09. Febr. 2018 | Verband | von Deutscher Ruderverband

Wissenschaftskoordination im DRV – das steckt dahinter

Beim Leistungssportseminar stellte Dr. Gunnar Treff wissenschaftliche Projekte im DRV vor.
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Wissenschaft ist eine wichtige Komponente des Leistungssports. Zur Koordination und Bearbeitung wissenschaftlicher Themen hat der Deutsche Ruderverband 2013 die Rolle des wissenschaftlichen Koordinators geschaffen, die seitdem von Dr. Gunnar Treff ausgeübt wird. Dr. Treff ist studierter Sportwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums Ulm bei Prof. Dr. Dr. Jürgen Steinacker, wo er die Arbeitsgruppe für Leistungsphysiologie und Trainingswissenschaft leitet. Er ist mit der Sportpraxis durch seine langjährige Arbeit als Leistungsdiagnostiker der Skullmannschaft eng verbunden „Ich arbeite gemeinsam mit Trainern und Sportlern bei Tests, in Trainingslagern, auf Weltcups und Weltmeisterschaften seit Jahren vertrauensvoll zusammen.“.

Das Aufgabenfeld des wissenschaftlichen Koordinators ist komplex. Es geht unter anderem darum, wissenschaftliche Fragestellungen zu generieren, Fragen aus der Trainerschaft und dem Sport aufzugreifen und für deren Beantwortung passende Partner zu finden und Projekte zu initiieren, die sich auf die genauen Fragestellungen beziehen. „Diese Projekte betreue ich und versuche, die Ergebnisse in den Sport zu überführen und so die Leistungen der einzelnen Sportler und Mannschaften zu optimieren“, erklärt Treff. In der Vergangenheit waren es unter anderem Projekte zur Trainingswirkungsanalyse, Trainingsintensitätsverteilung oder zu biomechanischen Fragestellungen.

Gleichzeitig gilt es, Neuigkeiten und Ideen aus der Wissenschaft aufzugreifen, die für den Rudersport hilfreich sein könnten. „Diese Ideen finde ich zum Beispiel auf nationalen und internationalen Kongressen, manchmal werden Sie an mich oder den leitenden Bundestrainer herangetragen. Ich versuche diese Ideen und das Wissen dann zu filtern und auf Rudern anzuwenden.“

Aktuelle Projekte
In Vorbereitung auf die OS Tokio 2020 erarbeitet eine Arbeitsgruppe einen weitreichenden Relaunch des mobilen Messsystems (MMS 2020) – entwickelt von der FES –, der von einem Forschungsprojekt der Uni Hamburg wissenschaftlich begleitet wird. Prägend für diesen Olympiazyklus wird die Einführung des Analysetools „Rowe.rs“ für den DRV sein: „Es ist ein sehr umfangreiches Projekt. Wir führen die verschiedenen Datenpools, die es im Verband gibt, in einem Onlinetool zusammen. Das neue System ermöglicht uns, dass die Ruderer ihre Trainingsdaten einfach und zeitgemäß erfassen und jederzeit abrufen können. Dadurch können Athleten und Trainer sehr einfach den Zusammenhang von Trainings- und Leistungsentwicklung analysieren. Das bringt uns im Rudern dahin, wo sogar Freizeitathleten anderer Sportarten längst sind“, erklärt Treff. Zudem ermöglicht es dem Sportler ein Maximum an Transparenz über seine Leistungsdaten, die jederzeit gut aufgearbeitet eingesehen werden können. Darüber hinaus sieht Treff noch Potenzial bei der Optimierung und Bearbeitung trainingsmethodischer Aspekte, die deshalb auch in seinem wissenschaftlichen Fokus liegen.

Das Netzwerk ist sehr wichtig
Die Komplexität dieser Themenbereiche erfordert, über den Tellerrand hinaus zu schauen. „Der Aufbau von nationalen und internationalen Netzwerken ist in meiner Position extrem wichtig. Ich bin eng vernetzt mit den Wissenschaftskoordinatoren der anderen Spitzenverbände in Deutschland, Mitglied der Kerngruppe der Wissenschaftskoordinatoren und kann mittlerweile industrielle und institutionelle Kontakte für den DRV nutzen. International sind wir innerhalb der klassischen Rudernationen gut vernetzt. Ich weiß, was die Leute in ähnlichen Positionen in den anderen Nationen machen“, so Treff, der als Gemeinsamkeit mit GB, NZL, oder AUS den akademischen Hintergrund sieht: „Wir sind alle im Bereich Exercise Physiology unterwegs.“

Die Komplexität und der steigende Umfang der Aufgaben schlägt sich in der immer häufiger anzutreffenden Hauptamtlichkeit des Wissenschaftskoordinators nieder, der in vielen deutschen Spitzenverbänden mittlerweile „Bundestrainer Wissenschaft“ heißt.

Auf die Frage nach dem Reiz an der Arbeit des wissenschaftlichen Koordinators fällt Gunnar Treff vor allem das Vermitteln zwischen der akademischen Welt und der des Leistungssports ein: „Die akademischen und staatlichen Forschungseinrichtungen sind teilweise weit weg von der Sportwirklichkeit, andererseits fehlt dem ständig unter Druck stehendem Leistungssport manchmal die Fernsicht für Projekte, die uns möglicherweise nicht sofort, aber in ein paar Jahren schneller machen. Wir müssen uns heute bereits mit Themen von übermorgen intensiv befassen. Dabei sehe ich den Verband auf einem guten und planmäßigen Weg.“