22. Aug. 2017 | Verband | von Judith Garbe

Ruderer des Monats - Thorsten Kortmann

Bei der Junioren-WM in Trakai hat Thorsten mit dem Achter mit Steuermann die Goldmedaille gewonnen.
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Wir sind begeistert: Noch nie war eine Abstimmung so knapp, noch nie haben sich so viele Menschen an der Wahl beteiligt – dafür möchten wir Danke sagen! Mit nur zwei Stimmen Vorsprung hat Trainer Thorsten Kortmann, der mit dem Junioren-Achter bei der WM in Trakai Weltmeister geworden ist, die Wahl vor Familie Zeidler und dem Drittplatzierten Oskar Schütt gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Wir haben mit dem Münsteraner über die WM, Teambuilding und seine Aufgabe als Lehrertrainer gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg bei der Wahl zum „Ruderer des Monats“ – so knapp wie dieses Mal war die Abstimmung noch nie, zudem gab es eine Rekordbeteiligung. Hast du damit gerechnet?
Vielen Dank! Ich habe schon ein knappes Ergebnis erwartet, Johann Färber ist ja quasi eine lebende Ruderlegende und hatte ebenfalls mit seinen Athleten eine hervorragende Saison. Wir hatten im Trainingslager und bei der Junioren-WM gemeinsam viel Spaß und er gewährte interessante Einblicke in das Training vergangener Zeiten, insbesondere in die Vorbereitung der Olympischen Spiele 1972. Ich glaube, die Athleten und Vereine haben die Abstimmung ganz gut unterstützt.

Du hast bei der Junioren-WM in Trakai mit dem Achter Gold geholt. Hattest du erwartet, dass die Jungs so gut drauf sind?
In der Vorbereitung merkt man schon, dass die Jungs gut drauf sind. Die Mannschaft war sehr fokussiert und diszipliniert, gepaart mit einer gesunden Lockerheit. Jedes Mannschaftsmitglied hatte im Rahmen des Trainingslagers seine Aufgabe erkannt und entsprechend umgesetzt. Aufgrund der vorherigen Relationsrennen hatten wir eine erste Einschätzung, kannten aber auch unsere Schwachstellen.

Der Vorlauf in Trakai war dann die erste Bewährungsprobe. Wir hatten immerhin den Europameister Russland im Vorlauf. In einem guten Rennen konnten wir uns aber gegen den starken Achter aus den USA sowie gegen die Russen im Endspurt durchsetzen. Das war zwar ein extrem hartes Rennen für die Jungs, gleichzeitig aber auch ein psychologischer Vorteil für das Finale. Aufgrund der starken Vorläufe hatten wir auch eine gute Einschätzung bezüglich der Leistungsfähigkeit der anderen Mannschaften und konnten unsere taktische Marschroute entsprechend aufbauen.

Wie lief die unmittelbare Wettkampfvorbereitung für euch? War die Bootsbesetzung schon frühzeitig klar?
Die Bootsbesetzung im Rahmen der Mannschaftsbildung stand nach wenigen Tagen. Die einzelnen Entscheidungsparameter wie Ergometrie und Messboot lieferten ein gutes Bild und zeigten Stärken und Schwächen der Athleten auf. Im weiteren Verlauf der Vorbereitung gab es nur eine interne Umbesetzung. Interessanterweise deckte sich die Beurteilung der Messwerte mit der davon losgelösten Einschätzung der beteiligten Trainer. Der weitere Verlauf der Vorbereitung verlief reibungslos mit nur wenigen Ausfällen. Dabei zeigte sich auch, dass sich die Ersatzleute jederzeit problemlos in den Achter integrieren - so konnte umfangreich und zielgerichtet trainiert werden.

Ein Achter mit Steuermann besteht aus neun Athleten mit unterschiedlichen Charakteren – wie schwierig war es, daraus ein Team zu formen?
In diesem Jahr war es ja so, dass in dem Achter fünf Athleten saßen, die sich schon eine Weile kannten. Die vier Jungs aus Münster und Patrick Pott aus Minden sind bereits vor drei Jahren bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Achter oben aufs Treppchen gefahren. Die vier Münsteraner kennen sich natürlich aus dem täglichen Training und hatten als Europameister im Vierer auch schon einen ersten internationalen Erfolg in diesem Jahr. Die drei weiteren Athleten aus Potsdam, Rostock und Bremen sowie der Steuermann aus Frankfurt waren die perfekte Ergänzung. Dies erkannte die Mannschaft sehr schnell, die Stimmung war gut und auch in Phasen, in denen es nicht so gut lief, wurde motiviert und teamorientiert trainiert. Abschließend muss ich sagen, dass die Aufgabe, ein Team - inklusive der Ersatzleute - zu bilden recht schnell ablief. Im weiteren Verlauf musste dies nur ein wenig weiter ausgeformt beziehungsweise mit individuellen Aufgaben versehen werden. Dabei kam der Kontakt zu den anderen Bootsklassen aber nicht zu kurz.

Als Lehrertrainer scoutest du junge Talente am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Kooperation mit dem Ruderverein in Münster. Wie genau läuft das ab?
Ich arbeite in Münster an einer sportbetonten Schule, die Stunden für die Talentförderung im Rudern bereitstellen kann und so die umfangreiche Förderung gewährleistet. Nur aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist die konzeptionelle und trainingsmethodische Arbeit überhaupt zu bewerkstelligen. Darüber hinaus ist das große und qualifizierte Trainerteam des Rudervereins die tragende Säule des derzeitigen Erfolges in Münster. Der Ruderverein Münster bietet mit einem großen Kraft- sowie Ergometerraum, einem umfangreichen Bootspark und einem leistungssportfreundlichen Umfeld, welches der Verein und sein Vorstand lebt, sehr gute Rahmenbedingungen. Die Kooperation mit anderen Schulen, dem Sportinternat in Münster und weiteren Partnern aus dem Bereich des Trainings und der Medizin runden das Angebot ab.

In der täglichen Arbeit im Bootshaus suchen wir bereits in den unteren Jahrgangsstufen nach jungen Talenten, denen wir den Spaß am Rudern vermitteln. Wir zielen dabei auf einen langfristen Aufbau und eine breite Ausbildung ab. Über den Besuch von kleineren Regatten versuchen wir, den Spaß am Rennrudern und somit eine Steigerung der Trainingsumfänge und Wettkampfqualität zu wecken. Aufgrund meiner Position als Lehrer und Trainer habe ich natürlich einen besonderen Einblick in zwei Lebensbereiche junger Menschen und kann so auf beiden Seiten gezielt Einfluss nehmen sowie für Entlastungen und Individualisierungen sorgen.    

Da wir im Rahmen des Schulsports auch die Sportart Rudern unterrichten, haben wir auch immer wieder Quereinsteiger aus anderen Sportarten im Boot sitzen. Wir hoffen, dass wir unser Konzept auch in Zukunft verfeinern und ausbauen können. Wenn wir dabei auf die Unterstützung der Schulen und des Trainerteams sowie den Verein zählen können, sind wir da guter Dinge. Wir denken, dass dem Sportinternat in Münster dabei eine erhebliche Rolle für interessierte Juniorinnen und Junioren aus Deutschland zukommen könnte, der Schlagmann des Achters, Yannik Sacherer, ist dafür ein gutes Beispiel.