Vierer- und Achterruderer berichten aus dem Höhentrainingslager Teil 3:
WM-Trainingslager beendet
Nach 3 1/2 Wochen Höhentraining zur WM-Vorbereitung in Malta / Österreich und St. Moritz / Schweiz, kehren die Ruderer aus dem Team Telekom für zwei Tage an den Emskanal zurück, bevor es dann am Montag noch einmal für neun Tage zur Anpassung nach Ratzeburg für die Männer und Breisach für die Frauen geht.
Nach dem Orkanstürmen von 140 km/h in der ersten Woche, der zwei Motorboote und einen Vierer zerstörte, lief der Rest des Höhentrainings für den Deutschland-Achter und die beiden Vierer auf der Kölnbreintalsperre in aller Ruhe ab. Die Athleten wohnten direkt an der Talsperre in 1900 m Höhe in einem Hotel, das sich ganz auf die Sportler eingestellt hatte. Zum Indoor- und Krafttraining hatte das Hotel eigens eine ganze Etage geräumt, so dass auch bei schlechten Wetter immer trainiert werden konnte. 25 km von den nächsten Bergdorf entfernt, konnten die Ruderer neben dem harten Training, mit fast immer drei Trainingseinheiten pro Tag, ganz die Ruhe dieses einmaligen Ortes genießen. Selbst die zahlreichen Tourbusse mit Tagestouristen und Wanderern konnten nichts an dem idyllischen Eindruck an der Talsperre mit der höchsten Staumauer in Österreich (160 m ) wenig ändern. Die Sportler nutzten die Zeiträume zwischen dem Trainingseinheiten häufig zum Lernen. Sebastian Schulte und Michael Ruhe aus dem Achter flogen in dieser Woche sogar extra für einen Tag zurück nach Deutschland um zwei nicht verschiebbare fünfstündige Diplomklausuren in Wirtschaftswissenschaft zu absolvieren. Am nächsten Morgen saßen sie dann wieder pünktlich um acht in Malta im Achter um die angesetzten Teststrecken zu absolvieren.
„Trotz der körperlichen Grenzerfahrungen, die man in so einem Trainingslager macht, war eine gute Stimmung im Team“, bilanzierte Bundestrainer Dieter Grahn die letzten Wochen. „Weniger optimistisch stimmen mich die Krankheitsausfälle und auch die Sturmerfahrung war schon heftig. Aber hier vor Ort haben sich die Einheimischen sehr um uns bemüht und wir werden
sicher im nächsten Jahr zurückkommen“, zeigte sich Grahn mit der Wahl des Trainingsortes voll zufrieden.
300 km Luftlinie entfernt von den Männern hatte der Frauenachter von Bundestrainer Ralf Holtmeyer im nicht ganz so einsamen St. Moritz in der Schweiz seine Zelte aufgeschlagen. Auf dem Silvaplanastausee erwarte das deutsche Topfrauenboot wenig sommerliche Temperaturen aber gute Wasserbedingungen zumindest an den Vormittagen. Meistens drehten die Frauen schon um 7 Uhr ihre ersten Runden auf dem 6 km langen See bei Temperaturen um die 6 Grad, die eher zum frösteln Anlass gaben. Spätestens ab 11 h wurde mit den herabfallenden Bergwinden dann das Wasser zunehmend rauer. Und am Nachmittag war der Hauptsee an gleicher Stelle durch die aufkommenden Wellen Spielfläche für die Windsurferelite, während die Frauencrew auf einem windgeschützten kleinerem Seeteil ihre Übungseinheiten fortsetzte. „Für fast alle Sportlerinnen war es das erste Höhenlager. Wir haben hart trainiert und es ist gut gelaufen“, fasste Ralf Holtmeyer seine Eindrücke zusammen. Auf dem gleichen See bereitete sich auch der Frauenachter des amtierenden Weltmeisters Australien auf die WM in Sevilla vor. Allerdings zogen es die „Aussies“ vor, meist vor den Deutschen zu trainieren und auch der Beobachtung des vermeintlich schwersten Gegners um die WM-Krone verlief unmerklich. „Man darf sich nicht so sehr um den Gegner kümmern, sondern muss selber möglichst gut trainieren“, hatte Holtmeyer den Focus eher auf seinem eigenen Team. In zwei Wochen bei der WM in Sevilla wird es ernst und dann erwartet das Team Telekom endlich der Sommer mit Temperaturen um 30 Grad, der in den Bergen von manchen etwas vermisst wurde.