30. Mai 2018 | Jugend | von Johannes Felsner

Freiwilligendienst in Südafrika – Schwerpunkt Rudern

Johannes Felsner im Gespräch mit dem niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil. Fotos: Johannes Felsner
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Was mache ich zwischen Abitur und Studium? Das war eine wichtige Frage, die mich in der Zeit vor dem Abitur beschäftigte. Ich kam zu folgendem Ergebnis: ich will ein Jahr ins Ausland gehen und dabei etwas mit Rudern machen. Letztendlich fiel meine Wahl auf das weltwärts-Programm der Bundesregierung, welches zusammen mit dem ASC Göttingen von 1846 e.V. und dem LandesSportBund Niedersachsen Freiwillige nach Südafrika entsenden.

Kurz zu meiner Person: mein Name ist Johannes Felsner, ich komme aus Osnabrück, wo ich am Ratsgymnasium und später auch für den Osnabrücker Ruderverein gerudert habe. Im Juni 2017 habe ich mein Abitur abgelegt und leiste jetzt meinen Internationalen Freiwilligendienst in Südafrika.

Mein Einsatzort ist East London in der Ostkap-Provinz, wo ich im Parkside-Township an der A.W. Barnes Primary School meine Haupteinsatzstelle habe. Zusammen mit meiner Projektpartnerin Victoria unterstützen wir jeden Tag den Sportunterricht mit den Kindern. Insgesamt sind wir pro Woche in 28 Klassen, d.h. alle 1.457 Schüler der Schule. Sportunterricht, auch PT für Physical Training genannt, wird in Südafrika nicht an allen Schulen angeboten, da meist oft das Geld fehlt. Also hilft die Unterstützung von uns Freiwilligen in über 18 Einsatzstellen am ganzen Ostkap Sport und Bewegung in das Bewusstsein der Kinder zu rücken. Dies ist vor allem in den sogenannten Township sehr wichtig, nicht nur um die Kinder mit Sport zu fördern, sondern auch um ihnen eine sinnvolle Freiwitbeschäftigung zu geben – fern ab von Langeweile, Gewalt und Drogenkriminalität. Im südafrikanischen Sommer von November bis März haben wir die Möglichkeit mit den Kindern im öffentlichen Schwimmbad das Schwimmen zu üben. Das ist sehr wichtig, da in Südafrika jährlich viele Kinder und Erwachsene ertrinken, wenn sie baden gehen und ihre Fähigkeiten überschätzen. Anstelle des Sportunterrichts gehen wir also mit den Kindern und Lehrern zum Pool und gewöhnen die jüngeren Kinder ans Wasser, während wir mit den Älteren schon richtig schwimmen und sie teilweise auch für Wettkämpfe vorbereiten.

Neben dem Sport- und Schwimmunterricht sind wir nachmittags auch noch in andere Sportprojekte mit den Kindern eingebunden. So habe ich zusammen mit dem örtlichen Ruderverein Leander Rowing Club, in dem ich selbst aktiv im Herrenachter rudere, ein neues Ruderprojekt etabliert, in dem 2-3 mal in der Woche jeweils eine Mädchen- und Jungencrew das Rudern lernt. Dienstags, freitags und manchmal auch samstags fahren wir gemeinsam mit dem Schulbus zum Bootshaus am Buffalo River. Neben dem reinen Rudertraining sollen die Kinder die Chance bekommen, auch andere Mitglieder des Vereins kennenzulernen und am Vereinsleben teilzunehmen.

Johannes Felsner bei der Arbeit seines Ruderprojektes
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Da Rudern in Südafrika ein nicht sehr bekannter und verbreiteter Sport ist, freue ich mich umso mehr, dass wir es nun endlich geschafft haben, dieses Projekt mit der Schule zusammen durchzuführen. Zwar gibt es ca. 3.000 Frauen und Männer in Südafrika, die rudern, allerdings ist der Großteil von ihnen weiß. Hier sind die Nachwirkungen der Apartheid leider noch zu spüren. Schwarze und auch Coloureds haben oft nur wenige Kenntnisse über den Sport, was auch z.T. daran liegt, dass sie aufgrund mangelnder Schwimmfähigkeiten diesen nie ausprobieren konnten. Dieses Projekt zusammen mit der A.W. Barnes Primary School ist deswegen eine großartige Möglichkeit, den Sport unter den Südafrikanern bekannter zu machen. Rudern vermittelt den Kindern durch den hohen Trainingsaufwand wichtige Werte wie Disziplin, Engagement und Teamfähigkeit. Werte, die manche von ihnen vielleicht nicht im Elternhaus vermittelt bekommen, die ihnen jedoch im Erwachsenenleben später helfen werden.

Momentan haben wir einen gesteuerten Jungen- Doppelvierer und einen gesteuerten Mädchen-Doppelvierer. Geplant ist, dass pro Jahr jeweils ein neues Jungen- und Mädchenboot dazu kommen. Damit hätten die Kinder dann 3 Jahre während ihrer Schulzeit an der A.W. Barnes Zeit (die südafrikanische Grundschule umfasst die Jahrgänge 1 – 7) zu rudern und wenn sie möchten, können sie danach entweder über den Club weiter rudern oder einer der beiden High Schools beitreten, die Rudern anbieten. Zudem können die Kinder, die meist noch nie East London verlassen haben, auch zu anderen Orten reisen und mehr von Südafrika sehen: der Club fährt regelmäßig zu Regatten in Kapstadt, Johannesburg oder Durban und macht Trainingslager auf einem Staudamm in Höhe von 1.100 Metern.

Um das Ruderprojekt langfristig erhalten zu können, benötigen wir auch in der Zukunft finanzielle Unterstützung. Unkosten für den Ruderclub und Regattabeiträge können nicht von der Schule oder den Kindern selber getragen werden. Deshalb freuen wir uns über jede einzelne Spende, die das Rudern in Parkside ermöglicht!

Wer sich näher für einen Freiwilligendienst in Südafrika interessiert und zudem Sport bzw. Ruderbegeistert ist und vielleicht sogar gerne spenden möchte, findet nähere Informationen im Internet auf ifwd-sport.de und rudern.de.

Neben dem Ruderprojekt in East London gibt es auch ein weiteres in Rehoboth, Namibia: auch dort hilft ein Freiwilliger des ASC beim Aufbau eines Ruderverein.

Gerne verweise ich auch noch auf meinen Blog unter johannes-southafrica.jimdo.com, auf dem ich aus meinem Alltag in Südafrika und meinen Erfahrungen im Freiwilligendienst berichte.