25. Mai 2022 | Breitensport | von Michael Stoffels

2. DRV-Wanderfahrt 2022 im Weltkulturerbe Mittelrhein

2. DRV-Wanderfahrt 2022 im Weltkulturerbe Mittelrhein 

Die Ausschreibung der 2. DRV-Wanderfahrt 2022 richtete sich ausdrücklich an Ruderer und Ruderinnen aus Vereinen, die nicht am Rhein liegen. Neben vier Obleuten aus dem die Fahrt organisierenden Neusser Ruderverein waren nach zwei kurzfristigen Rücktritten drei weitere Neusser sowie drei Hildesheimer, je zwei Hamburger, Berliner, Münchener und solche aus Minden, Hattingen, Lehrte und Erlangen. – elf Frauen und acht Männer zwischen 30 und 70 Jahren. 

Start war beim Mainzer Ruderverein, wo die Gruppe vom Wanderruderwart Daniel Grave beim Abladen am Freitagabend, beim Start am Morgen und auch beim gemeinsamen Abendessen im Bootshaus betreut wurde. 

Übernachtet wurde in der in Fußgängerentfernung gelegenen Jugendherberge Mainz. 

Durch die nahe der Bootshäuser gelegenen Bahnhöfe klappten sowohl die Anreise nach Mainz als auch die Rückreise ab Lahnstein für den größten Teil der Gruppe. Wegen der Sturmwarnung für den Freitag wurde der Transfer des Neusser Vereinsbusses von Mainz zum Zielort nach Lahnstein erst am sehr frühen Samstagmorgen durchgeführt – auch hier konnten die beiden Fahrer nach 180 km Fahrt pünktlich um 10 Uhr am Mainzer Steg in ihr Boot steigen. 

Die Neusser hatten vier gedeckte E-Vierer mit Steuermann mitgebracht, in denen das Gepäck für zwei Tage sicher untergebracht werden konnte. 

Fahrtenleiter Michael Stoffels führte die vier Mannschaften entlang der beeindruckenden Mainzer Skyline weiter über das Biebricher Fahrwasser an der barocken Residenz Schloss Biebrich vorbei.  

Schloss Breisach

Kräftiger Gegenwind erschwerte die Fahrt bis nach Eltville, wo die Mannschaft zu einer ersten kurzen Getränkepause in das Bootshaus des Rudervereins eingeladen war. Zum Nachmittag war eine längere Anlegepause für den Nachmittagscafé beim WSV Geisenheim angesagt. Vier lange Boote gleichzeitig waren an beiden Stegen durchaus eine Herausforderung, da beide den Wellen des Schiffsverkehrs und dem starken Wind ausgesetzt sind und letztlich doch eine Wache an den Booten bleiben musste.

Steg RV Eltville

Gespannt erwarteten alle Teilnehmer die Passage des Binger Loches. Die bisher träge Strömung des Rheingaues mit den vielen Inseln wandelte sich einen kräftigen Strom, der die letzten 18 von 50 km in ein kurzweiliges Vergnügen verwandelte. Die Boote sausten an den rauschenden Bojen nur so vorbei, Schiffe produzierten aufregende Wellen, immer wieder tauchten am Ufer oder mitten im Strom Fels- und Kiesinseln auf – keine Gefahr, die vier Obleute hatten den Kurs der Boote sicher im Griff. 

Der Mäuseturm in Bingen, zahlreiche Burgen und kleine Ortschaften säumten den Weg inmitten bewaldeter Hügel und bereitete den Rheinfremden offensichtlich eine Augenweide.

Anfahrt auf Burg Pfalzgrafenstein-2

Am Ende des Tages war die Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub das Ziel. Mangels eines Anlegesteges musste die Mannschaft mit den mitgebrachten Wasserschuhen am Schieferstrand gegenüber der Burg auf der Insel aussteigen. Die Boote wurden über Nacht am Ufer auf Schaumstoffnudeln gelagert. Bis zur Jugendherberge Kaub waren es nur wenige hundert Meter zu laufen. Nach einem reichlichen Abendessen in der Jugendherberge hatte der Fahrtenleiter eine Weinprobe mit einem örtlichen Winzer im Gewölbekeller der Jugendherberge organisiert. Bis zur Aufgabe der Zollstation in der Burg Pfalzgrafenstein im 19. Jahrhundert wurde hier der von den jeweiligen Landesherren als Zoll eingetriebene Wein, Getreide und andere Waren eingelagert.

Einsteigen
Bootsparade vor Burg Pfalzgrafenstein
2 Bilder

Der Morgen begann mit einer kleinen Bootsparade vor der Burg Pfalzgrafenstein. Wenige Kilometer weiter beginnt nach der vollständig von einer Stadtmauer umschlossenen Stadt Oberwesel ein kurvenreicher, von weit in den Fluss reichenden Kiesbänken und Felseninseln mitten im Strom geprägter Abschnitt über den Loreley-Felsen nach St. Goar. Hier muss der Schiffsverkehr durch eine Wahrschauanlage geregelt werden. Wer – wie wir auf diesem Abschnitt – zwei- oder gar vierschiffigen Schubverbänden und großen Kreuzfahrtschiffen begegnet, muss sich davon in den Kurven fernhalten, um den teilweise die ganze Flussbreite nutzenden Schiffen ausweichen zu können. Das taten wir mit dem besten Willen, trotzdem bekamen wir bei der kurzen Pause am Steg des Wassersportvereins St. Goar Besuch von der Wasserschutzpolizei, die uns die Beschwerde überbrachte, dass einen niederländischen Schiffsführer der Abstand eines unserer Boote noch nicht groß genug war. 

In Boppard hatten wir das Glück, am Tag nach dem Fest zum 100-jährigen Jubiläum des Ruderclubs Germania unser Lunchpaket am Bootshaus verzehren zu können.  

Vor der imposanten Marksburg konnten Boote und Mannschaften noch einmal gut ins Bild gebracht werden.

Marksburg

Bei der Rudergesellschaft Lahnstein in Bild der Lahnmündung wurden wir vom Wanderruderwart Ottfried Milzer empfangen. Diesmal konnte die Neusser Kerngruppe mit Unterstützung der Gastruderer zwei der Boote putzen und für den Transport abriggern. Zwei Boote wurden für die nächsten 150 km bis Neuss von einer anderen Neusser Mannschaft übernommen. Nach dem Transfer einiger der Gastruderer zum Bahnhof Niederlahnstein mit dem Vereinsbus ging es für alle nach Hause. Die Meldungen in den Messenger-Gruppen bewiesen die verkehrsgünstige Lage von Niederlahnstein nahe Koblenz, die den Bahnreisenden nach Berlin und München eine schnelle Rückkehr nach Hause ermöglichte.

Die Reaktionen der Mitruderer auf die abwechslungsreiche Tour waren ausgesprochen positiv. Alles spricht dafür, auch im nächsten Jahr eine DRV-Mittelrhein-Wanderfahrt vor allem für Nicht-Rheinvereine anzubieten. 

Diese DRV-Wanderfahrt war Bestandteil des DRV-Wanderruderkonzeptes 2022 mit einem verstärkten Angebot zeitlich niedrigschwelliger Gemeinschafts- und Verbands-Wanderfahrten.  

Michael Stoffels 

Fahrtenleiter Neusser Ruderverein 

Ressortvorsitzender Wanderrudern, Ruderreviere, Umwelt und Technik