28. Juli 2004 | Nationalmannschaft | von Carsten Oberhagemann

"Zwei Wochen gekämpft - aber verloren"

Interview mit Dr. Ulrich Kau

Dreieinhalb Wochen hat er sich Zeit genommen für Deutschlands erfolgreiche Riemen-Ruderer: Dr. Ulrich Kau begleitet die Ausnahme-Athleten von Deutschland-Achter und Vierer ohne Steuermann, Weltmeister von 2002, beim Höhen-Trainingslager im österreichischen Maltatal. Ihm vertrauen die Athleten, ihm ist es zu verdanken, dass die Olympia-Vorbereitung bislang reibungslos vonstatten ging. Seine Praxis für Allgemein Medizin und Sportmedizin in Oestrich-Winkel hat für diese Zeit geschlossen. Dr. Kau ist selbst Ruderer, beim Wassersportverein Geisenheim Trainer und Verbandsarzt des hessischen Ruderverbandes, sowie Stützpunktarzt Rhein-Main-Nahe.

Dr. Kau, warum ist das Höhen-Trainingslager so bedeutend für die Athleten?

Dr. Ulrich Kau: Auf knapp 2.000 Metern Höhe ist die Luft dünner, wodurch sich bei Belastung mehr rote Blutkörperchen bilden, die eine vermehrte Sauerstoff-Aufnahme des Körpers gewährleisten. Wichtig ist aber die Höhenkette, so waren die Ruderer ja auch schon im Winter in St. Moritz in der Höhe, um einen wiederholten Reiz zu setzen. Allerdings gibt es auch Menschen, die gar nicht davon profitieren.

Was ist Ihr Patentrezept, dass sich die Athleten bei den äußerst grenzwertigen Belastungen kaum Infekte einfangen?

Dr. Ulrich Kau: Entscheidend ist, dass man beginnende Infekte schnell erkennt und frühzeitig etwas dagegen unternimmt. Wenn sich ein Ruderer platt fühlt, mache ich mit ihm einen Schnelltest, wobei ich erkennen kann, ob er nur müde ist oder eine Krankheit im Anflug ist.

Und was tun Sie in einem solchen Fall?

Dr. Ulrich Kau: Dann werden in Absprache mit dem Bundestrainer Dieter Grahn die Belastungen kurzzeitig heruntergeschraubt. Viele Athleten nehmen im Vorfeld aber schon Sanuzella, einen Gesundheits-Cocktail, um Krankheiten vorzubeugen und die Regeneration zu verbessern. Weiterhin behandele ich auch oft Wirbelsäule, die Schwachstelle des Riemen-Ruderers.

Sie sind sozusagen der Arzt des Vertrauens der Ruderer.

Dr. Ulrich Kau (schmunzelt): Ich bin seit 2002 Arzt der Riemen-Ruderer aus Dortmund. Auch wenn ich meine Praxis in Oestrich-Winkel im Rheingau habe, stehen ich im ständigen Kontakt mit ihnen. Die Ruderer sind mir ans Herz gewachsen.

Eingesetzt haben Sie sich insbesondere für Paul Dienstbach aus dem Vierer ohne Steuermann, der ja aufgrund einer Krankheit leider nicht mit nach Athen fahren kann.

Dr. Ulrich Kau: Wir haben zwei Wochen lang alles versucht und zusammen gekämpft - und haben verloren. Das ist das Schlimmste.

Wie geht’s weiter mit Paul?

Dr. Ulrich Kau: Ich hoffe, dass es nach einer Basistherapie, die er im Moment durchzieht, besser und es für ihn ganz normal weitergeht.

Und was ist ihr größter Wunsch?

Dr. Ulrich Kau: Dass sich meine Arbeit hier auszahlt und die Jungs in Athen Medaillen holen werden.