25. Jan. 2006 | Panorama | von Arne Simann

10. Power Challenge in Osnabrück

Startplätze waren ebenso heiß begehrt wie knapp bei der zehnten Ausgabe des legendären Osnabrücker Power Challenge. Klimmzüge unter dem Motto „Rumble in the Jungle“ bis Hände und Stange glühen gehörten zum Standardrepertoire. Dreißig mehr oder weniger austrainierte Ruderer vom Freizeitsportler über U23-Weltmeister , Olympioniken bis hin zu Deutschlandachter-Recken war in der Sporthalle des Osnabrücker Rudervereins ein buntes und illustres Teilnehmerfeld am Start. Bevor Klimmzug-Legende und Chef-Organisator Brunon Derkes das Ruder aus der Hand und an seinen noch nicht offiziell nominierten Nachfolger weitergibt, hat der waschechte Osnabrücker noch einmal ein berauschendes Sport-Event für die 30 Teilnehmer und 300 Zuschauer bereitet. In einer gelungen Mischung zwischen Athletik, Kreativität, Show und einer Prise Sex zogen die Protagonisten Runde um Runde ihre zehn Klimmzüge in den verrücktesten Verkleidungen. Ob als Weihnachtsmann, im Abendanzug, nur in animierender Unterwäsche oder als martialischer Dominatrix mit Peitsche, auch das beste Kostüm nutzte nichts, wenn die Arme nicht reichten. Unter den streng-wachsamen Argusaugen von sechs bezaubernden Schiedsrichterinnen galt für alle Teilnehmer, ob 65 oder 105 kg die alte Klimmzug-Regel: Arme lang und Kinn über die Stange, sonst gibt es von den Referees kein grünes Licht und man ist ausgeschieden. Zu stimulierender Rock- und Discomusik präsentierten sich die Athleten in bestens präparierten Körpern an der Stange und zogen bis die Blutblasen platzen. Schließlich ging es nicht nur um den Gesamtsieg, sondern auch um die sexistischen Männer-Wertungen, die von sämtlichen anwesenden Damen und im Publikum gewählt wurden. Als Bonbon fürs Volk ziehen die Athleten nämlich ab der zehnten Runde mit freiem eingeölten Oberkörper oder nur noch in sexy Unterwäsche. Hierbei profitierte der 27jährige Oberhausener Ulf Siemes vom guten Geschmack der Zuschauerinnen und wurde mit seinem von vielen tausenden Trainingskilometern gemeißelten Oberkörper zum gleichnamigen Mr. gewählt. Sein Zweierpartner und Lokalmatador Jan Tebrügge überzeugte derweil nicht nur mit seiner schwarzen Ledermaske, sondern auch durch den Titel des Mr. Oberarm. Der Teilnehmer mit der weitesten Anreise, Christian Brokat vom RK am Wannsee Berlin, räumte den Mr. Bauch für das attraktivste Sixpack ab. Für den knackigsten Po wurde indes Publikumsliebling Lutz Ackermann gekürt, während sein Vereinskamerad Christian Ramb die Schärpe für die schönste Unterwäsche mit teilweise deutlichen Einblicken bekam. Last but not least räumte Hans-Günther Tiemann den Titel für die meisten Wertungen aus dem gut aufgelegten Publikum ab. Dann ging es aber wieder ins Rennen um den Gesamtsieg. Aufgrund des unglaublich gestiegenen Leistungsniveaus, sahen sich die Organisatoren gezwungen, den Modus in Runde 19, also nach 190 Klimmzügen drastisch zu verschärfen. Um wirklich den besten „Zieher“ des Abends zu ermitteln, mussten nun jede Runde zwei Klimmzüge mehr gemacht werden, also 12, 14, 16, 18 und 20 pro Runde. Als erster von den Favoriten musste Mr. Oberarm Jan Tebrügge die Segel streichen. Im direkten Vergleich mit dem ältesten Teilnehmer ,Kalle Gerken, machte der junge Mann aus dem Deutschland-Achter mit 263 Klimmzügen einen weniger als das bärenstarke 46jährige Urgestein aus Oldenburg, der viele jüngere Athleten scheinbar spielerisch hinter sich ließ. Christoph Spratte (Osnabrück) ließ als sechstletzter mit 284 Klimmzügen die Stange auf der Showbühne los. Hanno Wienhausen kam derweil als mit 285 Übungen auf Platz 5. Der Sieger von 2003, Andreas „Action-Andy“ Bergmann (ORV) blieb mit 311 Klimmzügen knapp hinter dem Sieger von 2004, Lutz Ackermann (ORV) mit 315 Wiederholungen. Im Finale ging es dann hochspannend her zwischen den beiden Endrundenteilnehmern aus Hannover. Angaria-Contest-Sieger, Andre Göbel (88kg, Angaria Hannover), duellierte sich mit dem zehn Kilo schwereren Tobias Kühne (Hannoverscher RC), der mit 98 kg zugleich der zweitschwerste Teilnehmer hinter Ulf Siemes war. Im letzten Set mussten die beiden Finalisten dann 24 Wiederholungen angehen. Unter dem lauten Mitzählen der tobenden Menge rutschte 28jährige Olympia-Finalist Tobi Kühne nach 23 Zügen vom Eisen und Architekturstudent Andre Göbel quälte sich mit letzter Willenskraft noch einmal über die Stange zum Gesamtsieg. Unter tosendem Beifall vom Osnabrücker Publikum konnte während der Siegerehrung mit Feuerwerk auf der Bühne, der Champagner standesgemäß geköpft werden. „Ich freue mich riesig über den Sieg hier beim Power Challenge. Nachdem ich mir im letzten Jahr noch einen Ermüdungsbruch in der Mittelhand zugezogen hatte, kam ich dieses Jahr heil von der Stange. Großes Kompliment aber an Tobi Kühne und Lutz Ackermann, die mir das Leben wirklich schwer gemacht haben und natürlich den Veranstalter, der einen Wahnsinns-Event auf die Beine gestellt hat“, jubelte der 25jährige Sieger aus der Landeshauptstadt. Das großartige Publikum feierte den „Power Challenge“ bis in die frühen Morgen in der Glückaufstrasse in Osnabrück-Eversburg und die ersten trainieren bestimmt jetzt schon wieder für das nächste Jahr.
Weitere Informationen unter
www.orv.de und wer sich einmal ansehen möchte wie so ein Wettbewerb grundsätzlich abläuft, kann sich einen kleinen TV-Spot (5min, 33MB) unter
www.klimmzugcontest.de und dann Sat1nachrichten herunterladen.