05. Okt. 2009 | Wettkampfsport | von Arne Simann

Rund um Wannsee 3.10.2009

Rudern mit internationalen Topstars auf Berlinshistorischem Gewässer zwischen Agentenaustausch-Brücke und Wannsee - Tag der Legenden mit Iztok Cop und Katrin Boron

Zum achten Mal traf sich ein großer Teil der nationalen und internationalen Ruder-Elite am Feiertag der Deutschen Einheit in Berlin zum "längsten Achterrennen" der Welt. Die nahezu komplette Männerskull- und Frauenriemen-Nationalmannschaft kam gerne an den kleinen Wannsee, denn die hammerharte 15km-Langstrecke ist eine echte Herausforderung für Geist und Körper. Ein absoluter Leckerbissen für Ruderexperten und solche die sich dafür halten war natürlich die diesjährige Besetzung des "Allstarachters". BRC-Ikone Robert Sens lässt ja alljährlich alle seine weltweiten Beziehungen spielen, um die besten Sportler in die berühmte Berliner Luft zu locken.

Der komplette deutsche WM-Bronze-Doppelvierer war mit Karsten Brodowski, Tim Grohmann, Tim Bartels und Marcel Hacker als Herzstück des Allstar-Achters gesetzt. Verfeinert wurde diese explosive Mischung durch den BRC-Doppelzweier-Weltmeister Eric Knittel, durch den insgesamt siebenfachen und auch dieses Jahr frischgebackenen italienischen Weltmeister Stefano Basalini, U23-Weltmeister Martin Gulyas und nicht zuletzt den mit 21 WM- und Olympiamedaillen dekorierten erfolgreichsten aktiven Ruderer der Welt, Iztok Cop. In seiner Heimat bereits zu Lebzeiten eine Sportlegende. Dieses ausgewiesene Kracherteam wurde von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg gesponsort und musste sich beim spektakulären Massenstart morgens um 9 Uhr auf dem welligen Wannsee gegen knapp 40 andere Achter durchsetzen. Gejagt, wenn nicht sogar gehetzt, wurden die Allstars auf dem anspruchsvollen 15km-Rundkurs um die Wannseeinsel vom hauseigenen BRC-Achter, unterstützt von Askania Uhren von 1871, und einem DRV-Leichtgewichtsprojekt um Vierer-ohne-Weltmeister Matthias Schömann-Finck, das von Sponsor Caparol auf die lange und beschwerliche 15km-Reise geschickt wurde. Auch die polnischen Gäste von Lotto Bydgostia mit einigen U23-Weltmeistern an Bord machten mächtig Druck auf dem Mittelstück dieser einmaligen Rennstrecke. Wo früher noch Demarkationslinien, Grenzsperren, Stacheldraht und Wachtürme an die Teilung der Stadt erinnerten, haben die Rudersportler seit nunmehr 20 Jahren wieder freie Fahrt in die Freiheit. Bei dem spektakulären Massenstart konnten übrigens einige hundert Zuschauer hautnah auf dem Wannsee dabei sein. Denn die Wirtschaftspartner hatten es ermöglicht, dass das Publikum auf drei Fahrgastschiffen, davon 2 historische Dampfer aus dem 19 Jahundert, sowohl den Start, als den Zieleinlauf „zum Greifen nah“ mitbekamen. Erläutert wurde das sportliche Geschehen jeweils von den eloquenten und gut aufgelegten Robert Sens, Horst Wodetzki, Kathrin Boron, Uwe Graf und Hartmut Rose, die keine Fragen der begeisterten Zuschauer offen ließen und für reichlich Stimmung während des illustren Brunch an Bord sorgten.

Auch bei den Frauenachtern gab es einen "heißen Tanz" um den begehrten Siegerpokal. Die WM-Vierten, der deutsche Frauenachter von Coach Christian Viedt, bekam es mit einem Allstar-Achter um die Vize-Olympiasiegerinnen Ann-Kathrin Thiele und Britta Oppelt zu tun. Beide Boote fuhren vom Start weg absolute Kampflinie und ruderten auf Augenhöhe in Richtung Pfaueninsel. Doch durch einen überraschenden technischen Rollsitzdefekt im von der DRK-Schwesternschaft unterstützten Allstarboot verlor das Starboot mit Maren Derlin und LG-Einer-Weltmeisterin Pamela Weisshaupt den Anschluss und musste den BIG-Achter um Schlagfrau Ulrike Sennewald zähneknirschend ziehen lassen. Letztere zog das Tempo schließlich an und mit ihrer Mannschaft auf und davon in Richtung Tagessieg. Die BIG-Krankenkasse dürfte sich über diesen dominanten Erfolg ebenso gefreut haben wie der gesamte Frauenachter und Coach Viedt. „ Insgesamt waren nur elf Männer-Achter schneller als der Frauenachter. Das war eine nette und runde Veranstaltung und für uns ein guter Trainingsauftakt“, sagte Trainer Christian Viedt auf
www.frauenachter.de .

"Dies war unser erstes Rennen seit der WM in Polen und wir sind gleich mächtig gefordert worden. Und mit Schönrudern hatte das am Ende auch nicht mehr viel zu tun, aber wir haben gekämpft und uns durchgebissen. Jetzt freuen wir uns erst einmal über den Sieg und bereiten uns dann schon mal auf das Wintertraining vor", freut sich Kathrin Thiem vom HRC Hannover über den Pokal von Berlin. Ehrensache, dass die erfolgreichste Ruderin der Welt, Kathrin Boron, bei der feierlichen Siegerehrung auf der eigens installierten Showbühne einige Präsente mit übergab:" Letztes Jahr saß ich noch selbst mit auf dem Rollsitz im siegreichen Allstar-Achter, aber ich kann mich mittlerweile auch sehr gut mit der anderen repräsentativen Seite identifizieren und komme nach meinem Karriere-Ende auch recht gut ohne den Leistungssportalltag zurecht". Wobei die Mutter einer sechsjährigen Tochter doch mit Sicherheit immer noch eine Verstärkung für jedes Boot, egal ob Riemen oder Skull, wäre. Bei der stimmungsvollen Siegerehrung war zudem Prof. Dr. Nethe aus dem DRV Vorstand zugegen und als Ehrender bei den Mastersachtern aktiv.

Auch in der Konkurrenz der Junioren war ein absolutes Topniveau am Start. Mit einigen Junioren-WM-Siegern überragte das Team mit Kevin Rakicki, Paul Habermann, Tobias Oppermann, Bodo Schacher, Felix Krane, Alexander Rothe, Max Planer, Hanno Hagenström und Steuermann Moritz Kircher die Gegnerschaft aus Berlin und Polen und sicherte sich den begehrten Wanderpreis der "Ruderwerkstatt" von Marc Krömer.

"Wir sind ebenso überrascht wie erfreut über einen neuen Besucherrekord von über 1000 Zuschauern auf unserem BRC-Gelände. Dies zeigt, dass die Zuschauer die hohe Qualität des Sports, den wir Ihnen bieten, anerkennen und jedes Jahr mit noch mehr Freunden wiederkommen. Dies tun auch unsere zahlreichen Partner aus der Wirtschaft ohne die wir dieses riesige und ständig wachsende Projekt nicht hätten stemmen können. Wir wollen in Zukunft, analog zum erfolgreichen Rendsburger Kanalcup, das Herbstevent für das Frauen- und Adaptive-Rudern werden. Und natürlich möchten wir auch den weltbesten männlichen Skullern weiterhin eine solide Heimat anbieten, wenn auch "nur" im Achter" gibt sich Regattaleiter Uwe Graf am Nationalfeiertag stellvertretend für seine Kollegen Philipp Schmolling, Reinhard Budde und Gero Vollhardt zufrieden mit einem gelungenen Sportevent der Faszination Rudern.

Eine interessante Kombination präsentierte sich übrigens auch im Adaptive-Rudern. Der diesjährige Bronze-Vierer von der WM in Posen mit Marcus Klemp, Martin Lossau, Susanne Lackner und Anke Molkenthin mischte sich mit den WeltmeisterInnen und OlympiasiegerInnen Marita Gasch, Jutta Abromeit, Thoralf Peters und Frank Klawonn vom Master Ruder Club Berlin. Toll auch, dass diese gelungene Mischung es gemeinsam ins Mittelfeld der knapp 50 gestarteten Boote schaffte und damit zeigte, dass Adaptives und Masters auch in der offenen Klasse tollen und attraktiven Rudersport zeigen können. Ein Beispiel, dass vielleicht in Zukunft Schule macht.

Insgesamt war es ein bunter Rudertag mit zahlreichen Marktständen und Budenzauber am traditionsreichen BRC. DJ Guido Hermann untermalte alle visuellen Ruder-Ereignisse hervorragend mit passenden Melodien, während der bekannte RBB-TV-Moderator Harald Pignatelli gewohnt galant und charmant am Mikrofon durch den Feiertag führte. Der BRC-eigene TV-Star ruderte auch selbst im Duell der Medienpartner mit, in dem sich Hörer, Zuschauer und Leser von der RBB-Sendung ZIBB, Radio 1 und dem Tagesspiegel miteinander maßen und die 15km ebenfalls schadfrei und glücklich bewältigten. Alle drei Medien hatten im Vorfeld die achte Ausgabe von „Rund um Wannsee“ ausführlich lanciert und waren mit verantwortlich für den Besucheransturm.

Ruder-Weltmeister Detlef "Ted" Kirchhoff erwies sich auch als wahrer Weltmeister am glühenden Rost und verköstigte den ausgehungerten Besucheransturm mit einigen Zentnern geschmackvollem Grillgut. Optischer Reiz und Ohrenschmaus waren sicherlich auch die Auftritte der attraktiven Damen-Band Princess Cut, die die Zuschauer nicht nur mit ihren tollen Stimmen, sondern auch mit ihren Instrumenten in den Bann zogen. "Rund um Wannsee" wird auch am 3.Oktober 2010 wieder die Zuschauer anlocken und mit einem attraktiven Ruder-Event an die neu gewonnene alte Freiheit erinnern.

"Insgesamt lohnt sich der immense Kraftaufwand schon. Wir haben attraktiven Top-Sport und Wirtschaft zusammenbringen können und Zuschauer, Sportler, Sponsoren sowie Medien zufrieden gestellt. Alleine durch diese Kontakte haben wir einen neuen Partner für unseren BRC-Achter gewinnen können, der zuletzt viermal Deutscher Meister war und auch in der Ruder-Bundesliga 2010 erneut angreifen wird" zieht BRC-Sportvorstand ein positives Fazit für das Ehrenamt, stellvertretend für die gesamte ehrenamtliche Helfermannschaft des BRC von 1880. Das Ehrenamt lohnt sich also doch.

Randnotiz:

Auch Nationalruderer Jonas Schützeberg wurde mit "Unterarmgehstützen" an seinem Club gesehen. Der WM-Sechste aus dem LG-Achter von Coach Robert Sens musste sich jetzt nach der WM einer Knie-OP unterziehen, die nach einem Unfall im Frühjahr 2009 notwendig geworden war. "Ich habe mich durch die Saison gebissen und konnte auch Rudern. Aber jetzt musste ich leider doch noch mal unters Messer und versuche natürlich so schnell wie möglich wieder fit zu werden und das Knie stabil zu bekommen. Am liebsten wäre ich heute natürlich mitgerudert, es juckt einen doch schon gewaltig in den Fingern, wenn man nur zusehen kann, aber angesichts meiner Verletzung wollte ich meinen LG-Achter wenigstens mit anfeuern. Schade, dass die Jungs um Schlagmann Salvatore Di Somma (Fiamme Gialle) die beiden "dicken" Boote von BRC und Allstars nicht schlagen konnten", erzählt der 25jährige Sportstudent vom BRC am Rande des Geschehens. Das Team der Ruder-Bundesliga wünscht Gute Genesung.

  • Männer Achter SM 8+:
    Sieg für den All-Star-Achter
    Rgm. Berliner Ruider-Club / Frankfurter RG "Germania" / VK Bled / CS Forestale / RaW Berlin / Dresdner RC / Hallesche RV Zeit: 00:48:34 min
    Marcel Hacker(1977), Iztok Cop(1971), Stefano Basalini(1977), Karsten Brodowski(1985), Tim Bartels(1988), Tim Grohmann(1988), Eric Knittel(1983), Martin Gulyas(1987), St. Justus Walf(1987)
    Platz 2 für den BRC-Clubachter
    Rgm. Berliner Ruder-Club / RV Berlin v. 1878 Zeit:48:41 min
    Richard Lorenz(1991), Anton Kuzmenko(1991), Philipp Matthes(1989), Hagen Rothe(1990), Markus Kuffner(1984), Anton Braun(1990), Andreas Kuffner(1987), Adrian Bretting(1988), St. Axel Beutelmann(1972)
    Platz 3 für den Deutschen Leichtgewichts-Achter
    Rgm. Berliner Ruder-Club / Duisburger RV / RV Saarbrücken / RG Treis-Karden / Mainzer RV / Schweriner RG Zeit:> 00:48:58
    Ole Tietz(1987), Stefan Wallat(), Adam Freeman-Pask(), Axel Kort(), Olaf Beckmann(1984), Matthias Schömann-Finck(1979), Lukas Oberhausen(1990), Salvatore DiSomma(), St. Felix Erdmann(1978)
  • Frauen Achter SF 8+ („
    rudern.de “ berichtet am 04.10.09 hierzu.)
    Sieg für den DRV Frauen Achter
    Rgm. Hürther RG / Ribnitzer SV / Hannoverscher RC / Dresdener RV / RG Wiking Leipzig / RC Westfalen Herdecke / RV Saarbrücken / ORC Rostock / RV Zeit: 00:53:24
    Eva Paus(1984), Franziska Kegebein(1986), Kathrin Thiem(1988), Anika Kniest(1987), Kerstin Naumann(1981), Nadine Schmutzler(1984), Nina Wengert(1984), Ulrike Sennewald(1989), St. Laura Schwensen(1991)
    Platz 2 für den All-Star-Achter der Frauen
    Rgm. RG Wiking Leipzig / Rvg. Hellas-Titania Berlin / Mainzer RV / Potsdamer RG / Italienischer Ruderverband / ESV Schmöckwitz Berlin / Mainzer RV Zeit: 00:55:45
    Annekatrin Thiele(1984), Britta Oppelt(1978), Pamela Weisshaupt(1979), Daniela Reimer(1982), Klara Karches(1990), Gabriela Bascelli(), Clara Karches(1990), Maren Derlien(1975), St. Katrin Splitt(1977)
  • Junior-Männer-Achter JM 8+
    Sieg für die Rgm. Ruderklub am Wannsee Berlin / RV Empor Berlin / RC Havel Brandenburg / Bonner RG / RV Berlin v. 1878 / RC Magdeburg / Lübecker RG Zeit: 00:50:39
    Kevin Rakicki(1991), Paul Habermann(1991), Tobias Oppermann(1992), Bodo Schacher(1992), Felix Krane(1991), Alexander Rothe(1991), Flavio Holstein(1991), Oliver Mittelstädt(1993), St. Julian Melke(n.n)
    Platz 2 für die Rgm. Berliner Ruder-Club / Ruderklub am Wannsee Berlin Zeit : 00:54:12
    Hendrik Bartholomäus(1993), Victor Jacob(1992), Lenart Ahlhoff(1992), Felix Frischmuth(1992), Nils Ole Bock(1992), Clemens Barth(1992), Lucas Dittmann(1993), Martin Heim(1993), St. Moritz Kircher(1994)
  • Masters Frauen-Achter MW 8+ A-H
    Sieg für „Die Die Hurtigen Hühner“
    Rgm. Potsdamer RC Germania / Frauen Ruder-Club Wannsee / RC Havel Brandenburg Zeit: 00:57:29
    Susanne Borg(1967), Nadine Möller(1978), Corinna Blanckmeister(1968), Bettina Blanckmeister(1966), Antje Vieth(1977), Sylvia Hafemann(1960), Lissy Leue(1964), Corina Wartenberg-Zschuppe(1958), St. Bernd Michael Rüssmann(1946)
  • Masters Männer Achter C/43J
    Sieg für die Rgm. Berliner Ruder-Club / Hannoverscher Ruder-Club von 1880 Zeit: 00:51:48
    Matthias Horst(1966), Johannes Galandi(1970), Dirk Praga(1965), Stefan Kötitz(1970), Thomas Michael Vahrson(1960), Gert Schmidt(1964), Jens Kotte(1963), Sven Pfitzner(1963), St. Beate Sonntag(1973)
  • Masters Männer Achter D/50J:
    Sieg für den 1 21 Berliner Ruder-Club Zeit: > 00:52:28
    Dr. Frank-Roman Lauter(1961), Wolfgang Nickel(1956), Andree Quandt(1958), Dieter Graetz(1949), Jens Bock(1961), Dirk Zeitler(1961), Martin Weiß(1960), Till Heyer-Stuffer(1959), St. Uwe Joeks(1966)