18. Febr. 2004 | Nationalmannschaft | von Sebastian Schulte

Sebastian Schulte berichtet aus dem Trainingslager des Deutschlandachters in Sabaudia

Die erste Woche des schon zur guten Tradition gewordenen Frühjahrstrainingslagers der Riemenmannschaft im italienischen Sabaudia (50 km südlich von Rom) liegt nun hinter uns.

Nach einem langen und harten Wintertraining, das auch in diesem Jahr zu deutlichen physischen Verbesserungen in der ganzen Mannschaft geführt hat, gilt es jetzt, diese Fortschritte auch in unserem eigentlichen Metier – dem Ruderboot – umzusetzen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, in denen uns das Wetter allzu oft einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht und uns zum Training auf dem Ruderergometer oder der Radrolle gezwungen hat, zeigt sich Italien derzeit von seiner besten Seite und bietet wirklich ideale Bedingungen zur Vorbereitung auf eine hoffentlich sehr erfolgreiche Saison 2003.

Wir rudern auf einem sechs Kilometer langen See, der nur durch einen schmalen Landstreifen vom Meer getrennt ist und mit Brackwasser – einer Mischung aus Salz- und Süßwasser – gefüllt ist. Um das Material zu schützen, haben wir daher die Top-Boote, in denen wir noch auf den Weltmeisterschaften in Sevilla an den Start gegangen sind, zuhause in Dortmund gelassen und lieber auf die „alten“ Boote des Jahres 2001 zurückgegriffen. Neben dem Training in den Kern-Bootsklassen Achter und Vierer hat insbesondere das Training im Zweier ohne Stm. derzeit Priorität – schließlich gilt es, sich bei den in Kürze anstehenden Kleinboottests in Leipzig (Langstrecke) und Köln (DRV-Test) eine gute Ausgangsposition für die neue Saison zu verschaffen. Jedes Zweierteam hat schon hier die gute Möglichkeit, sich in verschiedenen Teststrecken, die in den nächsten Tagen gefahren werden, einen ersten Eindruck über den eigenen Leistungsstand im Vergleich zur starken nationalen Konkurrenz zu verschaffen.

Neben dem obligatorischen Krafttraining, das wir in einem ortsansässigen Fitnessstudio absolvieren, können wir die mediterranen Bedingungen beim Training auf dem Rennrad sehr gut nutzen: Eingekleidet aus dem Pool des Radteams der „Telekom-Familie“, machen wir auch auf diesem eigentlich fremden Terrain nicht nur sportlich, sondern auch optisch eine professionelle Figur: Bei einem Leistungstest auf dem Rennrad zogen wir so auch die erstaunten Blicke einiger älterer italienischer Pedaleure auf uns, die uns für eine Abordnung des Team Telekoms hielten – und sich dabei auch nicht durch die für Radprofis doch eher unüblichen Körpermaße von 2 Metern und mehr irritieren ließen. Auch bei den ansonsten als nicht besonders rücksichtsvoll bekannten italienischen Autofahrern zeigt unser Auftreten auf dem Rennrad Wirkung, da wir als scheinbare (Rad-)Profis im Straßenverkehr erstaunlich rücksichtsvoll behandelt werden.

Ein weiteres Highlight in jedem Sabaudia-Trainingslager ist das wöchentliche Fußballspiel „Backbord vs. Steuerbord“ auf dem Großfeld. Nachdem es in den vergangenen Jahren meistens zu knappen Ausgängen gekommen ist, konnte die Steuerbordseite dank „überragender Fußballgrößen“ wie Jörg Dießner, Lars Krisch, Johannes Doberschütz und nicht zuletzt Steuermann Peter Thiede (Steuermann zählt nämlich zu Steuerbord) einen erdrutschartigen Sieg von 11:2 Toren für sich verbuchen. Doch die unterliegenden Backborder um Bernd Heidicker und Enrico Schnabel haben bereits Revanche für nächste Woche angekündigt.

Das gute Wetter und vor allem die Tatsache, dass bis jetzt keine Krankheits-Ausfälle zu beklagen sind, führen dazu, dass eine überaus gute Stimmung in der kompletten Mannschaft vorherrscht – von eintretendem Lagerkoller also bislang noch keine Spur!

Zur Erholung von dem harten Training – es wird dreimal am Tag trainiert – bleibt uns alle drei Tage ein freier Nachmittag, der dann individuell genutzt wird – zum ausgiebigen Mittagsschlaf, zu kleinen Ausflügen in die Umgebung oder zum Kaffetrinken und Eisessen im Ort. Für das Betreuerteam um Chefcoach Dieter Grahn steht hingegen am heutigen freien Nachmittag der Athleten eine ganz besondere Frage der Ehre auf dem Programm: Sie haben die Herausforderung der italienischen (Ruder-) Mannschaft auf eine weitere Auflage des Fußballklassikers „Italien vs. Deutschland“ sofort angenommen und befinden sich momentan kämpfend und schwitzend auf dem Fußballplatz – das Ergebnis ist also noch offen.

Ein weiterer Bericht folgt in einigen Tagen...