26. März 2018 | Nationalmannschaft | von Oliver Jensen, rudersport

„In Tokio wollen wir zusammen im Boot sitzen“

Sechs Jahre liegen zwischen Torben (links) und Eric. Foto: tomski-media

Eric Johannesen (29) ist der große Bruder und hat im Rudersport alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Torben ist sechs Jahre jünger, hat mit dem WM-Titel im vergangenen Jahr aber ebenfalls die Weltspitze erklommen. In der aktuellen Märzausgabe von rudersport ist das vollständige Interview erschienen, in dem die Brüder über gemeinsame Ziele und charakterliche Unterschiede sprechen, und darüber, was sie aneinander schätzen.

Eric und Torben, ihr seid Brüder, aber in diesem Jahr auch Konkurrenten im Kampf um einen Platz im Deutschland-Achter. Wie geht ihr mit dieser Situation um?

Eric Johannesen: Ich denke, wir können gut damit umgehen. Natürlich sind wir Konkurrenten, weil wir beide Backborder sind. Trotzdem gehen wir unsere Ziele gemeinsam an. Im Idealfall sitzen wir beide zusammen im Boot und fahren 2020 zu den Olympischen Spielen.

Torben Johannesen: Wir fahren schon seit dem Jahre 2013 gegeneinander. Die Situation ist also nicht völlig neu für uns. Das Besondere in diesem Jahr ist allerdings, dass wir uns nun auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Eric ist sechs Jahre älter und war daher in früheren Jahren mir weit voraus.

Haben dich die Erfolge deines Bruders besonders motiviert?

Torben: Ja, seine Erfolge waren ein großer Ansporn für mich – besonders sein Olympiasieg von 2012. Ich war damals im Trainingslager und habe mir die Rennen im Fernsehen angesehen. Dieser Erfolg hat mir gezeigt, was man alles schaffen kann. Bei Olympia 2016 war ich bereits als Ersatzmann dabei. Bei Olympia 2020 möchte ich im Boot sitzen.

Eric, wann wurde dir bewusst, dass dein kleiner Bruder Weltklasse-Niveau erreichen könnte?

Eric: Torben und ich haben uns sehr unterschiedlich entwickelt. Meine körperliche Entwicklung schritt etwas schneller voran. Im Gegensatz zu mir fing Torben als Leichtgewicht an und hat daher etwas länger gebraucht, um das erforderliche Niveau zu erlangen – auch auf dem Ergometer. Aber Torben hat sich stetig weiterentwickelt. Sein U23-Weltmeister-Titel mit dem Achter war ein wichtiger Meilenstein für ihn. Dieser Erfolg war auch einer der Gründe dafür, dass Trainer Ralf Holtmeyer ihn im Hinblick auf Olympia 2016 mit in das Trainingslager nahm.

Körperlich habt Ihr euch also unterschiedlich entwickelt. Inwiefern unterscheidet Ihr euch auch charakterlich?

Torben: Erst einmal sind wir beide sehr ehrgeizig. Der Unterschied ist vielleicht, dass Eric etwas ruhiger ist. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, dass Eric mehr Erfahrung mitbringt und daher gelassener sein kann.

Eric, du bist Olympiasieger, Weltmeister und Europameister, hast im Sport also alles erreicht. Was motiviert dich zum Weitermachen?

Eric: Ich habe das vergangene Jahr dazu genutzt, um in mich selber hineinzuhorchen, ob die Lust auf einen weiteren Olympia-Zyklus in mir steckt. Wir sind nun einmal keine Profiathleten, für die das Geld eine Motivation ist. Im Rudern steht der Spaß im Vordergrund. Und für mich war relativ schnell klar, dass ich noch einmal Olympia erleben möchte. Die Olympischen Sommerspiele sind einfach so ein großartiges Event. Dass ich das 2020 zusammen mit Torben erleben könnte, ist eine zusätzliche Motivation.

Torben, dein Bruder hat seine beruflichen Weichen gelegt. Wie sieht es bei dir aus?

Torben: Ich möchte später Lehrer werden und studiere daher Sport und Physik auf Lehramt.

Wie stark schätzt Du die internationale Konkurrenz im Hinblick auf die Weltmeisterschaft und auch im Hinblick auf Tokio 2020 ein?

Torben: Die US-Amerikaner haben mit ihrem zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft bewiesen, einen richtig starken Achter zu haben. Die werden auch in diesem Jahr ein gutes Team an den Start bringen. Die Italiener haben in fast allen Bootsklassen Medaillen geholt und werden ebenfalls nicht zu unterschätzen sein. Auch Australien und die Holländer werden stark sein. Der größte Konkurrent ist aber auf lange Sicht bestimmt Großbritannien. Dort kehren einige Ruderer wieder zurück, sodass mit ihnen auch im Achter wieder zu rechnen sein wird.

rudersport erscheint im Sportverlag Sindelfingen und kann im Abo (79,80 €) oder als Einzelheft (8,20 € einschl. Versandgebühr) bestellt werden, Mail: vertrieb@sportverlag-sindelfingen.de, Telefon: 07031-862-851.

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