05. Jan. 2010 | Elite | von Elke Hipler

Elke in Australien

Good day mates,

nachdem ich die gesamte Saison 2009 das Treiben der Mädels nur noch (aber dafür äußerst aufmerksam) aus der Ferne verfolgte, will ich mich nun endlich auch mal aus Australien melden. Seit Februar bin ich schon hier. Die Gelegenheit, nach Beenden von Ruderkarriere, Studium etc. ins Ausland zu gehen, konnte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Und so besorgte ich mir ein einjähriges „Work and Holiday“ visum, und es verschlug mich zunächst nach Sydney.

Knapp zwei spannende Monate lebte ich in einer großen WG im abgefahrenen Stadtteil Newtown, leider blieb die Jobsuche erfolglos und auf Dauer ziemlich deprimierend. Daher beschloss ich, erst einmal den Rest des Sommers zu nutzen, und mit meiner Ex-Ruderkollegin Josi Wartenberg (die ja bekanntermaßen auch ein paar Monate Down Under verbrachte) per Campervan in Neuseeland zu reisen. Das war großartig, wir haben eine Menge erlebt, sind auf dem Lake Karapiro gerudert, Fallschirm gesprungen und viel herumgekommen. Ende April kam ich dann zurück nach Australien und beschloss, mein Glück in Melbourne zu suchen. Diese Stadt war mir von Anfang an sehr sympathisch, vor allem wahrscheinlich wegen der vielen Ruderer… Gleich bei meinem ersten (völlig unangemeldeten) Auftauchen an den Bootshäusern wurde ich wärmstens empfangen. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als mich viele sogar ohne meine Dreadlocks erkannten!

Und so hat es dann auch nicht lange gedauert, bis ich in ein Haus mit Ruderern zog und ziemlich schnell in die Ruderszene eingesogen wurde: Im November bin ich beim „Head of the Yarra“, einem Langstrecken-Rennen im Achter, mitgerudert. Mein Verein ist der Mercantile RC, und zusammen mit ein paar weiteren ehemaligen bzw. aktuellen Nationalmannschaftsmitgliedern war unser Clubachter ziemlich gut besetzt. Ärgerlicherweise haben wir gegen Melbourne Uni Boat Club, in dessen Boot ähnlich gute Ruderinnen saßen, knapp verloren.

Es ist toll, die Mädels, gegen die ich schon so viele Male auf World Cups und Weltmeisterschaften gerudert bin, endlich mal persönlich kennen zu lernen. Melbourne ist wirklich ein Rudermekka und fast alle Vereine sind am Ufer des Yarra nebeneinander aufgereiht, mitten im Stadtzentrum. Rudern tun wir allerdings nur ein paar mal pro Woche, die „social events“ überwiegen glücklicherweise für mich! Inzwischen scheint es mir unglaublich, dass man sich auf internationalen Regatten kaum mit seinen Gegnern unterhält!

Nach langer Suche habe ich endlich auch Arbeit gefunden: Von Juni bis November arbeitete ich als Research Assisstant am Australian Research Centre for Urban Ecology an der Universität von Melbourne, und seit August zusätzlich auch noch bei Parks Victoria (die staatliche Nationalparkverwaltung). Ich bin Diplom-Geographin und meine post-universitäre Weiterbildung in Geo-Informationssystemen zahlt sich wirklich aus.

Neben dem Rudern habe ich ein paar Ausflüge in alternative Sportarten unternommen: Radrennen, Bahnradfahren, Surfen, Yoga, Schwimmen, Laufen, Kite surfen, Basketball, Skifahren, Paragliden, Wandern, ein paar Triathlons… in dieser Stadt kann man den vielen Sportmöglichkeiten einfach nicht entkommen, und ich kann meinen Bewegungsdrang ganz gut stillen!! Vor allem da ich direkt am Strand wohne, an der Haupt-Rennradstrecke. Jeden Morgen und am Wochenende rasen Tausende von Radfahrern an unserer Haustür vorbei.

Aber so gerne mich die Rudertrainer vom VIS (Victorian Institute of Sport) auch in ihrer Trainingsgruppe hätten, bisher habe ich mich erfolgreich vom „richtigen“ Leistungssport ferngehalten und plane auch nicht, wieder dorthin zurückzukehren.

Seit Weihnachten arbeite ich nicht mehr und genieße seitdem den australischen Sommer. Ich habe noch einen guten Monat übrig und eine handvoll Pläne: Einen weiteren Triathlon, Paragliden, Wandern, Surfen mit Freunden, und sogar auch Rudern: Mit meiner ehemaligen (und langjährigen) Konkurrentin Emily Martin plane ich, Ende Januar im Zweier auf einer Regatta zu starten. Falls wir es bis dahin hinkriegen, zwei bis dreimal pro Woche ins Boot zu steigen. Wir wollen das ganze ja nicht zu ernst nehmen…

Im Februar läuft mein Arbeitsvisum also aus und ich muss mich in Deutschland auf Jobsuche begeben. Wir sehen uns sicherlich auf der ein oder anderen Regatta – als Zuschauerin!

„Go, Frauenachter!“

See ya! Elke