19. Aug. 2017 | Jugend | von Oskar Schütt

Sommercamp - In Norwegen die Natur entdecken

© Arnold Moraschner/WWF
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Auf zu neuen Ufern! Unter diesem Motto stand die Ruderexpedition der Juniorenfreizeit in diesem Jahr nach Norwegen. Los ging es für zehn jugendliche Rudernde und zehn jugendliche Wildnisfreunde zum Treffpunkt nach Berlin, von wo ab die Reise startete. Manche waren insgesamt zwei voll Tage und länger unterwegs bis sie endlich am Olberg-Campingplatz in Südostnorwegen ankamen. Gleich am nächsten Morgen startete die erste Rudereinheit - Boote aufriggern. Immer einer der Ruderkids zeigte einem Anfänger, wie man einen Ausleger an einem Boot befestigt und wie das mit den - sorry - „Paddeln“ denn so funktioniert und wie das alles denn so heißt. Dann wurde es spannend und das erste Mal legten die Boote ab um sich auf den Oyeren zu wagen. Dieser See wird von der Glomma durchflossen, dem größten Fluss Norwegens.

Intensive Kennenlernrunden und Spiele sorgten für Abwechslung, genauso wie kleine Spaziergänge und Waldexpeditionen. Dort lernten wir von den drei Wildnisführern der WWF, Christian, Anna Lena und Phil viel über die nachhaltige Art Feuerholz zu sammeln. Nicht zuletzt war von großer Bedeutung, dass sich Hasel- und Weidestöcke perfekt zum Stockbrot- und Marshmallowgrillen eignen. Stockbrotteigkneten eignet sich übrigens perfekt als Fingerkrafttraining, wie die Stockbrotmannschaften einvernehmlich und lautstark verkündeten. Abends versammelten wir uns regelmäßig in einer Jurte, einem 12-eckigen Zelt, welches an der Spitze ein auffaltbares Dach besitzt und in dem man Feuer machen kann. Es stellte sich als waren Segen heraus sich nach einem Regenschauer in der Jurte zu wärmen und abends der Heldenrunde beizuwohnen. Jeden Abend konnte jeder der wollte einem anderen für etwas danken, was er an dem Tag gemacht hatte oder einfach nur kundtun, was ihm besonders gut gefallen hat. Bei dieser schönen Variante den Tag revue passieren zu lassen, wurde dafür gedankt, dass das Essen gut gekocht wurde, dass jemand eine tolle Geschichte erzählt hat und die heutige Rudermannschaft gute Laune im Boot hatte. Gekocht haben in den meisten Fällen die Jugendlichen im Team auf ihren eigenen Sturmkochern.
Das lehrte Verständnis dafür, wie man gute Zutaten zubereitet und gab uns Betreuern die Möglichkeit spannende Arten von Tomatensoßen kennen zu lernen. Die zweite Rudertour führte uns direkt an das andere Ufer des Sees. Der Wind stellte eine tolle Welle auf den See, sodass zum ersten Mal etwas Abenteuerfeeling aufkam. Am Sandstrand angekommen trafen wir Haiko, den aufblasbaren Hai, der uns fortan auf unserer Tour begleitete, obwohl er sich als Galionsfigur nur mäßig eignete.

An den Wünsch-dir-was Tagen durften die Teilnehmer selbst entscheiden, welche Aktivitäten sie wahrnehmen wollen. Das Angebot war groß! Rudern, Angeln, Schwimmen, Feuermachen, Yoga, Stabitraining um nur eine Auswahl zu nennen. Einvernehmlich entschieden sich die Teilnehmer an zwei von drei Wünsch-dir-was-Tagen gegen das Rudern um die Gelegenheit zu nutzen viele Wildlife-Skills zu lernen. Der Feuerworkshop erfreute sich immer großer Beliebtheit und so lernten die jungen Zündelgeister wie man auf die verschiedensten Weisen Feuer macht! Mit einer Brennlupe, Feuersteinen und Firestrikern. Wie man ein Lager im Freien aufbaut lernt man dagegen am Besten im Ernstfall und so bereiteten wir am Ende der ersten Woche den Aufbruch in die Wildnis vor. Nur das nötigste wurde gepackt um ein Lager unter Planen zu bauen und mit dem Nötigsten versorgt zu sein. Es ging hinein in den Wald, hinauf den Berg, hin zu den drei Seen, die es zu erkunden galt. Weit ab vom Campingplatz und der nächsten Straße kam endlich richtiges Naturfeeling auf. Lukas und Phil angelten Barsche und peppten das Abendessen mächtig auf, auch wenn nicht jeder Fisch am Haken seinen Weg in die Pfanne fand. Die Dusche am nächsten Morgen gab es mit biologischer Seife im See zumindest für diejenigen, denen das Wasser nicht zu
kalt war. Es ging wieder zurück mit den vielen Eindrücken der Natur - aber noch hatte niemand einen Elch gesehen, jenem großen, wilden Säugetier der Wälder in Skandinavien. Also mussten wir uns selbstständig auf die Suche machen - Elchsafari! Vom Campingplatzbesitzer, der gleichzeitig die Länder rundherum bewirtschaftete bekamen wir einen heißen Tipp, wo wir ihn sehen könnten. Also machte sich eine kleine Scharr auf den Weg. Auf einmal stand er da. Einige hundert Meter entfernt am Waldrand hätte es auch ein Pferd sein können. Unser Fernglas aber verriet, dass es ein Elch war. Ruhig blickte er zu uns und es dauerte eine Weile, bis er wieder im Unterholz des Waldes verschwand. Die Nachricht der Elchsichtung machte den Rest der Gruppe heiß auf eine Elchsafari! Sie sollten nicht lange warten müssen. Am nächsten Tag stand er auf der Lichtung direkt hinter dem Campingplatz. Nur wirklich fotogen war er nicht, dafür hielt er immer einen zu großen Abstand.

Der Hunger nach Natur war groß und das nächste Ziel war schnell ausgemacht. Eine Insel mitten im See, ohne Bevölkerung, ohne Infrastruktur stellte eine logistische Meisterleistung dar. In fünf Gigs ging es bei strahlendem Sonnenschein auf die Rudertour nach Hansholmen im mittleren Teil des Sees, der sich über 35 km von Süden nach Norden erstreckt. Nach der Ankunft shuttelten die Gigboote mit jeweils zwei Lücken ans Landufer, um das Gepäck vom Landdienst überzusetzen. Nachdem das ganze Equipment auf Hansholmen war konnten das Wildniscamp errichtet werden. Eingeteilt in verschiedene Teams wurde ein Donnerbalken, Bänke, Unterkünfte und eine Feuerstelle errichtet. Daraufhin kehrte im roten Schein der untergehenden Sonne etwas Ruhe ein. Manche gingen schwimmen, angelten, machten Feuer und ruhten sich aus. Dieser Abend bleibt wohl den meisten als Höhepunkt der Ruderexpedition in Norwegen in Erinnerung. In der Nacht drehte der Wind und brachte Regen mit. Der hielt dann am darauffolgenden Tag bis zum Abend hin und bescherte uns einen harten Tag. Ein Teil der Truppe fuhr mit dem Wind zurück um dann im Linienbus nach Nerdrum zu kommen, wo wir unser zweites Basislager errichteten. Acht tapfere Ruderer und zwei Steuerleute stellten sich der Herausforderung das Ziel zu Wasser zu erreichen. Nach zwei Dritteln der Strecke erreichten wir unsere Pausenstation Gansvika. Das Café indem wir Pause machen wollten entpuppte sich zwar August 2017 Deutsche Ruderjugend Oskar Schütt als gehobenes Lokal in welches wir durchnässt mit triefenden Rettungswesten einfielen, aber trotzdem gab es für uns Tee und Waffeln. Das Wetter brachte nur Regen und etwas Gegenwind, sodass man die Tour nicht abbrechen musste und es
konnte auch das letzte Stück nach Nerdrum gerudert werden. Hier konnten wir direkt am Lager an niedrigen Holzstegen anlegen und die Boote im Wasser lassen. Nachdem die Gruppe wieder vereint war wurde hier für die letzten vier Tage das Basislager errichtet.

Nach diesem Regentag zeigte sich Norwegen zum Abschluss von seiner schönsten Seite. Lange Abende und strahlender Sonnenschein gaben den Raum um noch einmal die Natur zu genießen. Wir wurden am dortigen Våtmarksenter „Herzlich Willkommen“ geheißen und erhielten einen tiefen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet des nörlichen Oyeren. Mit den Ruderbooten erreichten wir am südlichen Ende des Flussdeltas eine Vogelbeobachtungsplattform, von der aus man mit professionellen Ferngläsern bestückt weit über die Sandbänke des Oyeren blicken konnte. Dann sahen wir ihn - den stolzen Fischadler, der sich in einigen hundert Metern Entfernung am Ufer sonnte. Am letzten Tag gab es neben einer Rudertour mit Inken, Lukas und Oskar durch das Flussdelta und einer Runder Capture-the-Flag zu Boot auch für die an Land gebliebenen Programm. Sie lernten bei Chris Bogenschießen und konnten bei Annalena ihre Körperbeherrschung beim Yoga unter Beweis stellen. Wir waren nach diesem langen Tag bereit für den letzten Abend! Hier konnten die Teilnehmer ihre Grillskills ausprobieren oder selbstgemachte Limonade schlürfen. Begleitet wurde dieser letzte, klare Abend von allerlei Sternflocken, die den Raum gaben sich auch über das Ende dieser Tour hinweg etwas zu wünschen.

Vielen Dank an euch Teilnehmer, Betreuer und freiwillige Helfer, die alle dazu beigetragen haben, dass auch das zweite Camp in Kooperation mit dem WWF ein voller Erfolg mit wertvollen Erinnerungen werden konnte.