Wenn der Arzt mit ins Boot steigt
Geschichte eines Athleten: Dr. Michael Sauer, Co-Schlagmann LTA 4+
Als 12 jähriger wurde Michael Sauer von einem Freund mit zum Rudern in den Mannheimer Ruderclub 1875 e.V. genommen, wo er seit 1970 immer noch rudert. Da Michael sich schon damals für das Rennrudern begeisterte, trainierte er fleißig, nahm an dem Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ und später an Juniorenmeisterschaften teil und hatte viel Spaß und Freude dabei.
Ein Motorradunfall mit 18 Jahren setzte dem alles erstmal ein jähes Ende.
Drei Jahre später saß Dr. Sauer aber, trotz seiner rechtseitigen Unterschenkelamputation, wieder im Ruderboot und ruderte nun erstmal im Gigboot ohne Prothese wieder auf rheinischen Gewässern.
Bereits mit 16 Jahren wusste er, dass er Medizin studieren wollte. In Heidelberg und Mannheim schloss er das Studium ab und spezialisierte sich in der Orthopädie.
Beruf und Familie ließen ihm nur wenig Zeit seinen geliebten Rudersport auszuüben. Seine beiden Kinder kamen über die Schule ebenfalls zum Rudern und sein Sohn Johannes wurde vor zwei Jahren 2. der Juniorenmeisterschaft im Leichtgewichtsvierer o. Stm. und auch seine Tochter Elena hat für den Ludwigshafener RV einige Rennen gewonnen.
Später begann er als Mastersruderer wieder ins Rennboot zu steigen. Hierzu entwickelte er zusammen mit der Orthopädietechnik der Orthopädischen Klinik Schlierbach eine auf seine ruderischen Bedürfnisse zugeschnittene Prothese. Mit dieser Prothese konnte Michael nun auch im Rennboot wieder zusammen mit seinen Mastersruderkameraden rudern.
Als Michael Sauer im Jahre 2006 zufällig eine Fernsehübertragung von den Ruderweltmeisterschaften in Eton/England im EUROSPORT sah, erfuhr er erstmals konkret und visuell etwas über das Adaptive - Rowing. Ihn als Orthopäde begann das sehr zu interessieren. Zunächst bot er dem DRV seine Hilfe als Mannschaftsarzt an. Auf einem Sichtungslehrgang im März 2007 in Oberschleißheim/München stieg er selbst in das Boot und qualifizierte sich über die üblichen Qualifikationswege (Ergometertests, Leistungsdiagnostik etc.) für den LTA+ 2007.
Viele Trainingseinheiten, Trainingslager und Regatten bestimmten nun einen Teil seines neuen Ruderlebens, wobei sich für Michael bei der Weltmeisterschaft 2007 in München der Traum erfüllte, selbst einmal bei solch einem Ruderevent auf dem Treppchen ganz oben zu stehen.
Dr. Sauer ist nach eigener Einschätzung im Alltag ist er durch das Training viel fitter geworden. Er empfiehlt gehandicapten Sportlern, sich für das Rudern zu interessieren, zumal sich hier, auch durch gemeinsames Rudern mit Nichtbehinderten, eine tolle Möglichkeit der Integration über den Sport anbietet.
Seine früheren Bootskameraden organisieren in wechselnden Besetzungen im Vierer und Achter regelmäßige Trainingsmöglichkeiten auf dem Wasser um die nötigen Bootskilometer für ihren „Michel“ zu ermöglichen.
Auch wenn durch das sehr zeitaufwendige Training und die häufigen Abwesenheitszeiten die Praxis in den letzten 2 Jahren vernachlässigt werden musste, haben die meisten Patienten Verständnis für das sportliche Engagement und drücken „Ihrem Doc“ die Daumen.
Er freut sich aber riesig auf dieses für einen gehandicapten Sportler größte sportliche Erlebnis in Peking und glaubt an eine paralympische Medaille für sein Team im LTA 4 + .