Starke Beach Sprint Solos am zweiten Finaltag der WM unterstreichen positives Fazit
Der zweite Finaltag der World Rowing Beach Sprint Finals (WRBSF) in Genua startete mit vier DRV-Bootsklassen in der Knockout-Runde (Achtelfinale). Den Anfang machte der Junioren Mixed Doppelzweier (CJMix2x). Im Time-Trial war das deutsche Boot als Achtes nur zwei Zehntel schneller als das neuntplatzierte Boot aus Österreich. Nun ging es im direkten Duell um den Einzug ins Viertelfinale. Über die gesamte Strecke war es das erwartete enge Rennen. Fast zeitgleich kamen die Boote wieder auf den Strand zurück und die Entscheidung fiel im finalen Zielsprint (Lauf vom Boot zur Ziellinie) – leider mit dem besseren Ende für das Boot aus Österreich. Damit schieden Gesa Junge (RG Hansa Hamburg) und Mikel Mardaras-Peters (Ulmer RC Donau) in der Runde der letzten 16 Boote aus.
Kurz danach ging es für Colin Gaugler (Ulmer RC Donau) und Justus de Gruyter (Crefelder RC) im CJM2x gegen Großbritannien um den Einzug ins Viertelfinale. Nach Platz sechs im Time-Trial war das deutsche Boot leicht favorisiert. Das zeigten die beiden Jungs auch vom Start weg und erarbeiteten sich bis zur Wendeboje einen leichten Vorsprung. Während der Wende schlug eine Welle jedoch ein Skull aus der Hand von de Gruyter und das Boote war so kurzzeitig unkontrollierbar und verlor etwas den Kurs. Aus dem kleinen Vorsprung wurde ein Rückstand, den die beiden Jungs jedoch Schlag um Schlag aufholten. Auch hier ging es „Kopf an Kopf“ in den finalen Lauf. Leider schlug der Schlussläufer der Briten etwas früher im Ziel an, als es Colin Gaugler gelang. Damit war aufgrund des missglückten Wendemanövers auch für dieses Boot Endstation in der Runde der letzten 16.
„Wir hatten in den vergangenen Tagen bei knappen Entscheidungen auch oft das Glück auf unserer Seite. Heute war es im Fall der beiden Doppelzweier leider anders und wir unterlagen in beiden Rennen knapp. Das war natürlich bitter, aber zeigt uns eben auch, dass wir noch besser werden müssen, um uns gerade in den Time-Trials noch bessere Ausgangspositionen zu verschaffen,“ so der sportliche Leiter Hendrik Bohnekamp. Und ergänzt: „Die beiden Männer und Frauen Solos haben dann aber die Stimmung wieder gehoben“.
Im CW1x bekam es Julia Tertünte (RV Münster) als Achtplatzierte im Time-Trial mit der Neuntplatzierten aus den USA zu tun. Auch hier deutete sich nach den Vorergebnissen ein enges Rennen an. Bei zunehmend anspruchsvolleren Wasserbedingungen mit teils hohen Wellen konnte jeder Fehler entscheidend werden. Während Tertünte einen guten Kurs beibehielt und sich tapfer durch die Wellen kämpfte, verlor ihre Konkurrentin kurz nach der Wende die Ideallinie, was Tertünte in Führung brachte. Diese gab sie dann auch im Schlusslauf nicht ab und zog in die Runde der letzten acht Boote ein. Dort wartete dann mit Emma Twigg aus Neuseeland eine der Medaillenfavoritinnen. Doch kampflos wollte Tertünte das Halbfinalticket nicht hergeben und startete sehr stark in das Rennen. Bis zur Wende sah es sogar so aus, als könnte die Sensation gelingen, doch dann schob sich die Silbermedaillengewinnerin aus Paris (Frauen Einer) immer weiter vor und zog schließlich ins Halbfinale ein. „Hut ab vor dem Kampfgeist und den Mut von Julia in ihren KO-Rennen. Sie hat sich und das deutsche Team sehr teuer verkauft und kann stolz auf einen Platz unter den Top acht sein.“
Mit Platz drei im Time-Trial erzielte Franz Werner (Pirnaer RV) das beste Ergebnis aus deutscher Sicht in dieser Runde und verschaffte sich damit eine gute Ausgangslage für die KO-Rennen. Allerdings waren die Bedingungen in den Time-Trial Läufen aufgrund der langen Zeit die es benötigte alle 46 Starter (!!) über die Strecke zu bringen, recht unterschiedlich und die Zeiten sehr eng beieinander. Nachdem in der Knockout-Runde ein klarer Sieg gegen den Starter aus Kroatien gelang, kam es im Viertelfinale zum Wiedersehen mit Goncalo Delgado aus Portugal. Bei der EM im Juni in Danzig (Polen) unterlag Werner ihm noch im Viertelfinale und schied aus. Nun sollte also die Revanche gelingen. Den Zuschauern bot sich ein sehenswertes Rennen. Die beiden schenkten sich nichts. Auf dem Rückweg zum Strand konnte sich Werner eine leichte Führung herausrudern. Doch das alles war noch nicht ausreichend für einen sicheren Sieg. So ging es auch hier auf den finalen Strandlauf. Mit einem Hechtsprung direkt auf den Zielbuzzer sicherte sich Werner den Sieg und damit den Einzug ins Halbfinale. Nach nur wenigen Minuten hieß es schon wieder „Attention Go“. Nun gegen den amtierenden Weltmeister, Adrian Miramon aus Spanien. Das harte Viertelfinalrennen war noch zu sehr zu spüren, sodass Werner gegen das fehlerfreie Rennen des Spaniers nicht viel entgegensetzen konnte und auf den letzten Metern auch noch versuchte ein paar „Körner zu sparen“ für das unmittelbar folgende Rennen um die Bronzemedaille. Zygimantas Galisanskis aus Litauen war 2023 in eben diesem Rennen noch Karl Schulze (Berliner RC) unterlegen und musste sich mit Rang vier zufriedengeben. Nun hieß es erneut GER vs. LTU im Finale B um Platz 3. Beide schenkten sich nichts. Der Start ging an den Litauer, doch dann schloss Werner auf und ihm gelang eine gute Wende. Die Boote lagen gleichauf nach der Wende. Franz Werner war gut im Rennen. Dann hieß es alles oder nichts und er versuchte eine Welle perfekt zu erwischen, um sich von ihr ins Ziel tragen zu lassen. Dies gelang leider nur bedingt. Anstatt das Boot ins Ziel zu tragen, riss die Welle es nach Steuerbord rum, sodass Werner erst einmal wieder auf den richtigen Kurs kommen musste. Dies kostete zu viel Zeit, sodass Galisanskis nun davon rudern konnte und sich die Bronzemedaille sicherte. Am Ende aber ein starker vierter Platz für Franz Werner. „Ein vierter Platz ist immer undankbar. Dennoch überwiegt hier für uns das Positive. Vierter bei 46 Startern. Das muss einem erst einmal gelingen. Gerade im Men´s Solo sind einige Beach Sprint-Spezialisten mit hohem Leistungsniveau am Start. Franz Werner muss sich da keinesfalls verstecken. Er gehört zu den aktuell besten Beach Sprintern der Welt,“ so Hendrik Bohnekamp zum Abschneiden von Franz Werner.
Die DRV-Verantwortlichen vor Ort, Hendrik Bohnekamp und Adrian Bretting, zogen ein positives Gesamtfazit. „Wir wussten, dass wir besser vorbereitet waren als in den vergangenen Jahren. Dennoch waren wir nach dem Bekanntwerden des Meldeergebnisses eher zurückhaltend mit Prognosen. Bei Meldefeldern von 40 Booten und mehr, ist der Sprung unter die Top 16 schon eine Herausforderung. Dass uns dies mit allen neun gemeldeten Booten gelang, war schon eine ganz starke Mannschaftsleistung. Dass dann auch noch sechs Boote, darunter alle vier Einer (Junior:innen und Elite) sogar den Sprung unter die Top 8 schaffen, war mein persönliches Highlight. Ich bin sehr stolz auf das gesamte Team. Auf dem Wasser und an Land,“ so Hendrik Bohnekamp. Adrian Bretting ergänzte: „Wir haben hier als deutsche Nationalmannschaft eine starke Performance abgeliefert. Nicht nur die Athlet:innen im Strandsprint oder beim Rudern. Insbesondere auch das Team drumherum beim Präparieren der Boote und dem Handling in der Brandung. Das hat richtig Spaß gemacht und beflügelt. Im Beach Sprint entscheiden oft Nuancen übers Weiterkommen. Auch kleinste Fehler werden schnell bestraft. Hinzu kommt der Modus. "Do or die". Ab der KO-Runde gibt es keine zweite Chance. Die Medaillen gehen an ganz viele Nationen. Das muss man bei der Betrachtung der Ergebnisse berücksichtigen. Eine Top 16 oder Top 8 Platzierung stellt keine Niederlage dar. Im Gegenteil!“
Mit Blick auf die Zukunft dieser nun olympischen Disziplin fügt Bretting an: „Wenn man das Event hier betrachtet und das, was gerade den Zuschauern, die die gesamte Wettkampfstrecke überblicken könnten, geboten wird, kommt man zu dem Schluss, dass hier ganz viel Potenzial für die Zukunft des Ruderns liegt. Das mag einigen Traditionalisten vielleicht nicht gefallen, aber ich denke, dass Beach Sprint enorm an Bedeutung gewinnen wird. Das Leistungsniveau wird sich kontinuierlich steigen. Wenn wir mithalten wollen, müssen wir die Aufgabe nun ernst nehmen und die richtigen Entscheidungen treffen. Sportlich, wie strukturell. Die Ideen, die wir in den vergangenen Monate, insbesondere durch viel Engagement von Hendrik Bohnekamp, umsetzen konnten, scheinen die richtigen zu sein. Das unterstreicht das Ergebnis in Genua. Jetzt müssen wir weiter dranbleiben und es professionalisieren, wenn wir hier mithalten wollen. Beach Sprint gehört spätestens ab jetzt zum Leistungssport Rudern dazu.“