08. Dez. 2004 | Nationalmannschaft | von Carsten Oberhagemann

Deutschland-Achter unter der Lupe: Technische Details

Der Deutschland-Achter: Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes, Blickfang bei jeder Regatta. Nicht nur durch seine imposante Länge von zirka 17,50 Meter beeindruckt er, durch seine magenta-farbene Lackierung ist der Deutschland-Achter auch aus der Ferne sofort zu erkennen. Das 96 Kilogramm schwere Boot (Mindestgewicht) ist auch – aus der Nähe betrachtet – so manch ausgefallenem Blick wert. Die technischen Feinheiten im Einzelnen, erläutert von Bootsmeister Harald Richter:

Die Bauweise: „Die Bauweise bezeichnet man als Sandwich-Laminat aus Kohlefaser und Kevlar. Ihr Aufbau stammt aus dem Flugzeugbau, ähnlich wird heutzutage auch die Karosserie bei Formel-1-Autos gebaut. An der breitesten Stelle ist der Achter etwa 60 Zentimeter breit.“

Die 8 Ausleger: „Die Ausleger sind an den ins Boot geklebten Spanten festgeschraubt. Die 2 international gebräuchlichsten Auslegersysteme sind: Flügelausleger und Kohlefaser-Druckstrebenausleger. Die Flügelausleger, mit denen der Deutschland-Achter bei den Olympischen Spiele in Athen gestartet ist, werden über beiden Bootswänden verschraubt und versteifen das Boot dadurch zusätzlich. Die dünneren Durchstrebenausleger aus Kohlefaser bringen trotz des niedrigen Gewichts eine hohe Steifigkeit.

Die 8 Dollen: „Am Ende eines jeden Auslegers befindet sich eine Dolle. In die aus Kunststoff bestehenden Dollen werden die Riemen hineingelegt und mit einem verschließbaren Bügel befestigt.“

Die 8 Riemen: „Das sind die Ruder, die aus einem hohlen Kohlefaserrohr, einem Holzgriff und einem Blatt bestehen. Mit einer Kunststoffmanschette und einem Klemmring liegen sie in den Dollen. Die Blätter sind zirka 55 cm lang und 25 cm breit, sie sind asymmetrisch geschnitten (Bigblade), um so einen höheren Wirkungsgrad zu erlangen. Sie sind für Backbord und Steuerbord verschieden.“

Die 8 Stemmbretter: „Am Stemmbrett sind die Schuhe des jeweiligen Ruderers vorne mit vier Schrauben fest montiert, so dass deren Füße am etwa 45 Grad geneigten Stemmbrett fixiert und ähnlich wie beim Langlauf die Fersen frei sind. So können sie sich optimal abdrücken. Mit Hilfe von zwei Rasterschienen lassen sich die Stemmbretter auf die Beinlänge eines jeden Ruderers einstellen.“

Die 8 Rollsitze: „Die Holzsitze – zwei Löcher sorgen für einen ‚gewissen‘ Sitzkomfort – sind mit vier kugelgelagerten Rollen auf zwei Rollbahnschienen arretiert. Durch die Bewegung des gesamten Oberkörpers auf den zirka 85 cm langen Aluminium-Schienen verlängert sich der Arbeitsweg bei jedem Schlag.“

Das Schwert und Steuer: „Das am Heck-Bootsrumpf befestigte Schwert sorgt für den Geradeaus-Lauf des Bootes. Das Steuer an gleicher Stelle ist mit 6 cm Höhe und 2 cm Breite verhältnismäßig klein und wird vom Steuermann mit Hilfe eines Seilzuges bedient – und zwar mit viel Gefühl in den Fingern.“

Das Lautsprechersystem: „Damit die Kommandos des Steuermanns während eines Rennens und des Trainings von jedem Ruderer gut verstanden werden, ist das Boot mit einem Lautsprechersystem ausgestattet. 4 Lautsprecher sind über das Boot verteilt unterhalb der Stemmbretter montiert. Das Mikrofon-Headset des Steuermanns ist mit einer sogenannten Coxbox, dem Verstärker, verbunden. Die Coxbox zeigt dem Steuermann außerdem Schlagzahl und Zeit an.“

Bugball und Bugnummernhalter: „Der Bugball ist beim Rennen entscheidend für die Zeitnahme. Dieser ist besonders bei einem Fotofinish und anschließender Auswertung des Zielfotos maßgebend. Auf dem Bugnummernhalter wird bei einem Rennen normalerweise die Nummer der Startbahn befestigt.“