Trainerlegende Dr. Dieter Altenburg: "China hatte ich so stark erwartet"
Bundestrainer Dr. Dieter Altenburg steht direkt nach den letzten Siegerehrungen auf den Junioren-Weltmeisterschaften Rede und Antwort zum Abschneiden der Junioren-Nationalmannschaft, die er zum letzten Mal als Cheftrainer betreute.
Wie sieht ihre Einschätzung nach der JWM in China aus?
Wir hatten uns vorgenommen, dass wir alle Boote ins Finale bringen. Das ist uns gelungen. Meine interne Planung sah aus, dass wir 11 Medaillen und 4 Goldmedaillen holen. Man kann also von einem sehr guten Abschneiden sprechen, auch wenn eine Medaille fehlt. Die wurde durch einen Zufall zunichte gemacht, denn der Juniorinnen-Doppelzweier hatte in Führung liegend einen Krampf.
Da schossen direkt Gerüchte ins Kraut!
Ja, das kann ich mir vorstellen. Wir haben alles technische überprüft, doch bei der Schlagfrau Bär war alles in Ordnung. Der Doppelzweier lag mit drei Längen bei Streckenhälfte in Führung, als die Schlagfrau im linken Arm einen Krampf bekam. Sie hatte ein medizinisches Problem und konnte erst eine Stunde nach dem Rennen ihren Arm wieder halbwegs bewegen. Das ist natürlich eine Tragödie, denn nach den Vorleistungen war dies unsere sicherste Goldmedaille. Die Mädels waren höher eingeschätzt als der Junioren-Doppelzweier!
Welche Leistungen haben sie besonders überrascht?
Mit den Jahren hat man seine Erfahrungen. Als ich meinen deutschen Kollegen mitteilte, das ich damit rechne, dass die Chinesen die Hälfte aller Medaillen gewinnen, haben die es nicht geglaubt. Nun fühle ich mich bestätigt, denn China hatte ich so stark erwartet. Meine internationalen Kollegen hatten mir schon mitgeteilt, dass die Chinesen es ernst meinen. Aus deutscher Sicht waren die Großboote überragend, auch der Junioren-Doppelzweier hat mich voll überzeugt. Tina Manker hatte gegen diese Chinesin keine Chance, ist aber ein gutes Rennen gefahren. Auch Mathias Rocher hat toll gekämpft, aber der Bulgare war heute einen Tick besser!
Haben Sie die Leistung vom Doppelvierer der Junioren kommen sehen?
Die physiologische Seite war in diesem Jahr ähnlich gut, wie im letzten Jahr. Aber technisch hat es nicht gepasst, da es das Boot nicht weiter gekommen. Wenn es da einmal nicht läuft, dann kann man wenig ändern.
Wie sah die Vorbereitung der deutschen Mannschaft aus?
Wir hatten in diesem Jahr auf dem Wasser Bestzeiten auch im langjährigen Vergleich. Auch auf dem Stufentest hatten wir Bestwerte im Vergleich zu den Vorjahren. Daher haben mich gerade in den Kleinbooten die Chinesen überrascht, hier haben wir im Vergleich Federn lassen müssen. China ist superstark, da kommt auch in Zukunft einiges auf uns zu!
Haben Sie Informationen zu den Senioren-Mannschaften gewinnen können?
Die Chinesen rechnen in München mit 4 - 5 Goldmedaillen. Gerade der Frauenbereich ist sehr stark, auch bei den Männern haben die drei Top-Boote aufgebaut. Hier werden sich einige in Europa noch umschauen!
Sie haben viele Regatten vor Olympischen Spielen erlebt. Wie war es diesmal?
Die Bedingungen hier sind top, die Olympischen Spiele könnten morgen losgehen. In den Jahren davor habe ich viele Baustellen gesehen, hier ist schon alles da. Alles ist hier Hightech, die Logistik, die Technik und die Strecke sind fertig. Die haben hier sogar alle 250m eine top moderne Windmessung stehen, die haben richtig aufgerüstet. Auch die strengen Hierarchien haben die Chinesen nun flexibler gehandhabt, so dass man schneller seine Fragen beantwortet bekam.
Herr Dr. Altenburg, das waren ihre letzten Junioren-Weltmeisterschaften in der Gesamtverantwortung. Sie sind schon jetzt eine Trainerlegende. Wie sieht ihre persönliche Statistik aus?
Ich habe in meiner Verantwortung seit 1961 179 Medaillen insgesamt, davon 83 Goldmedaillen gewonnen. Da kann ich sehr zufrieden sein, glaube ich.
Vielen Dank!