23. Febr. 2008 | Panorama | von Oliver Palme, Pressesprecher

Rob Waddell demontiert Weltmeister Mahe Drysdale

Es gibt im Sport Auseinandersetzungen, die haben von Anfang an historische Dimensionen. Das spürt man, alleine wenn man die Geschichten rund um diese Kämpfe liest. Die KampfnWaddell gegen Drysdale ist schon jetzt die größte Geschichte, die es im Einer vor den Olympischen Spielen je gegeben hat. Die neuseeländischen Meisterschaften führten den Olympiasieger von 2000 Rob Waddell und den dreifachen Weltmeister Mahe Drysdale einmal mehr in die direkte Auseinandersetzung - Mann gegen Mann.

Drysdale hatte erst mit 19 mit der Sportart angefangen, sehr schnell den Titel im Skiff erringen können und dann nicht mehr abgegeben. Olaf Tufte, Marcel Hacker, Ondrej Synek und Alan Campbell konnte ihn auf den Titelkämpfen seit 2005 nicht schlagen, auch wenn Hacker in Eton dran war. So standen die Vorzeichen gut für das größte Talent, dass der Rudersport je gesehen hat. Denn Drysdale hatte die letzte, die dritte Wettfahrt gewinnen können. Zwar knapp, aber die Entwicklung sprach für den Weltmeister nach zwei überraschenden Niederlagen gegen den zwischenzeitlichen Segler Waddell.

Doch schon die Reaktion von Waddell ließ das Gefühl aufkommen, das sich hier eine gewaltige Aggression aufbaut. Denn Waddell reagierte überhaupt nicht nach dem dritten Rennen, nur Drysdale wiederholte immer wieder wie schädlich diese Trials für den langfristigen Trainingsaufbau sind. Waddel schwieg und zeigte heute seine unvorstellbaren psychischen Qualitäten. Er ruderte auf den ersten 1000 m wie entfesselt und legte sich mehr als 5 Längen vor Drysdale und den Rest des Feldes. 5 Längen - da wird es einsam an der Spitze, auch wenn man die Gegner im eigenen Heckwasser schlingern lässt.

Rob Waddell hat heute nicht nur ein Rennen gewonnen, er hat jedem Ruderer auf dieser Welt ein Manifest in das Trainingsbuch geschrieben. Trotz siebenjähriger Wettkampfpause, trotz einem dreimaligen Weltmeister im Einer hat er sich dieser ausweglosen Herausforderung gestellt. Heute hat er nicht nur zum dritten Mal im vierten Rennen gewonnen, sondern den amtierenden Weltmeister wie einen jugendlichen Ruderer vorgeführt. Was muss Waddell in den letzten Jahren im Team New Zealand frustriert gewesen sein, dass er zu dieser psychischen und physischen Leistung in der Lage ist. Drysdale hat schon einmal nach dem Unfall mit einem Jet Ski 2005 seine Nehmerqualitäten gezeigt, doch damals war Waddell nicht sein Gegner.