08. Apr. 2018 | Nationalmannschaft | von Patrick Amrhein

DRV Kaderüberprüfung Leipzig: So verlief der Saisonstart

Im Frauen-Einer gewann in Leipzig Annekatrin Thiele vor Michaela Staelberg (l.) und Carlotta Nwajide (r.).

Das Ausichterteam des SCDHfK Leipzig empfing die Kaderathletinnen und -athleten am zweiten Aprilwochenende am Leistungszentrum im Stadtteil Burghausen bei bestem Frühlingswetter. Trotz der guten äußeren Bedingungen stand für alle Seniorinnen und Senioren am Samstag zunächst der „Trockentest“ in der Halle an. Die Bundestrainerinnen und -trainer baten zur Leistungsüberprüfung auf dem Concept2 Indoor Rower über die olympische 2.000 Meter Distanz. Am Sonntag wartete dann der Langstreckenvergleich über sechs Kilometer auf dem Saale-Leipzig-Kanal in den Kleinbooten.

Während verschiedene Routiniers teilweise kurzfristig krankheitsbedingt ihren Start absagen mussten, nutzen viele Nachwuchstalente ihre Chance sich vor den Augen der Disziplin- und Auswahltrainer in Szene zu setzen. Insbesondere in den Leichtgewichtsklassen konnten sich viele Kaderathletinnen und -athleten nicht dem offiziellen Testwochenende stellen. Dennoch zeigte sich der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer grundsätzlich zufrieden mit den Ergebnissen der angetretenen Sportlerinnen und Sportler zum aktuellen Saisonzeitpunkt.

Frauen Skull: Youngster nutzen Ihre Chance

Im Frauen-Einer ließ Olympiasiegerin und Lokalmatadorin Annekatrin Thiele nach ihrem Vorjahressieg in Leipzig Burghausen auch beim Saisonauftakt 2018 nichts anbrennen. Sie setzte sich nach den sechs Kilometern mit 10 Sekunden Vorsprung vor zwei stark auftrumpfenden Youngstern durch. Michaela Staelberg aus Krefeld ruderte mit einer Zeit von 25:02 Minuten auf den zweiten Platz und distanzierte Carlotta Nwajide vom DRC Hannover um weitere neun Sekunden auf den dritten Rang. Dahinter folgten weitere ansprechende Leistungen junger Athletinnen. Routinierin Julia Lier aus Halle schloss nach ihrem Wiedereinstieg ins Hochleistungstaining auf Rang elf ab.

Auch den verantwortlichen Bundestrainer Marcin Witkowski freuten die ansprechenden Leistungen der jungen Athletinnen: „Ich freue mich darüber hinaus über die Testergebnisse auf dem Ruderergometer, hier hat sich das Gesamtniveau im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Umso mehr freue ich mich nun auf die Vergleiche in zwei Wochen bei den Deutschen Meisterschaften, wenn auch wieder Frauke Hundeling, Marie-Catherine Arnold, Carina Bär und die weitere, hier ausgefallene Athletinnen antreten. Ich bin gespannt auf die weiteren Ergebnisse.“, so der gebürtige Pole, der seit Ende 2016 in Diensten des DRV steht.

Bei den Damen in der Leichtgewichtsklasse setzte Leonie Pless aus Frankfurt die Tagesbestzeit mit 25:32 Minuten und schlug Altmeisterin Marie Louise Dräger bei bestem Frühjahrssonnenschein um fünf Sekunden. Die Frankfurter RG zeigte sich in der Breite stark mit vier Athletinnen in den Top Ten. Johanna Reichert vom Ausrichter SCDHfK Leipzig ruderte auf Platz fünf, die international erfahrene und dennoch junge Ronja Fini Sturm (Brandenburg/Havel) platzierte sich auf Rang sechs.

Frauen Riemen: Aufbauarbeit geht in die richtige Richtung

Das Ostduo Hacker/Härtl (ORC Rostock/RC Potsdam) sicherte sich um zwei Sekunden Rang drei im Frauen Zweier ohne Steuerfrau, knapp vor dem Hannover Duo Osterkamp/Kirstein (DRC/HRC Hannover). Der Sieg ging jedoch deutlich an Alexandra Höffgen und Sophie Oksche aus Ingolstadt/Neuss, die Lea-Katlen Kühne und Hannah Bornschein vom Mainzer RV nach den 6.000 Metern mit einer Siegzeit von 24:22 Minuten um zwölf Sekunden auf Platz zwei verwiesen.

Sven Ueck, verantwortlicher Disziplintrainer für die Riemerinnen fasste abschließend zusammen: „Wir haben im Winter viel Grundlagenarbeit geleistet, sicherlich stehen wir noch nicht dort, wo wir wieder hinwollen. Die Aufbau benötigt jedoch weiter Zeit, ich glaube, wir bewegen uns in die richtige Richtung.“

Männer Skull: Youngster Zeidler trumpft auf

Routinier Stephan Krüger zeigte sich nach einem Pausenjahr in sehr guter Form, konnte jedoch mit der starken Zeit von 22:46 Minuten lediglich Platz zwei gewinnen. Den Sieg verhinderte der erst 21-jährige Newcomer Oliver Zeidler vom RC Donau aus Ingolstadt, der in Leipzig eine bärenstarke Vorstellung zeigte. Bereits bei den World Games im Sommer 2017 zeigte der ehemalige Schwimmer mit 5:42 Minuten über die 2.000 m Distanz auf dem Indoor Rower eine Weltklasseleistung. In Leipzig verbesserte er bei der Indoor-Überprüfung nun fast den über 15 Jahre alten Deutschen Rekord von Matthias Siejkowski (5:37.0 Minuten, 2001). Zeigler ruderte den Test in unglaublichen 5:38,7 Minuten.
Dass er zunehmend besser versteht, wie er diese ungeheure Kraft und Ausdauer auf dem Wasser effektiv in Vortrieb umsetzt, unterstrich Zeigler am Sonntag. Während Krüger in der ersten Rennhälfte die leicht besseren Zwischenzeiten setzte, kam der Ingolstädter immer besser ins Rennen, ruderte stärker im letzten Renndrittel und distanzierte Krüger auf dem Wasser mit knapp zwei Sekunden nach der Gewaltleistung vom Vortag. Hinter den beiden platzierte sich mit Henrik Runge von der RG Hansa Hamburg ein weiteres Nachwuchstalent. 2015 noch in der U19-Nationalmannschaft unterwegs, setzte der 20-Jährige im Westen der Sachsenmetrople nun bei den Senioren seine erste Duftmarke mit ansprechenden 23:07 Minuten. Die Magebuger Philipp-Andre Syring und Max Appel platzierten sich nach ihrer letztjährigen WM-Teilnahme im Männer-Doppelvierer auf den Rängen sechs und acht.

Disziplintrainer Marcus Schwazrock durfte sich über viele gute Leistungen in Leipzig freuen, einige freuten ihn jedoch besonders: „Die Leistungen der Wiedereinsteiger nach einem Pausenjahr schätze ich sehr. Insbesondere Stephan zeigte sich stark wie eh und je. Auch Hans Gruhne ist wieder im Geschäft. Darüber hinaus gratuliere ich natürlich Oliver zu seiner riesigen Leistung hier in Leipzig, einfach klasse, was er hier aufs Ergo und aufs Wasser gezaubert hat.“

Im 36 Boote starken Feld der leichtgewichtigen Skuller ließ das Meldeergebnis ebenso krankheitsbedingt einige Topnamen vermissen: Den Sieg sicherte sich Konstantin Steinhübel (ARC Würzburg) in 23:05 Minuten vor Florian Roller (Stuttgart) und Jonathan Rommelmann (Krefeld). Die international erfahrenen Skuller Lars Wichert und Elias Dreismickenbecker schlossen auf den Rängen neun und zehn ab. Entsprechend gespannt schauen die verantwortlichen Trainerinnen und Trainer auch in den Leichtgewichtsklassen in Richtung der Titelkämpfe in Essen am vorletzten Aprilwochenende.

Männer-Riemen: Hohe Leistungsdichte im Starterfeld

Bei den Anwärtern um die Ruderplätze im Team Deutschlandachter gingen 24 Zweier ohne Steuermann ins Rennen. Den Bronzerang sicherten sich Torben Johannesen und Johannes Weißenfels in 21:40 Minuten vor Wimberger/Planer. Eine Sekunde schneller lief der überraschend starke Nachwuchszweier mit Felix Brummel und René Schmela (Münster/Berlin) ins Ziel ein. „Das war eine wirklich starke Leistung der beiden, die aber nach den Trainingsfahrten in Lago Azul als möglich erschien. Das die beiden es hier so hervorragend umgesetzt haben freut mich.“, kommentierte Riemen-Disziplinchef Uwe Bender die Überraschung. Einmal mehr waren Malte Jakschick und Richard Schmidt (Rauxel/Trier) nicht zu schlagen. Das Duo sicherte sich mit 21:31 Minuten den Sieg in Leipzig. „Wir haben hier eine wirklich hohe Leistungsdichte aller gestarteten Boote gesehen. Die Zeiten gehen durch den Gegenwind etwas weiter auseinander, aber das ist bei den Bedingungen normal. Ich freue mich auf die weiteren Vergleiche in Essen.“, so Bender weiter.

Trainer blicken bereits Richtung Tokio

Im Nachgang der abschließenden Sitzung des Trainerrats zeigte sich auch Sportdirektor Mario Woldt zufrieden: „Wir haben hier ansprechende Leistungen gesehen, die wir zum aktuellen Zeitpunkt und nach der Ausgangslage in den Disziplingruppen für angemessen halten. Besonders freut mich aber, dass wir im Trainerkreis gemeinschaftlich weiter den bereits besprochenen Weg verfolgen werden. Ab dem kommenden Herbst werden wir die fünftägigen Trainingspräsenzphasen an den Stützpunkten für die Athletinnen und Athleten umsetzen, die sich bis dahin für eine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio empfohlen haben. Zwei Pausentage werden zwischen den Präsenztagen integriert werden. Daneben wird auch der spätere Einstieg für weitere Athletinnen und Athleten noch offen sein, die besondere Leistungsfortschritte anbieten.“

Die Aspiraten auf die begehehrten Ruderplätze in den Nationalmannschaften, vom Einer bis zum Deutschlandachter, treffen sich zu den nächsten Wettkampfvergleichen vom 20.-22. April auf dem Baldeneysee in Essen zu den Deutschen Kleinbootmeisterschaften wieder.
 

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