihnen nach dieser Saison weiter?
Nun, ich werde es erst einmal genießen, nicht vom internationalen Regattakalender determiniert zu werden. Seit 1977 träume ich davon, im Mai Urlaub in Kroatien zu machen! Außerdem ist sehr viel liegen geblieben und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich meiner Frau Mimi, mit der ich seit 1984 verheiratet bin (was nicht mein Verdienst ist), auch etwas mehr Lebenszeit schulde.

Werden Sie dem Rudersport in irgendeiner Form erhalten bleiben?
Ja ja, die Katze lässt das Mausen nicht! Ich werde sicherlich der Ruderei verbunden bleiben. Ich lebe weiterhin im Elsass gegenüber von Breisach am Rhein, einem der besten Ruderreviere der Welt. Ich werde mein Wissen, meine Kernkompetenzen und meine Erfahrung zur Verfügung stellen, sofern es erwünscht ist, aber nur in dritter Reihe und vor allem nur, wenn ich es selbst will und Lust habe.

Zum Abschluss würden wir gerne wissen, wie Ihr Spitzname „Epfel“ entstanden ist?
Manchmal weiß ich selbst nicht, wie ich getauft wurde. Der "Epfel" ist eine sehr alte Geschichte und auch eines der bestgehütesten Geheimnisse der Ruderwelt. Sie müssen schon Weltmeister werden, damit ich Ihnen verrate, woher sich dieser mich seit nunmehr sechzig Jahren begleitender Spitzname entwickelte. Wenn ich es hier ausplaudere, ist es ja kein Geheimnis mehr. Und ich liebe Geheimnisse!