30. Jan. 2018 | Verband | von Deutscher Ruderverband

Regionalkonferenz 2018 – interessanter Auftakt in Berlin

Die erste Regionalkonferenz in Berlin wurde gut angenommen.
2 Bilder

Rund 30 Vereinsvertreter haben den Weg in die Räumlichkeiten des Landesruderverbandes Berlins zur ersten von vier Regionalkonferenzen 2018 des Deutschen Ruderverbandes gefunden. Seitens des DRV waren der stellvertretene Vorsitzende Dag Danzglock, Länderratsvorsitzender Karsten Finger, Generalsekretär Jens Hundertmark, Sportdirektor Mario Woldt, Katharina von Kodolitsch (Fachressortvorsitzende Verbandsentwicklung und Vereinsservice), Uwe Graf (FR Leistungssport) und Rolf Warnke (FR Wettkampf) vor Ort.

Ziel dieses Gesprächsformates ist es, die Überlegungen des Präsidiums zur Verbandsentwicklung transparent zu machen und die Mitgliedsvereine in die Zukunftsgestaltung des Rudersports, mit der sich die von Haupt- und Ehrenamt entwickelte Agenda 2024 beschäftigt, miteinzubinden.

Folgende Themen wurden konstruktiv diskutiert:

Mitgliederentwicklung: es lässt sich feststellen, dass der Rudersport – entgegen des demografischen Trends im Sport – ein Mitgliederwachstum erfährt. Die Erfahrungen der Vereine zeigen, dass die größte Mitgliedergruppe die 45-60-Jährigen sind, die Rudern als Gesundheitssport zu schätzen wissen und im Verein ein neues soziales Umfeld suchen. Angesprochen werden diese oft durch die sehr beliebten Anfängerkurse, mit denen fast alle Vereine positive Erfahrungen machen. Schwierig fällt meist nur, die Brücke vom Anfängerkurs in die bestehenden Gruppen zu schlagen. Hier fehlt es an Koordinatoren, die die Mitglieder begleiten. Den größten Abgang haben alle Vereine bei den jungen Erwachsenen zu verzeichnen, da diese oft studienbedingt die Stadt verlassen. Deshalb stellt sich bei den betroffenen Vereinen die Frage, wie man diese Altersklasse verstärkt halten kann. Für viele ist in diesem Fall die Ruder-Bundesliga eine schöne Sache - dank diesem Format können junge Sportler an den Verein gebunden werden. Daneben gilt es, weitere Bedarfe zu erfassen und Angebote zu entwickeln, um diese Mitglieder im Verein halten zu können. Einige Debattenbeiträge wiesen aber auch darauf hin, dass die Umbrüche im Leben dieser Altersgruppe mit der Konsequenz der Abkehr vom Rudersport nicht zu vermeiden sind und vielmehr die Aktivitäten auf ihre Wiedergewinnung nach der Konsolidierung von Familie und Beruf konzentriert werden sollten.

Engagement: In den kommenden Jahren ist eine altersbedingte Fluktuation von Landes- und Bundestrainern zu erwarten. Um einen guten Wissenstransfer sicherzustellen, wünschen sich einige Vereine eine Art Mentoringprogramm. Hinsichtlich der Trainer-C-Ausbildung wurde zudem der Wunsch geäußert, ehemalige Leistungssportler von einigen Kursanteilen zu befreien, da sie aufgrund ihrer aktiven Karriere in vielen Bereichen schon Kenntnisse mitbringen. Als alternative Option wurden E-Learning-Module als Ausbildungsbestandteile angeregt. Dadurch würde die Hemmschwelle, eine Lizenzausbildung zu beginnen, sinken. Ein weiterer Punkt ist das Thema Gehalt hauptamtlicher Trainer – Anforderungen und Vergütung stehen meist in keinem Verhältnis, weshalb diese Berufslaufbahn unattraktiv wird. Hier sind Bund und DOSB im Rahmen der Umsetzung der Leistungssportkonzeption in der Bereitstellung entsprechender Mittel gefordert. Die Fachverbände fordern dies regelmäßig ein.

Rudern ist eine starke Marke: Viele Unternehmen setzen Rudermotive für ihre Werbung ein. Oft wird dies aus Verbands- und Vereinssicht in der Kommunikation nicht ausreichend genutzt, das sollte sich ändern. Zudem muss es gelingen, mehr Frauen als Vorbilder im Rudersport zu etablieren. Dies beginnt schon in Publikation bei der Auswahl der Bilder.

Wettkampfangebot: Viele Vereine sorgen sich um die Zukunft des Leichtgewichtsrudern: Was kommt 2024, da die Hinweise auf eine Streichung im olympischen Programm deuten. Wie können Vereine zukünftig hinsichtlich der leichten Bootsklassen unterstützt werden? Wie wird Leichtgewichtsrudern national weitergeführt? Hier wünscht man sich eine Fortführung auf nationaler Ebene mit Zielevents sowie weitere Unterstützung des Verbandes. Auch das Thema Geschlechtergleichheit wurde diskutiert. Hier hat man sich schnell auf eine gendergerechte Addition in den Meisterschaftsrennen, sprich die Einführung weiterer weiblichen Bootsklassen, geeinigt. Dies sei sinnvoller als bei den Männern zu streichen. Einig war man sich aber auch, dass reagiert werden muss, sollten die Meldezahlen nach einer Anlaufphase zu schwach sein.

Nachwuchsförderung: Viele Vereine sorgen sich um den Rückgang von Nachwuchssportlern aus demografischen Gründen. Derzeit ist die Zahl Jugendlicher im Rudersport zwar konstant, dennoch ist die Konkurrenz zu anderen Sportarten und schulischen Anforderungen groß. Lösungsansätze konnten jedoch nicht definiert werden.

Breiten- und Freizeitsport: Rudern wird in der Öffentlichkeit oft nur als Leistungssport wahrgenommen. Vereine, die mehr auf Wanderrudern und Rudern als Gesundheitssport fokussiert sind, wünschen sich hier mehr Unterstützung und Wahrnehmung. Dies gilt auch für Coastal Rowing – international erfährt diese Sportart immer mehr Zustimmung, nur in Deutschland ist es noch viel zu unbekannt. Um dies zu ändern und dem Wellenrudern eine Plattform zu geben, wird Pfingsten 2018 erstmalig die „Amrum-Challenge“ inklusive kostenlosen Schnupperkursen ausgerichtet.

Zukunft und Strukturen des Verbands: Sind die Strukturen im DRV zu steif? Braucht man wirklich alle zwei Jahre einen Rudertag? Ist ein 3-Personen-Vorstand die richtige Konstellation oder soll man auf fünf Personen aufstocken? Werden genug Frauen angesprochen? Dies sind nur einige Fragen, die die Zukunft des Verbands betreffen und von den Mitgliedsvereinen mitbestimmt werden sollen.

Hinsichtlich des Rudertages geht der Tenor Richtung alle vier Jahre (stilvoll, gesellschaftlich und mit nettem Rahmenprogramm). In den Jahren dazwischen sollen dafür vermehrt Fachbereichstagungen stattfinden, auf denen sich Vereine zu den jeweiligen Themen und Problemen austauschen können. Ob der Vorstand aus drei oder fünf Personen besteht, ist aus Vereinssicht nicht unbedingt ausschlaggebend, wichtig ist die Handlungsfähigkeit getreu dem Motto „Hauptsache es läuft“. Als Problem wurde erkannt, dass sich auch für Vorstandspositionen immer weniger Leute finden, die die ehrenamtliche Tätigkeit neben einem Hauptamt zeitlich ausüben können.

Rudern und Umwelt: Einige Vereine haben die Sorge, durch Gewässer- und Naturschutz in den Aktivitäten übergebühr eingeschränkt zu werden. Beispielhaft wurde dies anhand der Ausweisung eines Vereinsgeländes als Überschwemmungsgebiet dargelegt. Die jeweiligen Vereine wollen sich diesbezüglich selbständig mit anderen Betroffenen austauschen. Wichtig ist die Beteiligung an Anhörungsvorhaben und der Zusammenschluss mit anderen Betroffenen. LRV und DRV müssen ihrerseits auf Landes- oder Bundesebene für die Sicherung der Ruderreviere streiten.

Frauenförderung: Seitens einiger Vereine wurde laut, dass sich in diesem Bereich in den vergangenen 20 Jahren kaum bzw. zu wenig im DRV verändert hat. Dies hängt mit Rekrutierungsschwierigkeiten zusammen. Die Ansprache interessierter Frauen ist zu intensivieren. Zudem gilt es, Strukturen hinsichtlich der Attraktivität der Teilhabe von Frauen zu prüfen. Zudem wünscht man sich eine intensivere Förderung des Frauenleistungssports.

„Das war eine erfrischende Diskussion zum Auftakt unserer Regionalkonferenzen und zeigt die Breite der Aufgabenbereiche“, bewertet Generalsekretär Jens Hundertmark die 1.Veranstaltung in Berlin. Kommenden Samstag, am 3. Februar, geht es in Essen mit der Regionalkonferenz West weiter. „Wir würden uns freuen, auch dort eine Vielzahl an Vereinsvertretern begrüßen zu dürfen“, so Hundertmark.

Events