16. Okt. 2019 | Verband | von Judith Garbe

Gemeinsame Sitzung in Essen-Kettwig

Die Agenda 2024 wurde bei der gemeinsamen Sitzung weiter vorangebracht.

Im Rahmen der Deutschen Sprintmeisterschaften am vergangenen Wochenende fand in Essen-Kettwig die gemeinsame Sitzung von Präsidium und Länderrat statt.

Nach der Begrüßung durch Siegfried Kaidel, Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes sowie Thorsten Gorski, Länderrats-Vorsitzender und dem Gedenken an unser kürzlich verstorbenes Ehrenmitglied Heinz Ketelsen ging es direkt zur Tagesordnung über. Kaidel gab bekannt, dass der Stützpunkt Ratzeburg für die geplanten Baumaßnahmen einen Bundeszuschuss in Höhe von 40% bewilligt bekommen hat. Danach übergab er das Wort an den leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer, der zunächst einen Rückblick auf die abgelaufene Saison gab.

WM-Ergebnisse stellen nicht zufrieden
Aufgrund der noch ausstehenden Analysesitzung mit den Bundestrainern konnte Holtmeyer nicht zu sehr ins Detail gehen, wollte aber auch nichts schönreden. Mit nur sechs qualifizierten Booten für Tokio 2020 hat das WM-Ergebnis in Linz-Ottensheim nicht die Erwartungen erfüllt. Nunmehr muss die Wintervorbereitung der noch nicht qualifizierten Boote neu ausgerichtet werden muss. Da nach einer erfolgreichen Nachqualifizierung die Bootsbesetzung nicht mehr geändert werden darf, müssen in allen Bereichen frühzeitig Entscheidungen getroffen und die Mannschaftsbildung vorgezogen werden. „Der Konkurrenzkampf ist groß. Es sind bisher ja nur die Boote qualifiziert, hinsichtlich der Bootsbesetzungen ist in noch keiner Bootsklasse etwas entschieden. Außer Olli Zeidler im Einer“, so Holtmeyer, der danach kurz auf die Leistungen der jeweiligen Disziplinbereiche einging. Der Frauen-Skull-Bereich hatte mit einer Reihe von Verletzungen zu kämpfen, während sich der Frauen-Riemen-Bereich weiter im Aufbau befindet. „Mit Tom Morris haben wir hier einen international erfahrenen Trainer. Die Entwicklung von international konkurrenzfähigen Booten benötigt Zeit, die wir ihm auch geben.“
Das Gesamtkonzept stellt der leitende Bundestrainer nicht in Frage. „Rudern ist – bis auf den Einer – ein Mannschaftssport und erfordert deshalb das gemeinsame Training.“

Wie geht es weiter? Im kommenden Jahr beginnt die Saison für die Nationalmannschaft deutlich früher. Die internen Qualifikationsrennen sollen in den jeweiligen Trainingslagern - spätestens im Februar - ausgefahren werden. Zum Abschluss unterstrich Holtmeyer noch einmal die wichtige Arbeit im Nachwuchsbereich. „Wir müssen im Kinder- und Juniorenbereich noch besser werden und es schaffen, einen größeren Anteil der Sportler zu halten.“ Auch Kritik steht er sehr offen gegenüber „Wir können und müssen kritisieren, aber dabei sollte man grundsätzlich positiv bleiben.“

Meisterschaftspreise für den Frauen-Bereich
Im Anschluss ging es mit einer Diskussion zum Thema Meisterschaftspreise für den Frauen-Bereich weiter. Nachdem es bisher nur Meisterschaftspreise für die Männer gibt, war das Präsidium aufgerufen, einen Preis für den Frauen-Bereich ins Leben zu rufen. Erste Gespräche hinsichtlich der Namensgebung wurden bereits geführt, offiziell ist aber noch nichts. Entschieden ist aber, dass die Meisterkette ab dem kommenden Jahr auch für die Siegerin im Frauen-Einer vergeben werden soll.

Agenda 2024
In den vergangenen Monaten haben die jeweiligen Arbeitsgruppen ihre Agenda 2024 Themen weiter ausgearbeitet. Die wichtigsten Themen nachfolgend im Überblick:

Wahlperiode: Die Arbeitsgruppe schlägt eine vierjährige Wahlperiode analog zu einen Olympiazyklus vor. Ein eintägiger Rudertag soll aber weiterhin alle zwei Jahre stattfinden. Satzungstechnisch sind beide Rudertage komplett identisch. Dies wurde von allen Sitzungsteilnehmern einstimmig beschlossen.
Einzelmitgliedschaften: diesbezüglich wurde noch kein Konsens gefunden, weitere Diskussionen sollen geführt werden.
Frauenquote: Zum jetzigen Zeitpunkt spricht sich die AG gegen die Einführung einer Quote aus. Der Verband muss diese aber gegebenenfalls einführen, wenn äußere Rahmenbedingungen dies verlangen und sich die Geschlechterparität nicht anderweitig erreichen lässt.
Gremienstruktur: Es wird vorgeschlagen, ein Fachressort „Schulrudern“ einzuführen, um den Bereich die notwendige Bedeutung beizumessen. Weitere Diskussionen über die Abgrenzung sind notwendig
Begrifflichkeiten: Der Vorsitzende soll künftig „Präsident“ heißen, Stellvertreter werden als Vize-Präsident plus den Zusatz des jeweiligen Fachressorts getitelt.
Wettkampfrudern: Die Entwicklung virtueller Formate läuft. Im Bereich Coastal Rowing sind weitere Events in Planung. Auch Überlegungen zu einer möglichen Qualifikationsregatta mit anderen Nationen laufen. Da die finale Entscheidung des IOC aber erst im Herbst 2020 aussteht, können grundlegende Entscheidungen im DRV erst im Anschluss daran getroffen werden.
Digitalisierung: Aktuell läuft eine Bestandsaufnahme, ein Zeitplan und das Konzept folgen – dann muss das Präsidium entscheiden, welche Projekte umgesetzt werden soll, denn Digitalisierung kostet viel Geld und erfordert deshalb eine Priorisierung.
Schulrudern: Die finanzielle Zukunft von Jugend trainiert für Olympia wird auf nationaler Ebene diskutiert. Der Bundeswettbewerb 2020 findet vom 09.-12. Juli in Salzgitter statt.

Im Anschluss an die gemeinsame Sitzung tagte das Präsidium noch allein weiter.

Am Abend schauten sich die Präsidiumsmitglieder gemeinsam die Flutlichtfinals der Deutschen Sprintmeisterschaften an. „Die Atmosphäre hier in Essen-Kettwig ist immer besonders. Flutlichtfinals verleihen einer solchen Regatta noch einmal besonderes Flair. Vielen Dank an das Kettwiger Regattateam für die großartige Organisation und Durchführung“, so Kaidel, der die gemeinsame Sitzung als sehr konstruktiv einstuft. „Wir haben am Wochenende bei der Agenda 2024 einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Bis zum Rudertag im kommenden Jahr müssen wir dann alle Themen als Anträge ausarbeiten, über die unserer Mitglieder dann abstimmen.“