29. Nov. 2017 | Nationalmannschaft | von Fachressort Leistungssport

Zwischenbericht aus dem Arbeitskreis Leistungssportkonzept

Der Frauen-Doppelvierer gewann bei der U23-Weltmeisterschaft 2017 in Plovdiv, Bulgarien, die Bronzemedaille. Foto: DRV/Seyb.

Nachdem sich das Fachressort Leistungssport am vergangenen Wochenende konstruktiv mit den ersten beiden Papieren aus dem im April eingerichteten Arbeitskreis beschäftigen konnte, möchten wie einen Überblick über die Tätigkeit dieses beratenden Gremiums und die erarbeiteten Vorschläge zur kontinuierlichen Verbesserung des Leistungssportkonzepts geben, die unter Beachtung von spezifischen Vereinsinteressen eingebracht wurden.

Der Arbeitskreis konstituierte sich am 21.April in Krefeld mit dem Auftrag des Präsidiums, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie das Vereinssystem in Deutschland zum Vorteil des Leistungssports genutzt werden kann, wie eine optimale Verzahnung der Bundes-, Länder- und Vereinsebenen aussehen sollte und welches Umfeld für die Aktiven abgebildet werden müsste um bestmögliche Leistungen und Erfolge zu erzielen. Weitere Treffen fanden am 10.Juni in Ratzeburg, sowie am 7.Oktober in Hannover statt. Daneben fanden zahlreiche Telefonkonferenzen von einvernehmlich gebildeten Untergruppen, sowie ein kontinuierlicher Austausch auf einer durch die Geschäftsstelle eigens eingerichteten Online-Plattform statt.

Der Arbeitskreis arbeitete dabei begleitend zu den andauernden Verhandlungen mit DOSB, BMI und Ländern und wurde ständig über neue Entwicklungen auf Seiten der Verhandlungspartner informiert.

"Ich bin froh, dass wir jetzt erste Ergebnisse aus dem Arbeitskreis präsentieren können." so Uwe Graf, Ressortvorsitzender Leistungssport im DRV, "Es war ein langer Prozess mit intensiven und wichtigen Diskussionen, in der alle Beteiligten ihrer hohen Verantwortung gerecht geworden sind. Jetzt werden sich Länderrat und Präsidium im Januar und Februar weiter mit den Vorschlägen beschäftigen. Gemeinsames Ziel bleibt es, tragfähige, zuverlässige und erfolgreiche Strukturen für die Zukunft des Leistungssports im DRV zu schaffen".

Die folgende Auflistung stellt die Vorschläge aus dem Arbeitskreis jeweils mit den Anmerkungen, bzw. Änderungen des Fachressorts gegenüber.

Arbeitsgruppe Sportler 

Vorschlag aus dem Arbeitskreis

Vorlage des Fachressorts

1. Es werden disziplinspezifische Bundesstützpunkte benannt, denen folgende Aufgaben zugeordnet werden:

 

Definition und Weiterentwicklung  von Trainingskonzepten und verbindlicher Trainingszielvorgaben, sowie bundesweit verbindlicher rudertechnischer Vorgaben

vom Fachressort angenommen

Koordination und Führung Disziplin-umfassender Pflicht-Lehrgangsmaßnahmen

vom Fachressort angenommen

Vorbereitung von Nominierungs-entscheidungen für alle Bootsklassen der jeweiligen Disziplin
(Nominierungshoheit des DRV)

vom Fachressort angenommen

Ausschließliche Zuständigkeit für die Entwicklung und das tägliche Training im Männer- und Frauenachter

Ausschließliche Zuständigkeit für die Entwicklung und das tägliche Training im Männer- und Frauenachter, Vierer ohne und grundsätzlich den 2x

Zentrale Zuständigkeit für die Entwicklung und das tägliche Training in den anderen Bootsklassen ohne Ausschließlichkeitsanspruch
 

Anmerkung: für Kleinboote (1x, 2-, 2x LGW) besteht in der Gruppe Einigkeit, dass diese nicht dem Ausschließlichkeitsanspruch unterliegen sollten.

Für die Bootsklassen 4x, 4- und 2x ist die Meinung in der Gruppe geteilt (50:50).

Zentrale Zuständigkeit für die Entwicklung und das geplante Training in  allen Bootsklassen, ohne Ausschließlichkeitsanspruch in den Bootsklassen 1x, 2x und 2x LGW
 

 

 

Für die Bootsklassen 4x, 4- gilt der Ausschließlichkeitsanspruch und für die 2x sollte er grundsätzlich gelten.

Definition / Schaffung des erforderlichen Rahmens für eine Zentralisierung / Welche Voraussetzungen sind erforderlich? Analyse der zu diesem Thema vorliegenden sportwissenschaftlichen Erkenntnisse.
Anmerkung: dies wird von allen als wesentlicher Bestandteil angesehen, wenn Zentralisierung langfristig überhaupt erfolgreich umgesetzt werden soll. Die aktuellen Rahmenbedingungen sind derzeit noch nicht an allen Stützpunkten hinreichend gut entwickelt und somit für die Sportler noch nicht überzeugend genug.

Die Anmerkung wird von den anwesenden Ressortmitgliedern so angenommen.

 

 

 

2. Hinsichtlich der Residenzpflicht  der Sportler am Bundesstützpunkt ab November 2018 werden den Sportlern folgende alternativen Wege zur Entscheidung angeboten:

 

2. Hinsichtlich des geplanten, täglichen  Trainings  der Sportlerinnen und Sportler am Bundes-stützpunkt ab November 2018 gilt folgendes:

 

Sportler, die sich die Option offenhalten wollen, in einen Achter  nominiert zu werden, müssen ab November 2018 für das tägliche Training am ausgewählten Bundesstützpunkt verfügbar sein. Mit diesen Sportlern können am jeweiligen Stützpunkt aber auch Vierer und Zweier gebildet werden; diese müssen sich jedoch dem Qualitätswettbewerb mit Bootsmannschaften stellen, die nicht am für die Disziplingruppe vorgesehenen Bundesstützpunkt trainiert wurden. Dazu werden internationale Qualifikationsregatten benannt.
Anmerkung: Positionen in der Gruppe
dazu nur bedingt einig (s.o.)

Sportlerinnen und Sportler, die sich die Option offenhalten wollen, in einen Achter, Doppelvierer, Vierer ohne und grundsätzlich Doppelzweier nominiert zu werden, müssen ab November 2018 für das geplante Training am ausgewählten Bundesstützpunkt verfügbar sein.

Sportler können das tägliche Bootstraining in allen Bootsklassen außer den Achtern auch an anderen Orten Stützpunkten durchführen, geben damit aber die Option auf, bei der Achter-Bildung berücksichtigt zu werden. Für sie gelten ebenfalls die vom DRV vorgegebenen Trainingskonzepte, Trainingszielvorgaben und rudertechnischen Vorgaben.
Anmerkung: Positionen in der Gruppe dazu nur bedingt einig (s.o.)

vom Fachressort abgelehnt

 

 

3. Es werden für die Sportler transparente, vorhersehbare Auswahlverfahren zur finalen Bildung der Nationalmannschaft angewendet.

Anmerkung zum gesamten Punkt 3:
Positionen in der Gruppe dazu nur bedingt einig (s.o.)

 

Wenn sich auf den benannten internationalen Qualifikationsregatten eine Mannschaft herauskristallisiert hat, die in der Spitze wettbewerbsfähig ist, wird dieser Mannschaft (bei mehreren: der jeweils schnellsten Mannschaft) der Vorzug gegeben.

vom Fachressort angenommen

Bei der finalen Nominierung der damit noch nicht qualifizierten Bootsmannschaften wird ausschließlich nach definierten Qualitätskriterien vorgegangen. Dabei erfolgt – außer bei den Achtern – keine Diskriminierung allein danach, ob ein Sportler an einem disziplinspezifischen Bundesstützpunkt oder an einem anderen Bundesstützpunkt trainiert hat.

Bei der finalen Nominierung der damit noch nicht qualifizierten Bootsmannschaften wird ausschließlich nach definierten Qualitätskriterien vorgegangen. Dabei erfolgt – außer bei den Achtern, Doppelvierer, Vierer ohne und grundsätzlich den Doppelzweiern – keine Diskriminierung allein danach, ob ein Sportler oder eine Sportlerin an einem disziplinspezifischen Bundesstützpunkt oder an einem anderen Bundesstützpunkt trainiert hat.

Es wird ein Wettkampfmodell geschaffen, das es Sportlern, die nicht dem für die Disziplingruppe vorgesehenen zentralen Bundesstützpunkt täglich trainiert haben, ermöglicht, sich dem Qualitätswettbewerb mit Bundesstützpunkt-Sportlern zu stellen.

Es wird ein Wettkampfmodell geschaffen, das es Sportlern und Sportlerinnen, die nicht dem für die Disziplingruppe vorgesehenen zentralen Bundesstützpunkt täglich trainiert haben, ermöglicht, sich in den Bootsklassen 1x, 2-, 2x LGW dem Qualitätswettbewerb mit Bundesstützpunkt-Sportlern zu stellen.

 

Die finale Zusammenstellung der Nationalmannschaftsboote mit dem Ziel, das jeweils schnellste Boot zu bilden, obliegt den Bundestrainern. Hierbei stehen (außer bei den Achtern) Sportler, die am Stützpunkt trainiert haben, in Konkurrenz zu Sportlern, die an anderen Orten trainiert haben; bei der Bildung des schnellsten Bootes können Bootsmannschaften also unabhängig vom bisherigen Trainingsort der Sportler neu formiert werden.

Die finale Zusammenstellung der Nationalmannschaftsboote mit dem Ziel, das jeweils schnellste Boot zu bilden, obliegt den Bundestrainern. Hierbei stehen (außer bei den Achtern, Doppelvieren, Vierer ohne und grundsätzlich den Doppelzweiern) Sportler und Sportlerinnen, die am Stützpunkt trainiert haben, in Konkurrenz zu Sportlern, die an anderen Orten trainiert haben; bei der Bildung des schnellsten Bootes können Bootsmannschaften also unabhängig vom bisherigen Trainingsort neu formiert werden.

Erforderlich ist in jedem Falle, dass Sportler unabhängig von ihrem täglichen Trainingsort für vom Bundesstützpunkt vorgegebene Pflicht-Lehrgangsmaßnahmen zur Verfügung stehen und vorgegebene Leistungskriterien erfüllen.

vom Fachressort angenommen

 

 

4. Um die vorgenannten Vorschläge zu validieren, wird eine anonyme Befragung gegenwärtiger und ehemaliger Kaderathleten auf Basis des von der Untergruppe entwickelten Fragebogens vorgenommen.

Dieses Vorgehen wird von der Gruppe begrüßt, eine Vorlage für den Fragebogen ist in Arbeit und wird ggf. für die nächste gemeinsame Sitzung zur Diskussion gestellt.

 

vom Fachressort angenommen

 

 

5. Das aktuelle Trainingskonzept muss dringend kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden. Zurzeit fehlen individuelle Spitzenleistungen auf dem Wasser und dem Ruderergometer. Die aktuellen Ergebnisse der Nachwuchsnationalmannschaften stützen diese These.

vom Fachressort angenommen

 

 

6. Der DRV wird gebeten, ein Netzwerk aller Bundes- und Landesstützpunkte, Leistungszentren und sonstiger Ruderschwerpunkte mit ihren Möglichkeiten zu erstellen, um eine Grundlage für die Stützpunktdiskussionen zu erhalten und vorhandene Potentiale optimal nutzen zu können.

vom Fachressort angenommen

 

 

7. Um dem Drop-out entgegen zu wirken und die Anzahl der Ruderinnen und Ruderer im U23-Bereich zu erhöhen wird der DRV gebeten, dieses Thema in die Landestrainertagung einzubringen und dort Veränderungsvorschläge entwickeln zu lassen.

vom Fachressort angenommen

Arbeitsgruppe Vereine

– wie können sie für Ruderdeutschland und seinen Hochleistungssport den bestmöglichen Beitrag leisten?

Vorschlag aus dem Arbeitskreis

Vorlage des Fachressorts

1. Unterstützung der Vereinsarbeit durch den Verband:

Analyse von Vereinen, ihrer Arbeit und Konzepte unter besonderer Berücksichtigung ihrer Größe und Region mit dem Ziel der best-practice-Identifikation (analog Branchenvergleiche in der Industrie) und der Umsetzungsunterstützung.

 

Folgende Bereiche sind dabei relevant: Vereinsführung, Organisation, Mitgliedergewinnung, Finanzierung, rechtliche Aspekte, Einwerbung von Geldern, sportliche Konzepte, wie z.B. Positionierung des Leistungssports als wichtige Vereinsaufgabe, Talentgewinnung, Umgang / Zusammenarbeit mit regionalen Großvereinen/Stützpunkten, Förderung der Mannschaftsbootbildung in Vereinen, etc.

vom Fachressort angenommen

2. Regelmäßige Anwesenheit von Bundestrainern in den leistungssportlich relevanten Vereinen, um methodisch und trainingstechnisch zu unterstützen Systematischer Knowhow-Transfer zwischen Bundestrainern und allen anderen Trainerstrukturen (Landes- und Vereinstrainer)

2. Systematischer Knowhow-Transfer zwischen Bundestrainern und allen anderen Trainerstrukturen (Landes- und Vereinstrainer) durch zentrale Maßnahmen und Hospitationsmöglichkeiten für Vereinstrainer an Bundesstützpunkten.

 

3. Motivation durch Förderung der Vereinsaktivitäten:

Startmöglichkeit von konkurrenzfähigen Booten mit ihrem Trainer auf Worldcups und internationalen Regatten, sofern dadurch die Bildung der Nationalmannschaft nicht behindert wird. Die Nominierungsregeln müssen klar definiert sein und nachvollziehbar eingehalten werden.

3. Motivation durch Förderung der Vereinsaktivitäten:
Startmöglichkeit von international konkurrenzfähigen Booten mit ihrem Trainer auf Worldcups und internationalen Regatten, sofern dadurch die Bildung der Nationalmannschaft nicht behindert wird. Die Nominierungsregeln müssen klar definiert sein und nachvollziehbar eingehalten werden.

4. Abgrenzung der Rollen von Bundes-, Landes-, Vereins- und mischfinanzierten Trainern, damit die Konkurrenz zwischen Bundes- und Vereinstrainern um die Boots- und Mannschaftsbetreuung, die zulasten der Athleten geht, verhindert werden kann. Wenn es gelingt, alle beteiligten Ressourcen durch klare Rollendefinition und Anreizsysteme so gemeinsam einzusetzen, dass sie sich gegenseitig unterstützen, wird sehr viel gewonnen sein.

Anmerkung des Fachressorts:
Der Punkt gehört zum Papier „Trainer“. Des Weiteren ist die Bedeutung des Punktes nicht klar formuliert.

 

5. Stärkere Beteiligung der Vereine in einem organisatorisch weiterentwickelten DRV als Ausdruck ihrer Bedeutung für den deutschen Rudersport (Athleten und Trainer kommen aus den Vereinen, aber vor allem auch: ohne die Finanzierungskraft der Vereine entfällt die Legitimität von Sportförderung, die Grundlage ist für subsidiäre Förderung durch Bund und Länder):

  • moderne, effiziente und schlanke Organisation mit klaren Verantwortungsdefinitionen und Kontrollinstanzen; hier Einbezug der Vereine in Entscheidungen sowie qualifizierte Mitsprache-, Mitgestaltungs- und Kontrollrechte für Vereine bzw. deren gewählte/delegierte Vertreter.
    Als Aufgabe: mehr Partizipation im System verankern und eine  zeitgemäße Struktur von Gremien etablieren (Entscheidungskonzentrationen durch flexiblere und offenere Gremien – dabei gemeinsame Ideengenerierung und Entscheidungen)
  • Transparenz und offene Kommunikation (Erklärung und Begründung von Entscheidungen, analytische Herleitung von Konzepten, Offenlegung relevanter Sachverhalte, Kultur des Miteinander)

5. Stärkere Beteiligung der Vereine in die Problemlösung zur Weiterentwicklung des DRV durch flexible und offene Dialogformate.

6. Solidarität durch gemeinsame Übernahme der Kosten der nicht-olympischen Nationalmannschaften (Fundraising einerseits, strenge Ausgabenkontrolle andererseits)

vom Fachressort angenommen

7. Schaffung eines für Vereine attraktiven Regattakalenders

7. Schaffung eines für Vereine attraktiven Regattaangebots

Vereinsmannschaften brauchen die Chance, sich mit den national Besten zu messen (z.B. verpflichtende Teilnahme an DM). Wenn Athleten und Trainer, die sich nicht für ein Nationalmannschaftsboot qualifizieren, eine attraktive Saison bestreiten können, besteht eine hohe Chance, dass sie dem Rudersport erhalten bleiben.

vom Fachressort abgelehnt

Das Fachressort Leistungssport hat die Problembeschreibungen außen vor gelassen und sich mit den Lösungsansätzen befasst, da sich einige Punkte bereits relativiert haben.

Anfang 2018 werden sich Länderrat und Präsidium mit diesen Vorschlägen beschäftigen, im Februar 2018 wird sich darüber hinaus das Fachressort mit weiteren Vorschlägen, insbesondere zur Situation der Trainer und zur Stützpunktstruktur in einer vertieften Runde befassen.