07. März 2019 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

„Das Ziel ist, das Boot für Olympia zu qualifizieren“

Timo Piontek will sich mit guten Leistungen für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio empfehlen.
Im vergangenen Jahr wurde Timo mit seinem Bootspartner Lars Hartig Gesamtweltcupsieger im Doppelzweier.
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Aktuell bereitet sich das Männer-Skull-Team in Erba (Italien) auf die vorolympische Saison vor. Mit dabei ist auch Timo Piontek (Koblenzer Ruderclub Rhenania 1877/1921 e.V.), der in der vergangenen Saison zusammen mit seinem Boots- und Zimmerpartner Lars Hartig (Friedrichstädter Rudergesellschaft e.V.) den Gesamtweltcup im Doppelzweier gewonnen und die WM auf einem starken fünften Platz beendet hat. Wir haben mit dem 26-jährigen Landespolizisten über das Trainingslager, die Zusammenführung der Disziplingruppe am Stützpunkt Hamburg/Ratzeburg sowie die Saisonziele gesprochen.

Ihr trainiert jetzt seit fast einer Woche hier in Erba – wie fällt dein Zwischenfazit aus?
Ich bin zum ersten Mal hier im Trainingslager und es gefällt mir wirklich gut. Wir haben die meiste Zeit über sehr gute Ruderbedingungen. Der See ist nicht besonders groß, sodass man nicht viele Kilometer in eine Richtung fahren kann. Allerdings ist eine 2 km lange Regattastrecke vorhanden, die wir nutzen. Das finde ich persönlich im Hinblick auf die bevorstehende Saison sehr hilfreich, um ein Gefühl für die Streckenlänge zu entwickeln. Auch am Hotel habe ich nichts auszusetzen. Das Essen ist gut und wir sind relativ nah an der Strecke und dem Ruderzentrum, zu dem wir entweder mit dem Rad oder dem Auto fahren.

Wie sieht ein Trainingstag hier bei euch aus?
Der Trainingsplan wiederholt sich grob alle drei Tage. Am ersten Tag steht eine lange Rudereinheit von etwa 110 Min und eine lange Krafteinheit ebenfalls von etwa 110 Min an. Das Krafttraining haben wir in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, da einige von uns Kraftausdauer und andere wiederum Maximalkraft trainieren. Der zweite Tag ist mit vier Einheiten der trainingsintensivste Tag. Hier beginnen wir mit einer 90 Min Rudereinheit gefolgt von 45-60 Min Kräftigung mit unserem Physiotherapeuten. Nach der Mittagspause geht es wieder für 90 Min ins Boot und abschließend folgt noch eine Gymnastikeinheit. Der folgende Tag wird dann genutzt, um Belastungen auf dem Ergo oder im Einer zu fahren. Der Nachmittag ist frei. Das sind dann schon sehr anstrengende Tage. Zu Beginn sind wir auch gern am Nachmittag anstelle von der zweiten Rudereinheit mal 120 Min Rennrad gefahren.

Wie vertreibt ihr euch die freie Zeit?
An den freien Nachmittagen gehen wir meistens in einer kleinen Gruppe einen Kaffee trinken.

Seit November letzten Jahres findet das Training für den Disziplinbereich Männer-Skull komplett in Hamburg und Ratzeburg statt. Bist du dafür auch nach Hamburg gezogen?
Nein, bin ich nicht. Während der Trainingsblöcke in Hamburg kann ich bei Bekannten schlafen. Zwischen den Blöcken und den Trainingslagern bin ich dann für wenige Tage zu Hause in Koblenz bei meiner Frau.

Haupttrainingsort ist aber Hamburg?
Genau. Für das tägliche Training sind wir auf der Regattastrecke in Hamburg-Allermöhe, ergänzend hinzu kommt dann immer mal ein Trainingswochenende in Ratzeburg.

Im letzten Jahr hast du mit deinem Bootspartner Lars Hartig den Gesamtweltcup im Doppelzweier gewonnen. Welche Ziele hast du dir für diese Saison gesteckt?
Generell ist jetzt noch etwas unklar, wohin die Reise geht. Ich konnte den Winter über gut trainieren, musste zuletzt nur aufgrund einer Erkältung eine Woche pausieren. Lars und ich trainieren schon viel im Zweier zusammen und würden natürlich auch in dieser Saison gerne zusammen fahren. Wenn unsere Leistung im Einer nicht groß variiert, sollte es denke ich auch klappen, dass wir beim Ausscheid in Duisburg gemeinsam im Boot sitzen. Wir wollen zeigen, dass wir uns entwickelt und unsere Stärken ausgebaut haben.

Das wichtigste Ziel für diese Saison ist aber, den Doppelzweier für die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Tokio zu qualifizieren. Dafür wollen wir bei der WM in Linz ganz vorne mit dabei sein. Und natürlich will ich mich für einen Platz in der Olympiamannschaft empfehlen.

Im vergangenen Jahr hast du dein Studium bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz erfolgreich abgeschlossen. Bist du jetzt komplett freigestellt?
Ja genau, ich werde bis zu den Olympischen Spielen 2020 freigestellt. Und auch im Anschluss dürfte das so fortgesetzt werden. Darüber bin ich sehr glücklich. Nach der Saison bekomme ich die Möglichkeit, bei der Polizei in den Bereichen zu hospitieren, die mich sehr interessieren. Letztes Jahr konnte ich mir so die Hubschrauberstaffel genauer ansehen. Doch bis zu den Olympischen Spielen liegt der Fokus gänzlich auf dem Rudersport.